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Seelengesaenge

Seelengesaenge

Titel: Seelengesaenge
Autoren: Peter F. Hamilton
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nicht da.«
    »Sie hätten dich ebenfalls umgebracht.«
    »Wenigstens …«
    »Nein, Gerald. Du wärst für nichts und wieder nichts gestorben. Ich bin froh, daß du entkommen bist. Auf diese Weise kannst du Marie helfen.«
    »Wie denn?«
    »Die Besessenen können geschlagen werden. Einzeln zumindest. Ich bin nicht so sicher, wie es mit der Gesamtheit steht, aber darüber sollen sich andere den Kopf zerbrechen, planetare Regierungen und die Konföderation. Du und ich müssen unsere Tochter retten, damit sie ihr eigenes Leben leben kann. Niemand sonst wird ihr helfen.«
    »Wie denn?« Diesmal schrie er fast.
    »Auf die gleiche Weise, wie du befreit worden bist, Gerald. Null-Tau. Wir müssen Marie in Null-Tau legen. Die Besessenen halten das nicht aus.«
    »Warum denn nicht?«
    »Weil wir die ganze Zeit über bei Bewußtsein sind. Null-Tau unterbricht normale Energiewellen, aber unsere Seelen sind trotzdem noch irgendwie mit dem Jenseits verbunden, deswegen merken wir, wie die Zeit vergeht. Aber nur die Zeit, sonst überhaupt nichts. Es ist der ultimative Verlust aller sensorischen Wahrnehmung, Gerald, schlimmer als selbst das Jenseits! Im Jenseits haben die Verlorenen Seelen die Erinnerungen ihrer Leidensgenossen, auf die sie sich stürzen können, und sie haben einen undeutlichen Ausblick auf das reale Universum. In Null-Tau gibt es nichts von alledem.«
    »Deswegen also«, murmelte Gerald. »Ich wußte, daß Kingsford Garrigan höllische Angst hatte.«
    »Manche halten es länger aus als andere; es hängt davon ab, wie stark ihre Persönlichkeiten sind. Aber am Ende ist das Ergebnis immer das gleiche, sie ziehen sich aus dem Körper zurück, in den sie gefahren sind.«
    »Also gibt es Hoffnung.«
    »Für Marie zumindest, ja. Wir können sie retten.«
    »Damit sie sterben kann.«
    »Jeder stirbt eines Tages, Gerald.«
    »Und landet im Jenseits, um zu leiden.«
    »Ich bin nicht sicher. Wären nicht du und Marie gewesen, ich denke nicht, daß ich bei den Verlorenen Seelen geblieben wäre.«
    »Ich verstehe nicht.«
    Loren lächelte ihn unglücklich an. »Ich habe mir Sorgen um euch beide gemacht, Gerald, ich wollte sicher sein, daß mit euch alles in Ordnung ist. Nur deswegen bin ich geblieben.«
    »Ja, aber … wohin sonst hättest du gehen können?«
    »Ich bin nicht sicher, ob die Frage richtig formuliert ist. Das Jenseits ist fremdartig, Gerald. Es gibt keine verschiedenen Orte dort, nicht wie in diesem Universum.«
    »Und wie hättest du es dann verlassen können?«
    »Ich hätte es nicht verlassen …« Sie fuchtelte hilflos mit den Armen in dem Bemühen, das Konzept zu verbalisieren. »Ich wäre nur nicht dort gewesen, wo die Verlorenen Seelen sind.«
    »Du hast gerade eben gesagt, es gibt keine verschiedenen Orte.«
    »Nein, gibt es auch nicht.«
    »Aber wie …«
    »Ich weiß es selbst nicht, Gerald. Aber man kann die anderen hinter sich lassen. Das Jenseits ist nicht unbedingt eine nicht endende Folter, wie alle glauben wollen.«
    Gerald betrachtete den lachsfarbenen Teppich. In ihm regte sich Scham, weil er seiner eigenen Frau nicht in die Augen blicken konnte. »Und du bist wegen mir zurückgekommen.«
    »Nein, Gerald.« Ihre Stimme wurde hart. »Wir mögen Mann und Frau gewesen sein, aber so blind ist meine Liebe nicht. Ich bin allein um Maries willen zurückgekommen. Wenn es nur um dich gegangen wäre, hätte ich den Mut nicht aufgebracht. Ich habe um Maries willen ertragen, daß die anderen Seelen sich an meinen Erinnerungen weideten. Wußtest du, daß man aus dem Jenseits in die reale Welt sehen kann? Wenn auch nur undeutlich. Ich habe Marie beobachtet, und das machte den Horror erträglich. Ich hatte sie nicht mehr gesehen seit dem Tag, an dem sie von uns fortgegangen war. Ich mußte wissen, ob sie lebendig war und ob es ihr gut ging. Es war nicht leicht, und fast hätte ich aufgegeben. Dann war sie besessen. Also blieb ich, wartete auf eine Gelegenheit zu helfen, wartete auf jemanden ganz in deiner Nähe, in dessen Körper ich fahren konnte. Und jetzt bin ich hier.«
    »Ja, das bist du wohl. Wer ist Pou Mok? Ich dachte, das Fürstentum hätte die Besessenen besiegt und auf Mortonridge zusammengetrieben?«
    »Das haben sie auch, jedenfalls nach dem, was in den Nachrichten verkündet wird. Aber die drei, die mit dir zusammen an Bord der Ekwan hergekommen sind, haben vorher Pou Mok getroffen. Erst dann sind sie zur Oberfläche hinunter. Pou Mok war eine kluge Wahl; sie versorgt das Personal hier oben
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