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Seelengesaenge

Seelengesaenge

Titel: Seelengesaenge
Autoren: Peter F. Hamilton
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über eine geringe Anzahl an Raumflugzeugen. Aus diesem Grund wurde kein Versuch unternommen, die Einwohner zu evakuieren und an Bord der Navy-Schiffe zu bringen, als die Hauptstadt Norwich gefallen ist. Eine Stellungnahme des Hauptquartiers der Konföderierten Navy auf Trafalgar besagt, daß die Levêque im Orbit verbleibt und die Lage beobachtet, doch zum gegenwärtigen Zeitpunkt wird nicht über offensive Maßnahmen nachgedacht. Damit erhöht sich die Zahl der von den Besessenen übernommenen Welten auf inzwischen sieben.«
    »O Gott, Louise ist dort unten!« stöhnte Joshua. Die AV-Projektion brach ab, als er den Kopf von der Säule abwandte. Vor seinem geistigen Auge lief Louise in einem dieser lächerlichen Kleider über die grasbewachsenen Ebenen und lachte ihm über die Schulter hinweg zu. Und Genevieve, dieses nervende Kind, das entweder zu laut lachte oder schmollte. Marjorie. Grant (für ihn war es bestimmt schlimm gewesen; er hatte den Besessenen wahrscheinlich so lange widerstanden, wie es nur irgend möglich gewesen war). Kenneth. Selbst die Empfangsdame von Drayton’s Import. »Verfluchter Mist! Nein!« Ich hätte dortbleiben müssen. Ich hätte sie retten können.
    »Joshua?« fragte Dahybi besorgt. »Alles in Ordnung?«
    »Ja, sicher. Hast du die Nachrichten über Norfolk gesehen?«
    »Ja.«
    »Sie ist dort unten, Dahybi. Ich habe sie zurückgelassen.«
    »Wen?«
    »Louise.«
    »Nein, Joshua, das hast du nicht. Sie ist dort zu Hause. Dort gehört sie hin.«
    »Ja.« Joshuas neurale Nanonik errechnete bereits einen Kurs von Narok nach Norfolk. Er konnte sich nicht erinnern, den Befehl gegeben zu haben.
    »Komm schon, Kommandant«, sagte Dahybi. »Wir haben, weswegen wir hergekommen sind. Laß uns von hier verschwinden.«
    Joshua warf einen letzten Blick zu der Frau in der roten Bluse. Sie starrte in den AV-Projektor, und abstrakte pastellene Streifen aus Laserlicht glitzerten stumpf auf ihren ebenholzfarbenen Wangen. Um ihre Lippen spielte ein freudiges Lächeln.
    Joshua haßte sie, ihre Unbesiegbarkeit, die kühle Arroganz, mit der sie mitten unter ihren Feinden saß. Die Königin der verfluchten Dämonen persönlich. Sie war gekommen, um ihn zu verspotten.
    Dahybis Griff um seinen Arm wurde fester.
    »Schon gut«, sagte Joshua. »Wir hauen hier ab.«
     
    »Da wären wir, endlich zu Hause«, sagte Loren Skibbow mit einem theatralischen Seufzer. »Lange können wir nicht bleiben; sie werden Guyana in Stücke reißen, um uns zu finden.«
    Das Appartement befand sich auf der obersten Ebene des Wohnkomplexes in der Biosphäre des Asteroiden, wo die Gravitation nur achtzig Prozent Erdstandard betrug. Wahrscheinlich die Penthousewohnung irgendeines Aristokraten, ausgestattet mit dunklen Aktivkonturmöbeln und großen handbemalten seidenen Wandschirmen. Jeder Tisch und jedes Regal und jeder Alkoven waren mit Antiquitäten übersät.
    Gerald fand die Umgebung ein wenig bizarr angesichts der vorangegangenen Ereignisse. »Hast du das hier geschaffen?« Damals in der Arkologie hatte Loren ihm ständig in den Ohren gelegen, die Wohnung ›schicker‹ auszustatten, wie sie es nannte.
    Sie blickte sich mit einem traurigen Gesichtsausdruck um und schüttelte den Kopf. »Nein. Meine Vorstellungskraft ist nicht auf etwas Derartiges ausgerichtet. Das hier ist Pou Moks Wohnung.«
    »Ist das die Frau, in die du gefahren bist? Der Rotschopf?«
    »Richtig.« Loren lächelte und machte einen Schritt auf Gerald zu.
    Er versteifte sich – nicht, daß sie dieses physische Zeichen gebraucht hätte; sein Verstand schäumte vor Angst und Verwirrung. »Also schön, Gerald, ich werde dich nicht anrühren. Setz dich, wir müssen über eine Menge Dinge reden. Und diesmal meine ich reden, und nicht wie früher, wenn du entschieden hast, was das Beste ist für uns.«
    Er zuckte zusammen. Alles, was sie tat und sagte, löste Erinnerungen aus. Die nackte, unverfälschte Vergangenheit schien der große Fluch seines Lebens.
    »Wie bist du hergekommen?« fragte er. »Was ist passiert, Loren?«
    »Du hast gesehen, was dieser Bastard Dexter und seine Zettdees uns angetan haben.« Ihr Gesicht wurde blaß. »Paula.«
    »Ja.«
    »Ich hab’s versucht, Gerald, ich hab’ ehrlich versucht, mich zu wehren. Aber es ging alles so schrecklich schnell. Sie waren wahnsinnig brutal. Dexter hat einen von seinen eigenen Leuten umgebracht, nur weil der Junge ihn aufgehalten hätte. Ich war nicht stark genug, um ihn daran zu hindern.«
    »Und ich war
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