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Sehnsucht unter suedlicher Sonne

Sehnsucht unter suedlicher Sonne

Titel: Sehnsucht unter suedlicher Sonne
Autoren: Margaret Way
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gestand, dass die Lektüre des Buchs ihr über eine kleine Krise oder sogar über eine schwere Enttäuschung hinweggeholfen habe.
    Genevieve wusste alles über Enttäuschungen.
    Rätsel der Vergangenheit hatte so nachhaltig überzeugt, dass jetzt der goldene Aufkleber einer namhaften Zeitschrift jedes Exemplar zierte: Beste Unterhaltung. Konnte sie sich eine wirksamere Werbung wünschen? Der Zeitpunkt hätte nicht günstiger sein können.
    Ihr Exverlobter Mark Reed, dem sie all ihr Vertrauen geschenkt hatte, war schwach geworden und hatte mit der einzigen Frau geschlafen, die für ihn hätte tabu sein müssen: mit ihrer Stiefschwester Carrie-Anne. Dabei hätte diese ihre erste Brautjungfer sein sollen! Hatten Mark und sie nicht schon fast vor dem Altar gestanden? Wahrscheinlich würde sie diesen Verrat niemals vergessen. Das Wissen um den ungeheuerlichen Betrug lag ihr noch immer schwer auf der Seele. Mark und Carrie-Anne nackt im Bett – würde sie das Bild jemals loswerden? Sie hatten ihr etwas genommen, was sie nie wiederbekommen würde: Vertrauen.
    Doch das Schlimmste war inzwischen überwunden. Ihr Stolz und mehr noch das Schreiben hatten ihr dabei geholfen. Genevieve war inzwischen klar geworden, dass Kummer, Rückschläge und Enttäuschungen zum Leben dazugehörten. Wäre sie nicht so gutgläubig gewesen, hätte sie die zerstörerische Kraft, die in ihrer zierlichen blonden Halbschwester steckte, viel früher erkannt. Carrie-Anne war immer ein hinterhältiges Biest gewesen.
    Marks Entschuldigung hatte noch allem die Krone aufgesetzt. „Es geschah in einem schwachen Moment, Gena. Ich liebe nur dich, aber Carrie-Anne will dich immer ausstechen. In gewisser Weise bist du selbst schuld daran. Du hattest nie ein offenes Ohr für mich. Immer ging es um das dämliche Buch.“
    Was für eine Ausrede! Genevieve hatte sich immer Zeit für ihn genommen und am Ende einsehen müssen, dass ihr verwöhnter Verlobter in Wirklichkeit eine Frau suchte, die seiner Mum glich, die sich für Ehemann und Sohn aufopferte. Mrs Reed hatte das einmal ein „nobles“ Opfer genannt.
    „Die dummen Hormone, Gena.“ Carrie-Annes hübsches Gesicht hatte bei dieser Entschuldigung beinahe zerknirscht gewirkt. „Sie sind so gefährlich!“
    „Versuch es mit Fallschirmspringen“, hatte Genevieve ihr höhnisch vorgeschlagen. „Am besten ohne Fallschirm. Oder noch besser … heirate Mark.“
    Niedertracht ließ sich einfach nicht entschuldigen.
    Genevieve war um drei Uhr nachmittags mit Maggie verabredet, und sie war dafür bekannt, immer pünktlich zu sein. Als sie die Agentur betrat, warteten bereits zwei hoffnungsvolle Autoren darauf, von Maggie vorgelassen zu werden. Man ging zu ihr wie zu einem Arzt und musste Zeit mitbringen.
    Rhoda, die Empfangsdame, empfing sie mit einem missbilligenden Blick, als sei sie mindestens eine halbe Stunde zu spät oder, noch schlimmer, unangemeldet erschienen.
    „Guten Tag, Rhoda.“ Genevieve lächelte die Angestellte trotzdem an.
    Doch die junge Frau antwortete nicht, was Genevieve nicht überraschte. Immerhin war sie gnädig genug, auf einen Stuhl zu zeigen. Zur „Sekretärin des Jahres“ hätte sie wohl niemand gewählt.
    Genevieve nickte den beiden wartenden Kollegen zu und setzte sich so hin, dass sie Rätsel der Vergangenheit noch einmal unbemerkt hervorholen und betrachten konnte. Der Umschlag gefiel ihr gut. Er zeigte eine hübsche junge Frau, die mit leicht geneigtem Kopf Genevieves Pseudonym betrachtete: Michelle Laurent. Das war der Name ihrer französischen Großmutter väterlicherseits. Er stand über dem Titel, was natürlich mehr hergab, als wenn er darunter gedruckt gewesen wäre. Ein so wirkungsvoll gestalteter Einband musste Aufmerksamkeit erregen. Auf dem Weg zu Maggie war Genevieve an einem Buchladen vorbeigekommen, in dessen Schaufenster der Titel werbewirksam ausgestellt war.
    Rätsel der Vergangenheit war nachts entstanden, denn sie hatte damals noch als Lehrerin gearbeitet und Englisch und Französisch unterrichtet. Der Job an dem namhaften Mädchencollege hatte ihr Freude gemacht, aber mit wachsendem Erfolg hatte sie sich ganz dem Schreiben widmen können. Ohne das Legat ihrer geliebten Großmutter wäre das freilich nicht möglich gewesen.
    Grandmère Michelle hatte ihr bereits im frühen Kindesalter Französisch beigebracht. Ihre Liebe, Unterstützung und ständige Ermutigung waren Genevieve unvergesslich. Zu ihrem großen Kummer war Michelle ganz plötzlich an den
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