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Seelennoete

Seelennoete

Titel: Seelennoete
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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das Aquarium hatte. Laine versuchte, sich Sam in dem Kasten vorzustellen. Sie wollte nicht, dass er sich für sie hier opferte. Und wenn Abernathy Sam wirklich bekam, was geschah dann mit ihr? Er würde sie nicht freilassen. Natürlich nicht. Sie kannte ihn und wusste, wo sich die Halle befand. Diese ganzen Aufbauten waren nicht für eine kurzfristige Nutzung vorgesehen. Wenn er Sam in die Finger bekam, konnte sie nichts mehr tun. Sie musste ohnmächtig zusehen, was Abernathy mit ihrem Freund anstellte.
    Oh Gott, dachte Laine. Ihr wurde übel.
     
     
    Bill stand auf den Felsen an der Küste und schrie Sams Namen. Er wusste nicht, was er sonst tun sollte. Wenn Sam gerade auf Schatzsuche war, hatte er keine Chance. Bill dachte nach. Das hier war sinnlos und ihm lief die Zeit davon.
    Er ging über die Felsen zum Strand zurück, kletterte die Böschung hinauf, zurück zu seinem Auto. Dort nahm er ein Paket von der Ladefläche und trug es hinunter zum Strand.
    Bisher hatte er das selbstaufblasende Schlauchboot nie benötigt. Wenigstens schien es einwandfrei zu funktionieren. Mit einem Zischen entfaltete sich das schwarze Gummimaterial zu einem Boot, in dem bis zu vier Menschen Platz finden konnten.
    Vielleicht war auch das sinnlos, aber etwas Besseres fiel ihm nicht ein. Bill zog die Schuhe aus und schob das Boot ins Wasser. Dann sprang er hinein und begann zu rudern.
    „SAM!“, schrie Bill.
    Sam, verdammt … ich brauch dich.
    Er pullte, was das Zeug hielt. „SAAAAM!“
    Bill steuerte auf das offene Meer hinaus. Er dachte an Laine. Ob sie Angst hatte? Wo war sie untergebracht?
    Das ist alles meine Schuld, hämmerte es in seinem Kopf.
    Alles meine Schuld.
    Bill ruderte immer weiter und rief nach Sam, bis er fast heiser war. Er sah sich um. Keine Spur von Sam. Warum auch? Sam konnte überall sein. Hunderte von Meilen entfernt. Was konnte er noch tun? Bill dachte an Flipper, der in der Serie mit diesem komischen Schraubgerät unter Wasser angelockt wurde. So was hätte er jetzt auch gebraucht. Verdammter Mist. Bill schlug mit der Hand aufs Wasser und wühlte die Oberfläche auf. Er stöhnte. Es war unmöglich, an Sam ranzukommen. Unter Wasser hörte er ihn vielleicht nicht mal rufen. Unter Wasser …
    Bill legte die Ruder in das kleine Boot und zog sein T-Shirt aus. Er nahm die Schnur, die am Bug befestigt war, und band sie sich ums Handgelenk. Dann sprang er ins Wasser.
    Als er wieder an die Oberfläche kam, holte er tief Luft und ließ sich ins Wasser zurücksinken. Er schrie unter Wasser Sams Namen, so laut er konnte. Wieder und wieder. Ab und zu hielt er sich am Boot fest, um sich zu erholen. Dann tauchte er wieder.
    Nach einer Stunde war Bill seelisch und körperlich völlig am Ende. Er hing mit geschlossenen Augen an dem kleinen Boot und versuchte, die Kraft für einen neuen Tauchgang zu finden. Etwas berührte im Wasser seinen Fuß und er zuckte zusammen. Ein Hai? Sein Herz begann zu rasen. Er wollte sich ins Boot ziehen, als ihn etwas am Arm packte. Er schrie auf. Dann sah er, dass es eine menschliche Hand war.
    „Hey“, sagte Sam. „Was machst du hier? Was ist denn?“
    Bill fiel ihm um den Hals und Sam hielt den erschöpften Jungen über Wasser.
    „Abernathy“, schluchzte Bill. „Er hat Laine.“
     
     
    Bill lag in dem Schlauchboot und Sam zog das Boot Richtung Strand.
    „Ich weiß, dass ich das nicht von dir verlangen kann. Ich bin nicht hier, um dich zu überreden, zu ihm zurückzugehen“, sagte Bill vom Boot aus.
    Sam beschleunigte ein wenig.
    „Und warum bist du dann hier?“, fragte er.
    Bill richtete sich auf.
    „Ich wollte mich mit dir beraten. Zu wem soll ich sonst gehen? Vielleicht zur Polizei?“
    „Was ist das noch mal?“
    „Vergiss es. Uns muss was einfallen. Er gibt Laine nichts zu trinken, bis du beim ihm bist.“
    Sam drehte sich zu Bill um und schwamm rückwärts weiter.
    „Glaubst du echt, ich würde riskieren, dass Laine was passiert? Jeder von uns beiden hat mehr Schuld an der Sache als sie. Ich habe mich unter Menschen begeben, du hast mich an ihn verraten. Jetzt ist es so. Ich tue natürlich alles, was nötig ist.“ Sam drehte sich wieder Richtung Strand.
    „Wenn wir an Land sind, muss ich sofort mein Handy checken“, sagte Bill. „Er wollte mir eine Nachricht zukommen lassen. Wahrscheinlich Infos zu einem Treffpunkt oder so was.“
    Sam sagte nichts und schwamm weiter.
    Wahrscheinlich hat er wahnsinnige Angst, dachte Bill, genau wie ich.
    Sie erreichten das Ufer und
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