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Seelennoete

Seelennoete

Titel: Seelennoete
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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mehr. Es war auch Laines Entscheidung, das alles zu tun. Es war richtig, dass du mich angerufen hast.“
    Bill fiel eine riesige Last von den Schultern. Er konnte nicht verhindern, dass ihm Tränen aus den Augen liefen. George fasste Bill an den Schultern.
    „Bill, zeig mir, wo Sam ist. Ich will ihn sehen.“
    Bill nickte.
      Zwei Minuten später standen sie am Strand und Bill rief laut Sams Namen. Nach ein paar Sekunden schaute Sam vorsichtig hinter einem Felsen hervor. Bill winkte ihm. Sam schwamm zögernd näher. George starrte ihn wie paralysiert an. Sam verharrte in der Brandung und sah scheu zu den beiden Männern hinüber.
    „Ich glaube, er hat Angst vor dir“, sagte Bill.
    George nickte.
    „Es ist in Ordnung, Sam. Das ist Laines Vater. Das ist George“, rief Bill. Sam kam nicht näher.
    „George wird dir nichts tun. Komm her, Sam!“, rief Bill wieder.
    „Ich kann das nicht glauben“, flüsterte George. „Sag mir, dass das kein Alptraum ist.“
    „Es ist kein Alptraum“, sagte Bill.
    Sam ließ sich in flacheres Wasser gleiten und schaute ängstlich zu dem dunkelhaarigen Mann auf, der auf ihn herab sah. Sam senkte den Blick. Er fühlte sich sehr unbehaglich. Ein erwachsener Menschenmann war ihm unheimlich. Bisher kannte er nur Bill und Abernathy, und der hatte ihm wehgetan.
    „Hallo, Sam“, sagte George.
    „Hallo“, sagte Sam schüchtern. Sein Körper stand unter Spannung. Sam war bereit zu flüchten, sollte George ihn angreifen.
    „Er kann ja tatsächlich sprechen“, murmelte George. Er ging in die Knie, um mit Sam auf Augenhöhe zu kommen. Er schüttelte langsam den Kopf, als er Sam betrachtete. Bill ließ ihm die Zeit, die er brauchte. Sam wagte nicht, George wieder in die Augen zu sehen. Er wusste nicht, wie er sich jetzt verhalten sollte. Ob Laines Vater wohl wütend auf ihn war?
    „Es tut mir leid“, sagte Sam schließlich leise.
    „Das ist nicht deine Schuld“, sagte George.
    „George, wenn jemand Sam entdeckt, wäre das eine Katastrophe. Wir müssen das bei unseren Plänen berücksichtigen“, sagte Bill vorsichtig.
    „Ich gehe zu Abernathy zurück“, sagte Sam. „Es gibt keinen anderen Plan.“
    „Ich weiß dein Angebot zu schätzen, Junge. Aber ich kann nicht über dein Leben entscheiden“, antwortete George.
    „Er wird mich ja nicht sofort umbringen“, sagte Sam.
    „Aber Laine verdurstet, während wir hier reden. Das ist wichtiger.“
    „So schnell verdursten Menschen nicht. Das ist nicht so wie bei dir. Trotzdem sollten wir keine Zeit mehr verlieren“, sagte Bill.
    „Ich brauche nicht viel Zeit. Kannst du mir Kleider holen?“ Sam sah zu Bill auf.
    „Ja, klar. George, bleibst du hier?“
    George nickte geistesabwesend und starrte Sam weiter an. Sam warf George einen misstrauischen Blick zu, dann zog er sich etwas weiter den Strand hinauf. George wich ein wenig zurück, als das Fischwesen sich vor ihm in den Sand sinken ließ. Sam sirrte leise und ein Zittern lief durch seinen Körper.
    „Was ist mit dir?“, fragte George. Sam zitterte wieder.
    „Bill! Der Kleine hat irgendwas!“, rief George.
    „Lass ihn, das ist normal!“, rief Bill von oben zurück.
    George kniete sich neben Sam und fasste ihn behutsam an der Schulter. Sam zuckte zusammen bei der Berührung. George drehte ihn auf den Rücken.
    „Kann ich dir helfen, Sam? Was hast du?“
    „Geht schon“, flüsterte Sam. Er sah zu George auf, der ihn besorgt anschaute. Ein merkwürdiges Gefühl breitete sich in Sams Brust aus. Es war vertraut … und angenehm.
    „Hast du Schmerzen?“, fragte George ihn.
    Sam nickte. „Ja. Hab ich immer.“
     „Was bist du? Ist das eine Mutation? Wo kommst du her?“
    „Ich komme aus dem Meer. Ich kenne keine Mutation“, sagte Sam. Er stöhnte auf.
    „Was ist denn mit dir, warum hast du diese Schmerzen?“, fragte George und hielt ihn immer noch an den Schultern.
    „Ich weiß nicht, das gehört dazu“, flüsterte Sam und war innerlich dankbar, dass George sich ein wenig um ihn kümmerte. Seine anfängliche Angst vor diesem Mann war beinahe vergessen.
    Bill kam mit einem T-Shirt und einer Sporthose zurück.
    „Hier, das passt dir wahrscheinlich. Wie lange noch?“
    „Was geht hier vor? Was hat er?“, fragte George.
    „Er bekommt Beine”, erklärte Bill.
     
     

    Laine lag auf dem Sofa in ihrer Zelle und hatte sich die Decke über den Kopf gezogen. Abernathy sollte ruhig denken, dass sie schmollte oder schlief. Sie lag ganz ruhig da und dachte angestrengt
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