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Sehnsucht unter suedlicher Sonne

Sehnsucht unter suedlicher Sonne

Titel: Sehnsucht unter suedlicher Sonne
Autoren: Margaret Way
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täuschen wie Männer. Liane hatte Genevieves Brille, ihre strenge Frisur und die betont weite Kleidung mit einem Blick erfasst und entschieden, dass Genevieve keinerlei Reiz besaß.
    „Ich bin überzeugt, der Aufgabe gewachsen zu sein“, antwortete Genevieve, ohne direkt auf die Frage einzugehen.
    „Nun, dann wünsche ich Ihnen Glück.“ Liane wandte sich wieder an Bretton. „Komm mit zu Daddy. Er möchte mit dir sprechen, wenn du einen Moment Zeit hast, aber ich warne dich. Es geht bestimmt um Kit.“
    Bretton zuckte die Schultern. Sein Haar war dunkler als Lianes und kräuselte sich über dem Kragen seines Buschhemds. Offenbar ließ er sich nicht so oft wie sein Bruder die Haare schneiden. Er besaß auch nicht dessen Arroganz, obwohl er der Boss war.
    „Kit hat es zurzeit nicht leicht“, sagte er mitfühlend.
    „Er stirbt vor Selbstmitleid“, entgegnete Liane verächtlich.
    Bretton schwieg und forderte Genevieve mit einer Geste auf, ihn zu Lianes Vater zu begleiten.
    Lew Rawleigh war ungewöhnlich klein – nicht größer als ein Meter zweiundsiebzig, aber kräftig gebaut. Er hatte graues Haar und dunkle Augen. Er begrüßte Genevieve wesentlich herzlicher als seine Tochter.
    „Es freut mich, Sie kennenzulernen, Miss Grenville.“
    „Nennen Sie mich bitte Gena.“
    „Einverstanden. Hoffentlich besuchen Sie uns öfter, solange Sie hier sind.“
    „Sehr gern.“ Das war einfach gelogen. Liane mochte sie nicht, und das beruhte auf Gegenseitigkeit.
    Lew drückte ihr so kräftig die Hand, dass sie beinahe aufgeschrien hätte. Dann musterte er Genevieve aufmerksam, als käme sie ihm irgendwie bekannt vor. Diese Angst würde sie von jetzt an ständig verfolgen. Sie hatte etwas zu verbergen, und es bestand eine gewisse Ähnlichkeit zwischen ihr und Catherine Lytton, trotz der unterschiedlichen Haarfarbe. Lew Rawleigh mochte jetzt etwa Mitte fünfzig sein. Zu Catherines Zeit war er demnach ein kleiner Junge gewesen.
    Natürlich wusste er von dem tragischen Unfall, der sich damals auf Djangala ereignet hatte. Vermutlich hatten alle im Outback davon erfahren. Es kam immer wieder vor, dass sich Besucher zu nah an Steilhänge oder Schluchten heranwagten. Der Kitzel der Gefahr spielte dabei oftmals eine große Rolle.
    Liane umschmeichelte Bretton immer noch mit ihrem ganzen Charme. „Ihr trinkt doch noch eine Tasse Kaffee bei uns?“, bedrängte sie ihn. „Derryl hat schon zugestimmt.“
    Bretton schüttelte den Kopf. „Es tut mir leid, Liane, aber ich muss nach Hause. Vielleicht ein andermal.“
    Lianes betörendes Lächeln verschwand schlagartig. „Du verbringst schon viel zu viel Zeit auf Djangala “, hielt sie ihm mehr wütend als enttäuscht vor.
    „Das ist mein Job“, erwiderte er ruhig, aber entschieden.
    Genau das schien Lianes wunder Punkt zu sein. Während Bretton keinerlei Regung zeigte, hatte sie Mühe, ihren Ärger zu verbergen.
    „Sie wollten mir etwas sagen, Lew?“, wandte sich Bretton an seinen Nachbarn.
    „Nur, wenn Sie einige Minuten Zeit haben.“ Der alte Mann schob beide Hände in die Taschen seiner staubigen Jeans. „Ich habe gerade erfahren, dass Kit Wakefields Konten eingefroren worden sind. Bei dem armen Kerl läuft wirklich alles schief.“
    „Das bringt der Job mit sich“, meinte Bretton. Er fasste Lew am Arm und führte ihn auf die Seite, um die Situation des befreundeten Ranchers weiter zu besprechen.
    „Der arme alte Kit!“, spottete Liane. „Zum Teufel mit ihm. Er hat selbst an allem schuld. Seine Frau ist im letzten Jahr ertrunken … aus eigener Dummheit. Sie stammte nicht von hier. Alle haben sich um Kit gekümmert, aber er fing an zu trinken und traf nur noch falsche Entscheidungen. Es wundert mich gar nicht, dass er jetzt in Schwierigkeiten ist und von uns erwartet, dass wir ihm wieder helfen.“
    Genevieve war sprachlos. Eine junge Frau hatte ihr Leben verloren, weil sie von einer Flutwelle überrascht worden war, und hatte Todesangst ausgestanden. Welche Qual musste das für den Witwer sein!
    „Ein Jahr ist für einen Hinterbliebenen nicht viel, um den grausamen Tod seiner Frau zu verwinden“, sagte sie. „Ein gebrochenes Herz heilt schwer. Da dauert es lange, bis man wieder ein halbwegs normales Leben führen kann.“
    Liane hatte Bretton hinterhergesehen. Sie schien überhaupt nur Augen für ihn zu haben. „Unsere Ghostwriterin ist wohl auch noch Hobbypsychologin?“, fragte sie und warf Genevieve einen eiskalten Blick zu. „Kit hat seine Frau niemals
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