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Seelengesaenge

Seelengesaenge

Titel: Seelengesaenge
Autoren: Peter F. Hamilton
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unter anderem mit illegalen Stimulationsprogrammen. Deswegen kann sie sich eine Wohnung wie diese leisten. Außerdem bedeutet es, daß sie in keiner Einwohnerdatei Guyanas auftaucht, und deswegen wurde sie auch niemals getestet wie all die anderen. Die Idee war, daß Pou Moks Possessor den ganzen Prozeß von vorn beginnen konnte, falls die drei anderen auf der Oberfläche gefangen und überwältigt wurden. Rein theoretisch war sie die perfekte Wahl als Rückversicherung. Dumm nur für die drei, daß ich diejenige war, die aus dem Jenseits kam. Mich kümmern ihre Ziele nicht. Ich bin einzig und allein an Marie interessiert.«
    »War es eine falsche Entscheidung, sie mit uns nach Lalonde zu nehmen?« fragte Gerald geistesabwesend. »Ich dachte, es sei das Beste für sie, für uns alle.«
    »Es war richtig, Gerald. Die Erde liegt im Sterben. Die Arkologien sind alt und verbraucht. Dort gibt es nichts mehr für Menschen wie uns. Wenn wir geblieben wären, würden Paula und Marie geworden sein wie wir oder unsere Eltern oder irgend einer unserer Vorfahren in den letzten zehn Generationen. Du hast den Kreislauf für uns durchbrochen, Gerald, und wir hatten eine Chance, stolz auf das zu sein, was aus unseren Enkeln werden würde.«
    »Welche Enkel?« Er stand ganz dicht davor zu weinen. »Paula ist tot, und Marie hat unser Zuhause so sehr gehaßt, daß sie bei der ersten Gelegenheit davonlief.«
    »Und das war gut so, Gerald, oder nicht? Marie war schon immer eigensinnig, und sie ist ein Teenager. Teenager sehen niemals in die Zukunft, Teenager planen nicht, Teenager denken nur daran, wie sie sich eine gute Zeit machen können. Marie wußte nur, daß zwei Monate ihres Lebens nicht so komfortabel und behaglich waren wie die Jahre davor, und außerdem mußte sie zum ersten Mal in ihrem Leben arbeiten. Für mich war es keine Überraschung, daß sie weggelaufen ist. Es war ein Vorgeschmack auf das Erwachsenenleben, und das hat ihr Angst gemacht. Nicht wir, als schlechte Eltern.
    Weißt du, ich habe sie gesehen, bevor sie besessen wurde. Sie hatte eine Arbeit in Durringham gefunden, eine gute Stelle. Sie kam prima zurecht, besser, als es auf der Erde jemals möglich gewesen wäre. Aber du kennst ja Marie; sie war unzufrieden.«
    Endlich fand Gerald den Mut aufzublicken. Lorens Gesichtsausdruck war ein Spiegelbild seines eigenen. »Weißt du, ich habe nie darüber gesprochen«, gestand er, »aber ich hatte schreckliche Angst um Marie, nachdem sie weggelaufen war.«
    »Ich weiß, Gerald. Väter glauben immer, ihre Töchter könnten nicht auf sich aufpassen.«
    »Du hattest ebenfalls Angst.«
    »Ja. O ja. Aber nur, daß das Schicksal ihr etwas entgegenwerfen könnte, das sie nicht überlebt. Und genau das ist geschehen. Sie wäre wunderbar zurechtgekommen, wenn dieser Fluch nicht über das Land gekommen wäre.«
    »Also schön«, sagte er mit zittriger Stimme. »Was sollen wir tun? Ich wollte nach Valisk gehen, um ihr zu helfen.«
    »Das ist auch meine Idee, Gerald. Ich habe keinen großartigen Plan, nur ein paar Ideen. Zuallererst müssen wir dich auf die Quadin bringen, das ist eines der wenigen Schiffe, die noch gehen. Im Augenblick ist das Königreich emsig dabei, seinen Verbündeten Waffen zu verkaufen. Die Quadin startet in sieben Stunden nach Pinjarra, und sie hat eine Ladung Fünf-Gigawatt-Laser für das dortige Verteidigungsnetzwerk an Bord.«
    »Pinjarra?«
    »Das liegt im Toowoomba-System. Australisch-ethnisch. Das Königreich ist ängstlich darauf bedacht, Pinjarra zu seinen Verbündeten zu machen. Ihre Asteroidensiedlungen sind nur schlecht verteidigt, deswegen bietet Kulu ihnen Nachrüstung zu Vorzugspreisen an.«
    Geralds Finger zuckten nervös. »Aber wie soll ich an Bord kommen? Wir würden es nie bis zum Raumhafen schaffen, ganz zu schweigen an Bord eines Schiffs. Vielleicht, wenn wir die Regierung von Ombey bitten würden, uns nach Valisk fliegen zu lassen? Sie würden schnell wissen, daß wir die Wahrheit sagen und nur Marie helfen wollen. Außerdem wäre diese Information über Null-Tau nützlich. Sie würden bestimmt dankbar sein.«
    »Verdammt, nein!« Loren starrte mehr erstaunt als geringschätzig auf das erbärmlich hoffnungsvolle Gesicht ihres Mannes. Er war immer der stärkere von ihnen gewesen, der Draufgänger. »Oh, Gerald! Was haben sie nur mit dir angestellt?«
    »Ich erinnere mich.« Er ließ den Kopf hängen und betastete die Schläfen in dem vergeblichen Bemühen, den rasenden Schmerz im Innern
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