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Sepp und das Millionending

Sepp und das Millionending

Titel: Sepp und das Millionending
Autoren: Helmut Höfling
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groß wie Spiegeleier, als er Sepp anblickte, und seine Hände ballten sich zu Fäusten. Er war gereizt wie ein Stier, dem der Torero die rote Capa vor die Nüstern hält.
    „Willst du damit sagen, ich hätte das Bild gestohlen?“ knurrte er und schüttelte drohend die Fäuste.
    „Eine dümmere Frage hättest du gar nicht stellen können“, tadelte Sepp ihn. „Wir wissen ja wohl alle, daß du das Bild überhaupt nicht haben kannst. Wo auch?“
    „Aber es ist doch weg!“ rief Flöhchen.
    „Also muß nach Willem noch jemand hier gewesen sein“, folgerte Männe.
    Sepp nickte bestätigend. „Natürlich.“
    „Und wer?“ fragte Männe.
    Sepp zuckte die Achseln. „Wie soll denn ich das wissen? Vielleicht jemand vom Museum selbst.“
    „Und warum?“ wollte Willem wissen.
    „Ihr könnt einem aber auch Löcher in den Bauch fragen!“ rief Sepp unwillig. „Erkundigen wir uns doch mal bei dem alten Museumsdiener, der uns vorhin hierhergeschickt hat.“
    Mit diesem Vorschlag waren alle einverstanden. Sie verließen geschlossen den Saal und eilten den Gang hinunter in Richtung auf den Ausgang zu, denn dort hatten sie vorhin den alten Museumsdiener angetroffen. Sie brauchten nicht lange zu suchen, denn gerade als sie am Saal III Vorbeigehen wollten, trat ihnen der Alte in den Weg.
    „Nanu, ihr seid ja noch immer hier?“ wunderte sich der Wärter. „Ich habe gedacht, ihr wärt vorhin schon mal hier vorbeigekommen und hättet das Museum längst wieder verlassen.“
    „Das wollten wir auch!“ erklärte Sepp. „Aber dann sind wir zurückgekehrt, um uns das Bild noch einmal anzusehen. Und jetzt — jetzt ist es fort!“
    „Fort?!“
    „Ja“, bekräftigte Willem Sepps Worte. „Gestohlen!“
    Der Wärter erbleichte und blickte mit hastigen Augen von einem zum anderen.
    „Macht keine faulen Witze, Jungs!“
    „Es ist tatsächlich nicht mehr da“, versicherte Flöhchen.
    Und Sepp fuhr an den Museumswärter gewandt fort: „Deshalb wollten wir Sie fragen, ob Sie nicht wüßten, wo es hingekommen ist.“
    „Aber wieso denn?“
    „Vielleicht hat es jemand vom Museum abgehängt?“ vermutete Sepp.
    Verneinend schüttelte der Wärter den Kopf und stammelte dann: „Davon weiß ich nichts — und ich — ich meine, wir alle hier müßten doch etwas davon wissen!“
    Verdutzt schauten die vier Freunde den Museumsdiener an. Sprach er tatsächlich im Ernst — oder hielt er sie zum Narren?
    Diese Frage wurde sogleich durch den alten Mann selbst entschieden, als er vorschlug: „Da muß ich sofort selbst mal nachsehen. Vielleicht habt ihr euch auch nur im Saal geirrt.“
    „Nein“, versicherte Sepp, „wir waren bestimmt im Saal VIII.“
    Mit eiligen, erregten Schritten strebte der Museumsdiener dem Saal VIII zu. Gespannt folgten ihm die Jungen, und der dicke Willem konnte es sich nicht verkneifen, Sepp eins auszuwischen mit der Bemerkung: „Na, wer hat recht gehabt — du oder ich?“
    „Abwarten und Tee trinken!“
    „Jedenfalls hat niemand vom Museumspersonal das Bild abgehängt.“
    „Und genausowenig ist bis jetzt bewiesen, daß jemand es gestohlen hat“, entgegnete Sepp.
    „Dann bliebe also nur noch die Möglichkeit, daß es sich in Luft aufgelöst hat — nach deiner Theorie!“ schloß der dicke Willem bissig.
    Sie hatten jetzt den Eingang zum Saal VIII erreicht — allen voran der weißhaarige Museumsdiener.
    Gleich geht das Donnerwetter los! dachte der dicke Willem. Dann drückt der Wächter auf einen Knopf, und die Alarmsirene heult los. Automatisch werden alle Türen geschlossen, und der Dieb sitzt in der Falle — falls er überhaupt noch im Museum ist. Und wenn sie ihn erwischt haben, dann komme ich groß in die Zeitung: Vierzehnjähriger Schüler bringt international berüchtigten Bilderdieb zur Strecke! Und wenn ich dann dadurch schlagartig berühmt geworden bin — dann kann mich der Pöttgen überhaupt nicht mehr sitzenlassen. Das ist so klar wie Kloßbrühe...
    Aber ebenso klar wie Kloßbrühe war, was nun folgte: Das Donnerwetter brach tatsächlich los, allerdings nicht so, wie sich der dicke Willem das vorgestellt hatte.
    Ohne nach links und rechts zu schauen, war der Museumsdiener in den Ausstellungssaal hineingestürmt — den Blick geradeaus gerichtet, auf die Stelle an der Wand, wo das bewußte Dürer-Werk hängen mußte — oder vielmehr nicht mehr hing, wie die vier Jungen behauptet hatten.
    Aber es hing da!
    Kein Zweifel: Das war der berühmte Kupferstich „Ritter, Tod und
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