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Seelennoete

Seelennoete

Titel: Seelennoete
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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Bill kletterte aus dem Boot. Mit zitternden Beinen erklomm er den Hang. Er sah sich nach Sam um, der im seichten Wasser der Brandung lag und zu ihm aufsah. Bill öffnete die Tür auf der Fahrerseite und griff nach seinem Handy. Es waren vier SMS eingegangen. Mit klopfendem Herzen öffnete er die erste Nachricht.
    Ich erwarte unseren gemeinsamen Freund auf dem Hof derstillgelegten Schokoladenfabrik. Sicher weißt du, wo das ist.
    Bill kannte die Schokoladenfabrik. Sofort überlegte er, ob es möglich war, dass Abernathy Laine dort in der Nähe versteckt hielt. Nicht sehr wahrscheinlich, entschied er.
    Bill öffnete die nächste Nachricht.
    Wenn er vor Ort ist, fährst du zu dem mexikanischen Restaurant an der Maine Street. Auf dem Parkplatz befindet sich ein Mülleimer, in dem du ein Telefon findest
    Nächste Nachricht.
    Es ist nur eine Nummer im Adressbuch. Rufe dort mit dem Telefon an und ich sage dir, wo du deine Freundin abholen kannst.
    Noch eine Nachricht. Bills Finger zitterten so, dass er sie kaum öffnen konnte.
    Es ist sinnlos, dieses Handy zu orten. Jede Abweichung von dieser Anweisung hat Konsequenzen. A.
     
     
    „Und? Weißt du was?“ Sam bewegte die Fluke nervös durchs Wasser. Bill berichtete ihm alles.
    „Wir müssen jetzt gut überlegen, was zu tun ist“, sagte Bill.
    „Was willst du denn da noch überlegen?“
    „Vielleicht fällt mir ja noch eine Lösung ein.“ Bill ließ sich in den Sand sinken. Er sah auf die Uhr. In ein paar Stunden würde zumindest Laines Vater misstrauisch werden. Laines Mutter würde erst in einigen Tagen von dem Besuch bei ihrer Schwester heimkehren.
    „Wir könnten uns Hilfe holen oder es allein durchziehen."
    „Hilfe? Vom wem denn?“, fragte Sam.
    „Von Laines Vater.“
    Sam sog die Luft ein.
    „Hey“, sagte Bill. „Meinst du, es kommt noch drauf an, wenn ein Mensch mehr über dich Bescheid weiß?“
    „Der weiß dann nicht nur über mich Bescheid“, sagte Sam.
    „Na und? Meinst du, Abernathy hat nicht irgendwann vor, das laut rauszuposaunen? Der macht das doch nicht für sich privat. Er will Anerkennung. So bald der mit dir fertig ist, geht er an die Öffentlichkeit. Sorry, Sam, aber so ist es.“
     
     
    George Cunnings saß an seinem Schreibtisch, als das Telefon klingelte. Er hob ab und klemmte sich den Hörer ans Ohr.
    „George?“, hörte er eine Stimme, bevor er irgendwas sagen konnte.
    „Bill? Bist du das?“
    „Ja. Ich brauche deine Hilfe, George. Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll.“
    „In welcher Angelegenheit?“
    „Das kann ich dir am Telefon nicht sagen. Aber es geht vielleicht um Leben und Tod. Du musst sofort herkommen, George. Bitte vertrau mir und komm her. Bitte hilf mir.“
    Bill seufzte schmerzlich. Er war mit den Nerven am Ende.
    „Ganz ruhig, Bill. Ich komme sofort. Wo bist du?“
     
     
    George sah Bill am Straßenrand stehen und winken. Er fuhr auf den Seitenstreifen, hielt an und stieg aus.
    „Was ist los? Du bist ja leichenblass. Das klang ziemlich schlimm am Telefon.“
    „Am besten fährst du noch den Weg runter, bis zu meinem Auto, dann erkläre ich es dir“, sagte Bill. Er hatte sich entschlossen, George als Erstes das Handyvideo zu zeigen.
    Als sie kurz darauf beide in Bills Wagen saßen, hielt Bill Laines Vater das Handydisplay hin.
    „Das hab ich aufgenommen, bevor Laine und ich zusammen waren. Während des Feriencamps.“
    George starrte auf das Video.
    „Bill … was in Gottes Namen ist das?“
    „Das hier war vor drei Wochen“, sagte Bill und zeigte George eine Aufnahme, auf der Sam und Laine im Wasser tollten. Bill atmete einmal ein und aus.
    „George, ich habe keine Zeit, deshalb gebe ich dir jetzt eine Schnellzusammenfassung der Situation. Okay?“
    George nickte langsam. Bill erzählte im Schnelldurchlauf alles. Von Sams Entdeckung, seiner Entführung und ihrem letzten Jahr voller Sicherheitsvorkehrungen und Geheimnissen. Am Schluss zitterte er vor Anspannung.
    „Um es kurz zu machen: Abernathy hat Laine heute Morgen entführt und Sam ist das Lösegeld.“
    Voller Angst sah er zu Laines Vater hinüber.
    „Was?“, fragte George heiser. „Was sagst du mir da?“
    „Diese SMS hab ich von ihm.“ Bill zeigte George, was Abernathy geschrieben hatte.
    „Wir dürfen die Polizei nicht einschalten, George.“
    „Natürlich nicht“, sagte George langsam. Er stand etwas unter Schock. „Ich gefährde mein Kind nicht. Bill … ich will dir keine Vorwürfe machen. Ihr seid keine kleinen Kinder
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