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Sehnsucht unter suedlicher Sonne

Sehnsucht unter suedlicher Sonne

Titel: Sehnsucht unter suedlicher Sonne
Autoren: Margaret Way
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langsam auf sie zu. Er war groß, schlank, hatte die Figur eines durchtrainierten Athleten und bewegte sich geschmeidig.
    Aus der Nähe war die Ähnlichkeit der Brüder deutlich zu erkennen, aber Bretton hatte eindeutig mehr Stil. Auch seine Haltung war anders. Genevieve konnte den Blick kaum von ihm abwenden. Er sah fantastisch aus, und die Autorität, die von ihm ausging, beeindruckte sie. Er besaß die Härte, die sie bei seinem jüngeren Bruder vermisst hatte.
    „Miss Grenville?“
    Seine Stimme hatte eine angenehme Mittellage und klang völlig beherrscht. Sie weckte sofort unbedingtes Vertrauen. Er war etwas größer als Derryl, mindestens ein Meter siebenundachtzig. Noch verwirrender waren die dunklen Augen, mit denen er Genevieve betrachtete. So strahlende Augen – sie achtete bei Menschen immer zuerst darauf – hatte sie noch nie gesehen. Seine wirkten fast schwarz, und ihr durchdringender Blick gab ihr das unbehagliche Gefühl, bis auf den Grund ihrer Seele durchschaut zu werden.
    Genevieve musste sich eingestehen, dass sie Bretton Trevelyan äußerst anziehend fand. Sekunden hatten dafür genügt. War das möglich? In jedem Fall machte es sie verletzlich. So etwas konnte zu einer Katastrophe führen. Das hatte auch Catherine erleben müssen, falls sie wirklich in Geraint Trevelyan verliebt gewesen war. Und warum sollte das nicht stimmen? Catherine hatte in ihrem Brief bestimmt nicht gelogen.
    „Nennen Sie mich bitte Genevieve“, korrigierte sie ihn, nachdem sie sich mühsam gefasst hatte. „Oder Gena, wenn Ihnen das lieber ist.“
    Sie gaben einander die Hand, und Genevieve verspürte bei der Berührung ein leichtes Prickeln. Es erinnerte sie an einen leichten elektrischen Schlag, der sich vom Arm auf den ganzen Körper übertrug und ihren Puls beschleunigte. Es war ein aufregendes Gefühl. Doch eine Frau, die sich in diesen Mann verliebte, musste wissen, was für sie auf dem Spiel stand.
    „Also gut, Genevieve.“ Wieder fiel ihr auf, wie kultiviert seine Stimme klang. Nein, die Trevelyans waren absolut keine Hinterwäldler! „Waren Sie schon einmal im Outback?“
    Danach hatte Derryl nicht gefragt. „Nur im Uluru-Kata-Tjuta-Nationalpark … aber das ist Jahre her. Es war ein unvergessliches Erlebnis, das ich gern wiederholen würde.“
    „Das müsste sich machen lassen. Wenn ich Sie jetzt an Bord bitten dürfte …“ Bretton sah über ihre Schulter hinweg auf seinen angeblich zu kurz gekommenen Bruder, der sie aufmerksam beobachtete. „Würdest du Genevieves Gepäck nehmen, Derryl? Wir wollen gleich starten.“
    Derryl murmelte eine gereizte Antwort. Offenbar war das etwas, was unter seiner Würde war, aber das ignorierte Bretton.
    Genevieve konnte ihre Aufregung kaum beherrschen. Sie trat eine Reise an, die sie vielleicht zu einer entscheidenden Entdeckung führte. Gefährlich oder nicht – ein Zurück gab es nicht mehr. Die meisten ihrer Geschlechtsgenossinnen würden Bretton Trevelyan bestimmt anbeten, aber zu diesen Frauen gehörte sie nicht. Jeden Tag, jede Minute, jede Sekunde würde sie daran denken, dass ein Mitglied ihrer Familie auf Djangala den Tod gefunden hatte.
    Die Männer, mit denen Bretton kurz zuvor gesprochen hatte, arbeiteten, wie sie jetzt erfuhr, auf der Nachbarranch und sollten unterwegs abgesetzt werden. Bretton stellte sie Genevieve kurz vor. Alle vier reagierten offen und herzlich.
    Wenige Minuten später hatte jeder in der geräumigen Druckkabine seinen Platz gefunden. Genevieve hatte sich hinten hingesetzt, um die Männer nicht in ihrer Unterhaltung zu stören. Nur wenige Minuten später rollte die Maschine zur Startbahn, beschleunigte und hob dann ab. Die beiden Turbomotoren verursachten kaum ein Geräusch, sodass es, abgesehen von den Gesprächen, in der Kabine bemerkenswert still war.
    Derryl hatte es vorgezogen, sich zu seinem Bruder ins Cockpit zu begeben. Genevieve verstand die Botschaft. Er hatte keine Lust, sich noch länger mit ihr abzugeben. Dafür war sie ihm allerdings dankbar.
    Eine leichte Veränderung im Verhalten des Flugzeugs weckte Genevieve. Sie hatten an Höhe verloren, und sie richtete sich auf, um besser sehen zu können, denn die Maschine beschrieb gerade eine sanfte Kurve und setzte dann zur Landung bei einer größeren Siedlung an, die wie aus dem Nichts aufgetaucht war. Genevieve machte mehrere Gebäude aus und in weiterem Umkreis davon große Rinderherden, die friedlich weideten – auf Wiesen, die grüner und saftiger aussahen, als
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