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Seelennoete

Seelennoete

Titel: Seelennoete
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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wärest ein tadelloser Assistent gewesen, Bill.
     
     
    Dein Freund A.
    PS: Ich bitte dich, unseren Sam nicht mit Sendern oder Ähnlichem auszustatten. Das würde sich doch sehr negativ auf unsere Beziehung auswirken. Ebenso möchte ich dich sehr bitten, diese Sache alleine zu regeln.
     
     
    Bill versuchte, seine Atmung unter Kontrolle zu bringen. Er hatte die Hände so fest um das Steuer gekrallt, dass seine Knöchel weiß wurden.
    „Du verdammtes Schwein“, ächzte er. „Du Mistkerl …“
    Und was jetzt? Ruhig, dachte er, ruhig …
    Das war leichter gedacht, als getan. Wer wusste schon, ob Abernathy Laine wirklich bei sich hatte? Es konnte auch ein Trick sein, damit er unvorsichtig wurde und zu Sam raste. Was glaubte Abernathy wohl, was Bill als Erstes tat? Laine anrufen natürlich. Da kam er nicht drum rum. Bill wählte die Nummer und erhielt die Meldung, dass der Teilnehmer nicht erreichbar war. Bill wählte Laines Festnetznummer. Der Anrufbeantworter. Laines Mutter besuchte ihre Schwester und Laines Vater arbeitete um diese Zeit. Ihre Eltern … die würden die Polizei einschalten, das war sonnenklar. Spätestens heute Abend, wenn Laine nicht nach Hause kam. Sollte er das verhindern? Bill wusste es nicht. Wenn Laine nichts zu trinken bekam, blieben ihm zwei, maximal drei Tage, sie zu finden. Konnte die Polizei das schneller? Und was, wenn Abernathy merkte, dass die Bullen hinter ihm her waren? Wahrscheinlich würden sie erst mal zu Abernathys Haus fahren. Er würde nicht da sein, hatte aber bestimmt vorgesorgt und war dann gewarnt. Und Laine musste das ausbaden.
    Bill fuhr sich verzweifelt durch die Haare. Und wenn er Sam auslieferte? Wer garantierte ihm, dass Laine dann freikam? In dem Brief stand nichts davon. Wie hatte er Laine überhaupt einfangen können? Entweder hatte er sie betäubt, wie Sam damals, oder er hatte sie in eine Falle gelockt … es half alles nichts. Er musste Kontakt mit Sam aufnehmen und sich mit ihm beraten. Bill startete den Motor und setzte zurück.
     
     
    Laine warf einen der Stühle gegen das Metallgitter. Der Stuhl prallte scheppernd ab und fiel zu Boden. Abernathy würdigte die Aktion keines Blickes. Er trug eine Kiste zu einem Arbeitstisch und begann, kleine Glasfläschchen und anders Laborzeug ordentlich darauf aufzubauen. Laine zog den Tisch durch den Raum und kippte ihn. Sie hakte die Tischbeine in das Gitter und versuchte es mit Hebelwirkung. Nichts bewegte sich. Immer wieder riss sie an dem Tisch, bis die Beine abbrachen. Erschöpft hielt sie inne.
    „Besonders klug ist das aber nicht“, sagte Abernathy ohne sich umzudrehen. „Ich würde meine Kräfte sparen, wenn ich an deiner Stelle wäre. Wer weiß, wie lange du da drin durchhalten musst.“
    „Du bekommst Sam nicht“, sagte Laine böse.
    Abernathy lachte nachsichtig.
    „Selbstverständlich bekomme ich ihn. Das wissen wir doch beide. Bill lässt dich nicht verdursten.“
    „Bill kann nicht mit Sam Kontakt aufnehmen. Wir sind erst in einer Woche mit ihm verabredet, weil ich Praktikum habe.“
    „Das ist sein Problem. Ich kann mich nicht um alles kümmern“, sagte er. „Ich hoffe für dich, dass er es hinbekommt.“
     
     
    Bill merkte, dass er zu schnell fuhr und bremste ein wenig. Er musste jetzt einen kühlen Kopf bewahren. Alles andere half Laine nicht, aber es fiel ihm verdammt schwer. Ob er Laines Dad einweihen sollte? Bill war sich nicht sicher, ob das eine gute Idee war. Er konnte eine große Hilfe sein oder aus Sorge um seine Tochter durchdrehen. Er selbst drehte schon fast durch … Er würde erst Sam finden müssen und er hatte keinen Schimmer, wie. Die größten Chancen hatte er in der Bucht, in der sie sich am häufigsten trafen. Und wenn er ihn nicht fand? Er sah keine Möglichkeit mit Abernathy zu kommunizieren, sich mehr Zeit zu erbitten.
    Bill erreichte die Stelle und fuhr einfach von der Straße ab durch das Gebüsch hindurch. Es kam nicht mehr darauf an.
     
     
    Laine saß auf dem Boden und schaute durch das Gitter in die Halle, in der Abernathy arbeitete. Neben verschiedensten Kisten und Arbeitstischen dominierte ein großer, mit Wasser gefüllter Glaskasten die Szene. Luftblasen sprudelten darin, wahrscheinlich die Sauerstoffversorgung. Das bläuliche Licht strahlte aus dem Aquarium nach allen Seiten und erhellte die Halle in einem Umkreis von gut zehn Metern. Neben dem Kasten war ein Gerüst mit Stufen errichtet worden, über die man eine Plattform erreichte, von der man Zugriff auf
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