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Sepp und das Millionending

Sepp und das Millionending

Titel: Sepp und das Millionending
Autoren: Helmut Höfling
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ins Mozart-Gymnasium ging.
    Der zweite Mann in dem dunkelgrauen Anzug mit den feinen Nadelstreifen wäre dem dicken Willem bestimmt fremd gewesen. Dieser Herr hieß Dr. Bienert und war der Museumsdirektor.
    Der dritte Mann, untersetzt und mit Händen wie Schaufeln, war Kommissar Beiz von der Kriminalpolizei.
    Eben erst hatten sich die Herren begrüßt, ernst und sachlich, und kaum hatten sie Platz genommen, als der Schuldirektor auch schon wissen wollte: „Nun, Herr Kommissar, um es gleich vorweg zu sagen — aus Ihrem Anruf vor zehn Minuten bin ich nicht ganz klug geworden. Sie haben da etwas von Dürers Kupferstich ‚Ritter, Tod und Teufel’ erzählt und von einigen Schülern dieser Anstalt, die Ihnen da vielleicht irgendwie behilflich sein könnten.“
    „Ja, das ist richtig, Herr Direktor. Gestern mittag ist nämlich im Museum dieser Kupferstich von Dürer gestohlen worden.“
    „Nein!“ rief der Schuldirektor und blickte entsetzt in die Gesichter der drei Herren ihm gegenüber — doch deren ernstes Nicken bestätigte nur allzu deutlich die Worte des Kriminalbeamten.
    Erläuternd fuhr der Kommissar fort: „Leider doch! Wenn es auch auf den ersten Blick so aussah, als sei gar nichts geschehen. Aber es dürfte schon jetzt erwiesen sein, daß der echte Dürer gestohlen ist und dafür eine Fälschung im Museum hängt.“
    „Aber — aber das wäre ja ein unersetzbarer Verlust!“ rief der Direktor aus.
    „Falls wir das Werk nicht wiederfinden“, fügte der Kriminalbeamte hinzu.
    „Ich verstehe nur nicht, was meine Schüler damit zu tun haben sollen.“
    „Sehr einfach“, entgegnete der Kommissar dem Schuldirektor. „Vielleicht können sie uns helfen, das Werk zu finden — oder vielmehr den Dieb.“
    „Aber wieso denn?“
    „Nun, Herr Direktor, in den letzten Tagen waren die Schüler der neunten Klasse im Museum, um sich unter anderem diesen Kupferstich von Dürer genau anzusehen. Sie sollen nämlich heute einen Klassenaufsatz darüber schreiben.“
    „Soso, schon möglich. Ich bin natürlich nicht über alle Einzelheiten in jeder Klasse unterrichtet. Aber woher wissen Sie das, Herr Kommissar?“
    „Von Herrn Krekel hier.“ Der Kommissar deutete auf den alten weißhaarigen Mann, der verlegen auf seinem Stuhl rutschte, als sein Name fiel.
    „Herr Krekel ist Museumswärter, und am Donnerstagmittag, also gestern, kurz bevor das Werk gestohlen wurde, haben ihn vier Jungen nach dem Saal gefragt, wo es zu finden sei. Dabei sind sie mit Herrn Krekel ins Gespräch gekommen und haben ihm erklärt, sie seien im Beethoven-Gymnasium Schüler der neunten Klasse und ihr Lehrer habe sie ins Museum geschickt, weil sie über den ‚Ritter, Tod und Teufel’ morgen einen Aufsatz schreiben müßten.“
    Der Kriminalbeamte machte eine kurze Pause und wandte sich mit einem Seitenblick an den Museumsdiener: „So war es doch, Herr Krekel — oder?“
    „Ja, genauso, Herr Kommissar.“
    „Am besten erzählen Sie jetzt dem Herrn Direktor, was weiter geschehen ist.“
    Der Museumsdiener setzte sich noch einmal zurecht, ehe er zu berichten begann: „Tja, also ich weiß nur, daß die Jungen zum Saal VIII gegangen sind. Und nachher, sagen wir zehn Minuten später oder auch eine Viertelstunde, da sind sie ganz aufgeregt zurückgekommen und haben behauptet, der Stich sei weg.“
    „Was ja wohl auch stimmte, wenn ich bisher alles richtig verstanden habe“, warf der Schuldirektor ein.
    Der alte Mann nickte. „Ja — das heißt eigentlich nein. Denn als ich mit den Jungen in den Saal VIII kam, da hing der Stich da.“
    „Also war er doch nicht weg?“
    „Für den gewöhnlichen Betrachter war er da“, erläuterte der Kriminalkommissar dem Schuldirektor die Lage. „Und deshalb mußte Herr Krekel verständlicherweise annehmen, die Jungen hätten ihm einen Streich gespielt, ihn zum Narren gehalten. Deshalb hat er ihnen auch ganz schön den Marsch geblasen. Aber nachher sind ihm doch Bedenken gekommen. Er hat sich mit seinen Kollegen darüber unterhalten, die zum Teil mitgehört hatten, wie Herr Krekel die vier Burschen zurechtgewiesen hatte.“
    „Aber keiner von uns hat erkannt, daß da eine Fälschung hing“, bekannte der Museumsdiener. „Wer hätte auch an so was gedacht! Dahinter ist erst Herr Direktor Dr. Bienert gekommen.“
    Gespannt blickte der Schuldirektor zum Museumsdirektor hinüber, der jetzt zum erstenmal das Wort ergriff.
    „Leider habe ich erst heute morgen von der Sache gehört. Gestern war ich
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