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Sei mein Stern

Sei mein Stern

Titel: Sei mein Stern
Autoren: Amanda Frost
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früh am Morgen war, lag die Vermutung nahe, dass der heutige Tag erneut extreme Schwüle bringen würde. Heiße Luft aus den Tropen hatte die Temperaturen während der letzten Tage in schweißtreibende Höhen getrieben, und allem Anschein nach litt München noch stärker unter der Hitze als Berlin.
    Aus den Unterlagen, die Carsten ihr überlassen hatte, war hervorgegangen, dass sich das Anwesen seit einem halben Jahr im Besitz eines Ehepaars namens Valerie und Rafael Graf befand. Beide schienen Kontakte in das Showbusiness zu unterhalten, nicht aber in den IT-Bereich. Sogleich ins Auge gestochen war ihr jedoch, dass das Hotel beim Erwerb bis auf den letzten Cent bar bezahlt wurde. Und jetzt, wo sie davorstand, konnte sie ausschließen, dass dieses prunkvolle Gebäude aus irgendeiner Portokasse finanziert worden war.
    Zielstrebig betrat sie die mit weißem Marmor ausgelegte Lobby, nur um im nächsten Moment bass erstaunt abzubremsen. Die geräumige Halle ähnelte dem Werbekatalog eines Reisebüros. Die schönsten Plätze der Welt waren auf atemberaubenden Fotos verewigt worden und zierten rundum die Wände. Silberne Bilderrahmen schimmerten in der Morgensonne, die durch die hohen Fenster fiel, und gaben der Hotellobby einen vornehmen Touch. Janas Blick glitt über Ayers Rock, den Tafelberg und die Golden Gate Bridge, bevor er auf der Skyline von Manhattan landete und ihren Herzschlag einen Moment lang aussetzen ließ.
    Für den Bruchteil einer Sekunde war sie wieder vor Ort, hörte das Getöse der einstürzenden Wolkenkratzer und die markerschütternden Hilfeschreie unschuldiger Menschen. Mit äußerster Kraftanstrengung lenkte sie ihre Konzentration auf eine gleichmäßige Atmung und hatte sich ein paar Herzschläge später in die Realität zurückgekämpft. Zielstrebig marschierte sie auf die in Mahagoni gehaltene Rezeption zu, hinter der eine zierliche blonde Frau sie erwartungsvoll anlächelte.
    „Wer reist denn hier so viel?“, setzte Jana mit einem Seitenblick in Richtung der Aufnahmen an.
    Prompt tanzten Fünkchen des Glücks durch die himmelblauen Augen der Blondine. „Mein Mann und ich, wir sind richtiggehend süchtig danach.“
    Jana nickte anerkennend. „Ein schönes Hobby. Ich komme auch viel herum. Ich bin freiberufliche Journalistin. Heute wurde ich zum Beispiel völlig überraschend nach München beordert, um eine Reportage über die Münchner Schickeria aus dem Boden zu stampfen.” Ohne mit der Wimper zu zucken, ging ihr diese aalglatte Lüge über die Lippen. Carsten hatte sie ausgebildet, und er war der Beste.
    Sie stützte sich mit einem Ellbogen auf den Tresen. „Eine Freundin hat mir Ihr Hotel ans Herz gelegt. Ich weiß, es ist noch sehr früh am Morgen, und ich bin momentan außerstande, mich bezüglich meiner Aufenthaltsdauer festzulegen. Hätten Sie vielleicht trotzdem ein Zimmer für mich?“
    Die Blondine reichte ihr lächelnd die Hand. „Kein Problem, das bekommen wir schon hin. Ich bin übrigens Valerie Graf. Fühlen Sie sich bei uns wie zu Hause. Es stehen zwei freie Zimmer zur Verfügung. Natürlich können Sie auch in eine Suite umziehen, sollten sie tatsächlich länger bleiben. Die nächste wird übermorgen frei.” Sie warf einen kurzen Blick auf die goldene Kreditkarte, die Jana salopp zutage gefördert hatte, winkte zu Janas Erstaunen jedoch lässig ab und hetzte um den Tresen herum. „Ach, das regeln wir später. Kommen Sie, Frau Iwanow, Sie können sich ein Zimmer aussuchen.“
    Gänzlich überrumpelt von dieser Herzlichkeit folgte Jana dem quirligen Persönchen mit den engen Jeans und dem bauchfreien T-Shirt in einen hochmodernen Glasfahrstuhl. Kurz darauf hämmerte die Hotelbesitzerin jedoch fieberhaft auf den Bedienknöpfen herum, da der Lift hartnäckig seine Dienste verweigerte.
    „Verdammter Mist!“, fluchte die junge Frau schließlich unbeherrscht los. „Es tut mir leid, aber ich fürchte, wir müssen die Treppe nehmen. Kommen Sie, ich helfe Ihnen mit dem Gepäck.“ Hastig griff sie nach Janas Trolley und wuchtete ihn mit einer Leichtigkeit hoch, die man ihr mitnichten zugetraut hätte. „Tja, mein Schwager ist momentan zu Besuch. Und er kann einfach die Finger nicht von technischen Geräten lassen. Seit er an dem Fahrstuhl herumgebastelt hat, bringt dieser nur noch Fehlermeldungen. Aber keine Angst, ich sorge dafür, dass er schnellstmöglich instand gesetzt wird.“
    Interessiert blickte Jana auf. „Ihr Schwager ist Techniker?“
    Valerie zögerte einen
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