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Sepp und das Millionending

Sepp und das Millionending

Titel: Sepp und das Millionending
Autoren: Helmut Höfling
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versuchte Sepp ihn zu beschwichtigen.
    „Bin ich ja gar nicht. Aber streng mal dein Köpfchen ein bißchen an. Du bist doch sonst so ein kluges Kind.“
    „Gut, dann schlage ich Donnerstag vor — den letzten Tag vor der Klassenarbeit.“
    „Das“, behauptete Männe, „habe ich bereits vor einer halben Stunde gesagt.“
    „Ja, Männe, aber du hast sicher nachmittags gemeint.“
    „Klar, morgens haben wir doch Schule.“
    „Aber nur bis halb zwölf“, fuhr Sepp ruhig fort. „Wie wär’s, wenn wir gleich danach ins Museum gingen? Dann haben wir den ganzen Nachmittag für uns, und abends können wir noch ins Müngersdorfer Stadion zum Pokalspiel gehen.“
    „O. k., Sepp. Dann kommen wir am Donnerstag am besten alle mit den Fahrrädern zur Schule“, schlug Willem vor, „damit wir danach in fünf Minuten beim Museum sind.“
    „Gut!“ bestätigte Sepp. „Und heute nachmittag treffen wir uns um drei Uhr zum Fußballspielen.“
    „Klar wie Kloßbrühe“, rief der dicke Willem aus. Nun, wenn Willem und seine Wölfe — so nannte sich das Rudel von dreizehn- bis fünfzehnjährigen Jungen — jetzt schon geahnt hätten, was für eine Entdeckung sie im Museum machen sollten und was für Folgen diese Entdeckung nach sich ziehen würde — dann hätten sie vor Aufregung nicht mehr geschlafen und keine Nerven mehr dazu gehabt, sich die Zeit mit Fußballspielen zu vertreiben!
    Aus dem geplanten gemeinschaftlichen Museumsbesuch der Wölfe am Donnerstagvormittag wurde allerdings nichts. Zwei von ihnen waren erkrankt und überhaupt nicht zum Unterricht erschienen; andere hatten das Museum bereits an den Tagen vorher besucht.
    So war das Rudel auf vier Wölfe zusammengeschrumpft: auf Sepp, den dicken Willem, Männe und Flöhchen.
    Sobald der Unterricht um halb zwölf beendet war, schwangen sie sich auf ihre Drahtesel und fuhren durch die Kölner Innenstadt zum Museum. An der Kasse lösten sie vier Schülerkarten und betraten dann die Eingangshalle.
    Allein das Wort „Museum“ rief in ihnen schon die Vorstellung von zentimeterdickem Staub und gähnender Langeweile hervor. Aber wie sie schnell — bewußt oder unbewußt — feststellten, war ihr Vorurteil falsch. So muffig wirkte das alles auf den ersten Blick gar nicht, sondern vielmehr feierlich und erhaben, und unwillkürlich senkten die Jungen die Lautstärke ihrer Stimmen und flüsterten nur noch.
    Eine Fülle von Eindrücken bestürmte sie, und ihr Staunen wuchs und wurde immer größer. Zugleich wurden sie immer verwirrter, je mehr neue Gemälde, Kohlezeichnungen, Kupferstiche und Federskizzen sie in jedem weiteren Ausstellungssaal betrachteten.
    „Ich habe jetzt schon so viele Bilder gesehen, daß ich gar nicht mehr weiß, was ich alles gesehen habe“, meinte der dicke Willem schließlich.
    „Mir dreht sich auch schon alles vor den Augen“, fügte Flöhchen hinzu.
    Männe gähnte. Das viele Anschauen hatte ihn ermüdet. „Aber den ;Ritter, Tod und Teufel’ haben wir immer noch nicht entdeckt“, meinte er. „Bis wir das Bild gefunden haben, können wir uns noch dumm und dämlich suchen. In den vielen Sälen hier findet man sich sowieso nicht zurecht.“
    „Fragen wir doch mal einen der Museumsdiener hier“, schlug Sepp vor. „Die wissen das bestimmt.“
    „Warum bist du nicht gleich darauf gekommen, Sepp?“
    „Immer soll mir alles einfallen!“ antwortete Sepp.
    „Du bist ja auch der Allerschlaueste in der Klasse — gleich nach Brillenschlange. Und da der jetzt nicht hier ist, mußt du schon allein nachdenken“, meinte der dicke Willem.
    Als sie den Saal IV verließen und in den angrenzenden Ausstellungsraum hinüberwechselten, begegnete ihnen einer jener Männer, die in allen Museen der Welt geräuschlos wie Schatten umherstreifen und darüber wachen, daß keine Kunstgegenstände beschädigt oder gar gestohlen werden. Der weißhaarige alte Mann, der wie auf Filzpantoffeln über den ölglatten Parkettboden zu gleiten schien, musterte die vier Jungen durch seine randlose Brille. Er trug eine blaue Dienstkleidung wie alle Saalwärter in diesem Museum.
    Sepp trat auf ihn zu, gefolgt von den anderen, und erkundigte sich höflich: „Entschuldigen Sie bitte, wir suchen das Bild ‚Ritter, Tod und Teufel’.“
    „Soso, und warum gerade diesen Kupferstich?“ wollte der Museumsdiener wissen.
    „Wir sollen morgen einen Aufsatz darüber schreiben“, fiel Flöhchen eilfertig ein. „Die ganze Klasse.“
    Verständnisvoll nickte der
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