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Seeteufel

Seeteufel

Titel: Seeteufel
Autoren: Manfred Megerle
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jungen Schutzpolizisten zu, setzte sich in seinen Wagen und brauste davon.
    Wolf stapfte über den Parkplatz und durch den nebelverhangenen Pensionsgarten zum Seeufer hinunter. Dort trat er in den milchigen Lichtkegel des Scheinwerfers und begrüßte die beiden WaPos, wie die Kollegen von der Wasserschutzpolizei im dienstlichen Sprachgebrauch hießen.
    Â»Konntet ihr die beiden Männer identifizieren?«
    Der Ältere der beiden schüttelte den Kopf.
    Daraufhin umrundete Wolf das Boot mehrere Male, wobei er sich unangenehm nasse Füße holte. Doch obwohl er jedes Detail an den Toten und am Boot kritisch unter die Lupe nahm, konnte er nichts Auffälliges entdecken. Trotzdem forderte er telefonisch die Spurensicherung an und bat die Kollegen von der WaPo, deren Eintreffen abzuwarten und nach Abschluss der Untersuchung die Überführung der beiden Leichen in die Pathologie des Überlinger Kreiskrankenhauses zu veranlassen. Dann verabschiedete er sich.
    In der Zwischenzeit war oben an der Straße eine schwarze Limousine mit abgehängten Fenstern vorgefahren. Zwei Männer in grauen Arbeitsmänteln luden einen Zinksarg aus. Wolf zeigte ihnen den Weg, bevor er mit seinem Fahrrad zu der Pension hinüberging, um ein paar Worte mit der Wirtin zu wechseln.
    Eben wollte er das Haus betreten, da prallte er mit einer Frau zusammen. Es war Karin Winter vom »Seekurier«.
    Â»Sie hören wohl das Gras wachsen«, fuhr er sie an. Sein Verhältnis zu der brünetten Pressefrau war in vielerlei Hinsicht zwiespältig. Zwar mochte er ihre burschikose Art, die so gut zu dem herben und dennoch attraktiven Äußeren passte. Ihre mit einer bemerkenswerten Hartnäckigkeit gepaarte Neugier hingegen war ihm schon immer ein Dorn im Auge. Er hasste es, wenn ihm neunmalkluge Schreiberlinge in seine Arbeit reinreden wollten oder ihm unentwegt Löcher in den Bauch fragten. Gewiss zählte Karin Winter in dieser Hinsicht eher zu den gemäßigten Vertretern ihrer Zunft – genau genommen hatten ihm ihre reichlich unkonventionellen Methoden sogar schon mehrfach aus der Patsche geholfen. Gleichwohl pflegte er ein tiefsitzendes Misstrauen gegenüber allem, was auch nur im Entferntesten nach Presse roch.
    Â»Nun gönnen Sie mir doch auch mal ein Erfolgserlebnis, Herr Hauptkommissar«, antwortete sie, seinen schroffen Ton ignorierend. »Aber gut, dass ich Sie treffe: Können Sie mir etwas zu den beiden Toten da unten erzählen? Dann bin ich nicht ganz umsonst durch den Nebel geeiert, noch dazu hier draußen, am Arsch der Welt.«
    Mit knappen Worten gab Wolf ihr zu verstehen, dass es da nichts zu erzählen gab, außer dem ganz natürlichen Tod zweier versoffener Stadtstreicher, die sich irgendwo ein Boot »ausgeliehen« und die rechtzeitige Rückkehr an ein warmes Plätzchen versäumt hatten. Sichtlich zweifelnd nahm Karin Winter seine Ausführungen zur Kenntnis, bevor sie sich verabschiedete.
    Mürrisch sah Wolf ihr hinterher. Das fehlte noch, dass der »Seekurier« aus dieser Mücke einen Elefanten machte! Es hätte ihn allerdings schon interessiert, auf welche Weise die Winter von dem Vorfall erfahren hatte. Da er nicht an Zufälle glaubte, gab es nur eine Erklärung: Irgendjemand beim »Seekurier« musste den Polizeifunk abhören – Grund genug, der Winter einmal auf den Zahn zu fühlen.
    Wie erwartet, war der Pensionswirtin in der vergangenen Nacht nichts Ungewöhnliches aufgefallen, und Gäste, die er hätte befragen können, befanden sich keine mehr im Haus; die Saison war letzte Woche zu Ende gegangen. Also verabschiedete er sich, nicht ohne für den Kaffee zu danken, den sie ihm angeboten hatte.
    Auf der Rückfahrt nach Überlingen kam ihm die Idee, noch kurz an der Schiffslände vorbeizufahren. Vielleicht erfuhr er ja etwas über das Boot, in dem man die beiden Penner gefunden hatte. Gedacht, getan – und er hatte Glück. Ein Mann war gerade dabei, seine Kähne für den bevorstehenden Winter einzumotten. Ohne Umschweife teilte er dem Hauptkommissar mit, in der Nacht sei eines der Boote entwendet worden, er habe den Diebstahl bereits der Polizei gemeldet. Nachdem Wolf den Liegeplatz und dessen Umgebung sorgfältig abgesucht hatte, ohne auf etwas Verdächtiges zu stoßen, kletterte er wieder auf sein Rad und machte sich auf den Weg ins Büro.
    Wolfs Zeitplan war gehörig
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