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Sei mein Stern

Sei mein Stern

Titel: Sei mein Stern
Autoren: Amanda Frost
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Begeisterung aus.
    Janas kinnlanges dunkles Haar war noch feucht vom Duschen und klebte leicht an ihrem Kopf. Ein überwältigender Duft von Rosenshampoo erfüllte den Fond des ausladenden Wagens und vermittelte das Gefühl, sich auf einer üppig bewachsenen Wiese zu befinden. Geistesabwesend schaute sie aus dem Fahrzeug, den Blick auf die blau angestrahlte Gedächtniskirche gerichtet. Die Nacht trat gerade den Rückzug an und tauchte die knöchrigen Platanen, die den Ku’damm säumten, in ein warmes, orangefarbenes Licht. Nur wenige Fenster der vorbeihuschenden Häuser waren beleuchtet, und die Stadt erschien Jana so still und friedfertig wie selten zuvor.
    Begierig sog sie die frische Luft der Klimaanlage ein, denn die dunklen Schatten des Albtraums, der sie nun seit einer Ewigkeit quälte, waren noch allgegenwärtig und verdonnerten sie zu Kurzatmigkeit.
    Widerwillig wandte sie sich von dem erwachenden Berlin ab und fixierte den Mann, der – umgeben von einer Wolke der Selbstgefälligkeit – neben ihr hockte. Seit Jahren beherrschte er ihr Denken und Handeln, und sie verabscheute ihn manchmal genauso abgrundtief, wie sie ihn einst geliebt hatte. Seine stechenden blauen Augen nahmen sie gerade unverblümt ins Visier und schienen in ihr verborgenstes Inneres vorzudringen. Länger als der Anstand gebot, verweilten seine Blicke auf ihrem Busen, der sich unter dem engen Stretch-Shirt deutlich abzeichnete. Dann erst suchten seine Augen die ihren.
    Hätte dieser Kerl als Tier das Licht der Welt erblickt, wäre er ohne Zweifel als Python geboren worden, der mit starrem Ausdruck seine Beute hypnotisierte, bevor er blitzschnell zuschlug. Seine Opfer einwickelte, bis ihnen die Luft ausging, um sie dann genüsslich mit Haut und Haaren zu verschlingen.
    „Schön, dich zu sehen“, versetzte er schließlich, „auch wenn es eine halbe Ewigkeit gedauert hat!“ Er griff nach einer grauen Akte, die neben ihm auf dem Lederpolster ruhte. „Du schnaufst wie eine alte Dampflokomotive. Habe ich dich bei wildem Sex gestört oder warst du wieder bei 9/11?“
    Oh, wie sie diesen Kerl hasste, der sie durchschaute wie ein moderner Ganzkörperscanner. Sie rutschte tief in die bequemen Sitze des Daimlers. „Tja, die Konstitution dieser kalifornischen Triathleten bringt selbst mich ab und an aus der Puste.“
    Sein schütteres dunkles Haar tat seiner Männlichkeit keinen Abbruch, als er eine Augenbraue hochzog und verächtlich grinste. Sie hatte ihm noch nie ein X für ein U vormachen können, und würde es in diesem Leben auch nicht mehr zuwege bringen. Denn eine der Voraussetzungen, die ihn zu einem der mächtigsten Männer Deutschlands gemacht hatte, war seine Menschenkenntnis – auch wenn er dies wahrscheinlich mit einer lässigen Handbewegung abgetan hätte. Und hätte man ihn nach seinem Erfolgskonzept befragt, wäre die Antwort höchstwahrscheinlich Intelligenz und Skrupellosigkeit gewesen. Was genauso zutreffend war, denn dieser Mann vereinte Wesenszüge in sich, die ihm eine unvergleichliche Gefährlichkeit verliehen. Und wenngleich er Jana schändlich verraten und verkauft hatte, übte er nach wie vor eine unerklärliche Faszination auf sie aus. Auch wenn sie sich für diese Schwäche am liebsten regelmäßig in den Allerwertesten treten würde.
    „Also, was ist so wichtig, dass ich meinen Lover stehenden Fußes im Stich lassen musste?“, provozierte sie ihn erneut.
    Ohne ihrem Kommentar auch nur ein Fünkchen Aufmerksamkeit zu schenken, reichte er ihr gönnerhaft einen Pappbecher mit Kaffee. „In Zusammenarbeit mit dem CIA und dem FBI sind wir seit etwa sechs Wochen einem Hacker auf der Spur, der weltweit die Computer aller Großkonzerne, Regierungen und Geheimdienste infiltriert. Er identifiziert die Firewalls und findet Wege durch sie hindurch. Wobei er mit solch schlafwandlerischer Sicherheit vorgeht, dass wir bisher außerstande waren, auch nur die winzigste Spur zurückzuverfolgen. Wenn er sich ausloggt, ist es, als hätte er nie existiert.“
    Carsten blickte mit versteinerter Miene aus dem Fenster. Ein Hauch unterschwelligen Zorns schwang in seiner Stimme mit, als er weitersprach. „Nur aufgrund seines respektlosen und abwegigen Sinns für Humor wissen wir überhaupt, dass es ihn gibt. Denn um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, kopiert dieser Witzbold stets das Hologramm eines roten Pandabären in die Systeme, allerdings ohne sie dabei zu infizieren.“
    Er nippte geistesabwesend an seinem Kaffee und ballte die
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