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Seelennoete

Seelennoete

Titel: Seelennoete
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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erfinden.“
    Laine kicherte. „Du bist ja eifersüchtig. So ein Quatsch!“
    „Und dann bringt er noch nen Zwanzigtonner als Brautgeschenk mit. Fällt dir da irgendwas auf?“, fragte Bill.
    Laine kraulte ihrem Freund den Nacken.
    „Vergleich dich doch nicht immer mit ihm. Ich mag dich so, wie du bist. Also motzig, launisch, besserwisserisch … und gut Auto fahren kannst du auch.“
    „Weiß ich. Themenwechsel. Wann fängt denn dein Praktikum genau an?“
    „In zwei Wochen. Bin echt mal gespannt, wie’s läuft.“
    „Hast du dich extra nicht bei deinem Dad beworben?“
    „Ja, ich wollte schon meine eigenen Erfahrungen machen. Und vor allem wollte ich mal schauen, wie es so in anderen sozialen Einrichtungen zugeht. Bei meinem Dad trägt alles seine Handschrift. Falls ich mal so was machen will, muss ich wissen, worauf ich mich einlasse.“
     
     
    Zwei Wochen später stand Laine vor dem Flurspiegel und richtete ihre Frisur. Sie war zufrieden mit sich. Gepflegt und doch leger. Genau richtig. Heute war ihr erster Tag bei Social Net und sie wollte einen kompetenten Eindruck machen. Auch wenn Jack, der die Einrichtung leitete, sie von Kindesbeinen an kannte. Einen Vorteil wollte sie sich dadurch nicht erschleichen. Sie nahm ihren kleinen Rucksack. Als sie das Haus verließ, sah sie das Auto sofort. „SN“ stand auf der Beifahrertür. Der Fahrer stieg aus und hob die Hand.
    Laine grüßte zurück.
    „Laine Cunnings?“, rief der Fahrer mit einem merkwürdigen Akzent. Er war recht groß, schlank, hatte breite Schultern und ein sonnengebräuntes Gesicht.
    „Ja.“
    „Hallo.“ Er kam auf sie zu und streckte ihr die Hand entgegen. „Ich bin David. Ich fahre dich zu deinem ersten Tag bei Social Net.“
    Laine schüttelte seine Hand. Sie schätzte David auf gut fünfzig Jahre. Nur sein hellblondes Haar fiel extrem auf und ließ ihn vielleicht etwas jünger erscheinen.
    „David Eliasson, Social Net“ stand auf dem kleinen Namensschild an seinem Hemd.
    „Ich wusste gar nicht, dass ich abgeholt werde.“
     „Das war Jacks Vorschlag“, sagte David und hielt ihr die Hintertür des Wagens auf. „Wir sind nämlich heute an einer besonderen Location und er wollte dich mitnehmen. Ein sehr interessantes Projekt. Wir kriegen ein neues Gebäude zur Verfügung gestellt. Und zwar speziell für jugendliche Problemfälle.“
    David schob sich hinters Lenkrad.
    „Cool“, sagte Laine. „Und da darf ich wirklich gleich mit?“
    „So sieht’s wohl aus. Warum auch nicht?“ David fuhr los und Laine sah sich in dem gepflegten Auto um. Ein paar Social Net-Broschüren lagen auf dem Sitz neben ihr. Sie nahm eine und blätterte darin. David reihte sich in den Verkehr ein. Sie fuhren fast zwanzig Minuten quer durch die Stadt und David schaltete das Radio ein.
    „Mal sehen, ob die was Anständiges zu bieten haben.“
    Er drehte an den Knöpfen. Sein Akzent klang sympathisch.
    „Woher kommst du, David?“, fragte sie.
    „Aus Schweden“, kam die Antwort von vorne.
    „Ein Freund von mir hat auch so blonde Haare“, sagte Laine und biss sich sofort auf die Zunge.
    „Wirklich?“, fragte David. „Auch Schwede?“
    „Nein. Nicht wirklich“, antwortete Laine.
    „Und woher kommt er dann?“
    „Aus Deutschland“, log Laine.
    „Und was macht er beruflich?“, fragte David und bog in eine Seitenstraße ab.
    „Äh … was mit … Biologie.“ Laine sah aus dem Fenster. Sie fuhren durch ein Industriegebiet.
    „Wann geht denn die Besichtigung des Gebäudes los? Ist das hier in der Nähe?“, fragte Laine.
    „Wir sind gleich da. Und ein paar Minuten zu früh sind wir auch. Das ist perfekt, weil ich noch zum Supermarkt muss. Ein bisschen Catering einkaufen. Ich hoffe, es macht dir nichts aus, kurz auf Jack zu warten.“
    „Nein, kein Problem“, sagte Laine. David fuhr durch eine Einfahrt in einen geräumigen, etwas ungepflegten Innenhof.
    „Da wären wir.“ Er parkte und stieg aus. Laine stieg ebenfalls aus, damit er ihr nicht die Tür öffnen musste. David zog einen Schlüsselbund aus der Tasche und ging zu einer Tür an der langen Seite des Gebäudes. Er schloss auf und ließ Laine den Vortritt.
    „Lichtschalter müsste rechts an der Wand sein“, sagte David. Laine tastete umher und fand ihn. Das Licht flammte auf und sie sah einen langen Gang, den das schummrige Licht alter Neonröhren erhellte.
    „Hier rechts und links sind kleine Besprechungszimmer“, erklärte David. „Ist das nicht ideal? Hier könnten wir mit
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