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Seelengesaenge

Seelengesaenge

Titel: Seelengesaenge
Autoren: Peter F. Hamilton
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abzumildern. »Sie haben dafür gesorgt, daß ich mich erinnere. Ich will nicht. Ich will mich nicht erinnern. Ich will das alles einfach nur vergessen!«
    Sie setzte sich zu ihm und legte ihm den Arm um die Schultern, wie sie es mit ihren Töchtern getan hatte, als sie noch jünger gewesen waren. »Sobald wir Marie befreit haben, ist das hier alles vorbei. Dann kannst du dich wieder neuen Dingen zuwenden, Gerald. Anderen Dingen.«
    »Ja.« Er nickte heftig und fuhr mit der neuen Zuversicht der frisch Bekehrten fort: »Ja, du hast recht, Loren. Das hat Dr. Dobbs auch gesagt. Ich muß mir neue Ziele für meine neuen Lebensumstände suchen und mich darauf konzentrieren, sie zu erreichen. Ich muß mich von den Schwächen der Vergangenheit lösen.«
    »Eine gute Philosophie.« Sie hob nachdenklich die Augenbrauen. »Zuerst müssen wir dir eine Passage an Bord der Quadin kaufen. Der Kommandant hat Pou Mok schon früher mit halb illegalen Fleks versorgt; das gibt uns ein Druckmittel in die Hand, dich an Bord zu lassen. Aber nur, wenn du entschlossen genug mit ihm umspringst, Gerald. Bist du dazu imstande?«
    »Ja. Ja, das bin ich.« Er faltete die Hände und preßte sie fest zusammen. »Ich erzähle ihm alles, wenn es Marie hilft.«
    »Sei nicht zu aggressiv. Bleib freundlich, aber entschlossen.«
    »Mach’ ich.«
    »Prima. Geld ist offensichtlich kein Problem. Ich kann dir eine Jupiter-Kreditdisk mit fast einer halben Million Fuseodollars geben. Pou Mok besitzt außerdem ein halbes Dutzend Blanko-Pässe. Unser einziges echtes Problem ist dein Aussehen. Jeder Sensor im gesamten Asteroiden ist auf dein Gesicht programmiert. Ich kann dich zwar verändern, aber nur, solange ich in deiner Nähe bin, und das nutzt uns überhaupt nichts. Sie entdecken mich, sobald wir in der Öffentlichkeit sind, erst recht, wenn ich meine energistischen Fähigkeiten einsetze. Also müssen wir dein Aussehen permanent verändern.«
    »Permanent?« fragte er beunruhigt.
    »Pou Mok besitzt eine Reihe kosmetischer Adaptionspakete. Sie hat immer wieder ihr Aussehen verändert, für den Fall, daß die Polizei auf dem Asteroiden ihr Gesicht erkannte. Sie ist in Wirklichkeit nicht einmal rothaarig. Ich denke, ich weiß genug, um den Kontrollprozessor manuell zu programmieren. Wenn ich ihnen nicht zu nahe komme, müßten die Adaptionspakete funktionieren und dich ein wenig verändern. Das sollte ausreichen.«
    Loren führte ihn in eins von Pou Moks Schlafzimmern und bat ihn, sich auf das Bett zu legen. Die kosmetischen Adaptionspakete funktionierten ähnlich wie nanonische Medipacks, doch sie besaßen Blasen auf der Außenseite, die an Warzen erinnerten, und in denen Collagen gespeichert war. Dieses Collagen wurde dem Patienten unter die Haut gespritzt und veränderte damit die Gesichtszüge. Gerald spürte, wie sich die pelzige Innenseite des Pakets mit seiner Haut verband, und dann verloren seine Nerven jedes Gefühl.
     
    Gerald mußte sich sehr zusammenreißen, um nicht vor den Sensoren an der Hallendecke zurückzuscheuen. Er war immer noch nicht von dem Gesicht überzeugt, das ihn jedesmal anstarrte, wenn er in den Spiegel sah. Zehn Jahre jünger, aber mit Pausbacken und schlaffen Lachfalten, die Haut eine Spur dunkler und mit einem durchschimmernden Rot: ein Gesicht, das seine Sorgen perfekt verbarg. Sein Haar war bis auf einen Stoppelkopf geschoren und besaß nun einen Kastanienton – wenigstens waren die grauen Strähnen verschwunden.
    Er betrat die Vips-Bar und bestellte sich ein Mineralwasser, dann erkundigte er sich beim Barmann, wo er Captain McRobert, den Kommandanten der Quadin finden konnte.
    McRobert hatte zwei seiner Besatzungsmitglieder bei sich, eines davon ein Kosmonik mit einem Körper, der an eine Schaufensterpuppe erinnerte: pechschwarz ohne jegliche Konturen, nicht einmal im Gesicht, und beeindruckende zweihundertzehn Zentimeter groß.
    Gerald bemühte sich um einen gleichgültigen Gesichtsausdruck, als die drei sich zu ihm an den Tisch setzten, doch es fiel ihm alles andere als leicht. Ihre Anwesenheit beschwor Bilder von der Truppe herauf, die Kingsford Garrigan im Dschungel von Lalonde gefangengenommen hatte. »Mein Name ist Niall Lyshol. Pou Mok hat mich zu Ihnen geschickt«, stotterte er.
    »Sonst wären wir auch ganz bestimmt nicht hier«, erwiderte McRobert knapp. »Wie die Sache aussieht …« Er gab dem Kosmoniken einen Wink.
    Der Kosmonik nahm einen Prozessorblock hervor und streckte ihn Gerald hin.
    »Nehmen Sie
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