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Sei mein Stern

Sei mein Stern

Titel: Sei mein Stern
Autoren: Amanda Frost
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Not wartet die Lufthansa auch gerne mal auf ihre First-Class-Gäste.“
    Er bedachte Jana mit einem schlüpfrigen Augenzwinkern. „Ein kleines Dankeschön für meine Mühe?“ Mit geschwellter Brust marschierte er auf sie zu und griff nach ihren Oberarmen. Im nächsten Moment flog er strampelnd durch die Luft, bevor er mit einem lauten Ächzen rücklings auf den Teppich klatschte. Klirrend krachte eine goldene Stehlampe neben ihm zu Boden, wobei der Lampenschirm sich löste und wie ein Hütchen auf dem Kopf des vermeintlichen Computerfreaks landete. Völlig entgeistert glotzte er Jana an, brachte aber kein weiteres Wort über die Lippen.
    „ Ich , ganz allein, entscheide, wer mich anfasst!“, knurrte Jana und unterdrückte das heftige Verlangen, ihm zusätzlich einen Tritt in die Kronjuwelen zu verpassen. Sie schnappte ihren Laptop, und noch ehe Klaus-Dieter begriffen hatte, dass sie genauso wenig auf ihn wartete wie die Lufthansa, die vermutlich Ryanair hieß und in der er ganz sicher nicht First Class reiste, hatte sie das Zimmer schon mit großen Schritten verlassen.
     
    Bis zum Abend waren Jana alle Informationen, die ihr der BSC zur Verfügung gestellt hatte, in Fleisch und Blut übergegangen. Das war der zeitraubende Teil der Arbeit, der niemals in einem Agententhriller demonstriert wurde. Sie war gezwungen gewesen, die persönlichen Daten jedes einzelnen Hotelgastes sowie der Angestellten und der Besitzer samt Bruder unter die Lupe zu nehmen. Was jedoch zu keinem eindeutigen Ergebnis geführt hatte. Zwei Gästen, die in IT-Firmen beschäftigt waren, hatte sie bereits gründlich auf den Zahn gefühlt, ihnen aber rein gefühlsmäßig nicht den Hacker-oder Terroristenstatus verliehen.
    Einzig die Tatsache, dass Valeries Mann mitsamt Bruder erst vor nicht allzu langer Zeit wie aus dem Nichts in Deutschland aufgetaucht war, ließ alle Alarmglocken in ihrem Kopf auf einmal schrillen. Angeblich waren die Brüder als Kinder in die Staaten ausgewandert und vor Kurzem zurückgekehrt. Noch dazu hießen sie ausgerechnet Schmitt, ein Name, der so häufig war, dass man ihn mehr schlecht als recht nachverfolgen konnte. Und auch wenn Rafael bei der Hochzeit Valeries Nachnamen, nämlich Graf, angenommen hatte, waren das für Janas geschultes Agentengehirn ein paar Zufälle zu viel.
    Doch leider Gottes würde sie Carstens Hilfe benötigen, um tiefer gehende Informationen aus den Staaten zu erhalten, denn nur er verfügte über die notwendigen Kontakte. Und nichts ging ihr mehr gegen den Strich, als auf sein Wohlwollen angewiesen zu sein.
    Frustriert griff sie nach dem Handy, fiel damit rücklings aufs Bett und ließ die Ereignisse des Morgens erneut vor ihrem geistigen Auge Revue passieren. Was hatte sie empfunden, als er sie geküsst hatte?
    Wut? Demütigung?
    Doch dummerweise schwelte da auch immer noch ein Fünkchen Lust. Nicht umsonst hatte sie diesen Mann einmal mit einer alles verzehrenden Glut geliebt. Eine Glut, die wohl nur jemand an den Tag legen konnte, in dessen Adern russisches Blut floss.
    Drei Jahre nach den Anschlägen aufs World Trade Center hatte sie in Hamburg ihr Journalistikstudium zu Ende gebracht, mit der erklärten Absicht, ihr zukünftiges Leben der Aufdeckung terroristischer Aktivitäten zu widmen. Binnen kürzester Zeit hatte sie zwei Bücher veröffentlicht, die sich mit den Hinterbliebenen von Terroropfern befassten.
    Während der Recherche war sie ihm dann zum ersten Mal begegnet. Bei einer Pressekonferenz hatte Carsten Roth, ein angeblicher Regierungssprecher, einen beeindruckenden Vortrag über Terrorismusbekämpfung gehalten. Voller Neugier hatte sie ihm hinterher aufgelauert und um eine Privataudienz gebeten, die er ihr ohne Umschweife gewährt hatte. Und noch am selben Abend hatte sie sich Hals über Kopf in den groß gewachsenen, sportlichen Berliner verliebt, der ihr auf Anhieb eine Nuance verwegener und gerissener vorgekommen war als andere Männer.
    Im Eiltempo war sie mit Carstens Zutun zuerst in den Bestsellerlisten und anschließend in seinem Bett gelandet. Und erst Monate später war ans Licht gekommen, dass ihr sechster Sinn sie keineswegs getrogen hatte. Er war nicht der langweilige Beamte, der er zu sein vorgab, sondern Leiter der wichtigsten Geheimdienstorganisation Deutschlands, dem BSC.
    Von da an lag sie Carsten so lange in den Ohren, bis er sie letztendlich zur Agentin ausbilden ließ. Wobei ihr die körperlichen Anforderungen nur unwesentliche Schwierigkeiten bereiteten.
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