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Seelengesaenge

Seelengesaenge

Titel: Seelengesaenge
Autoren: Peter F. Hamilton
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der Vorderseite kein normales Siegel besaß, sondern Knöpfe.
    »Seht nicht hin«, murmelte er zu Beaulieu und Dahybi, »aber ich glaube, sie ist eine Besessene.« Er sandte ihnen per Datavis das Bild, das seine Netzhäute empfingen.
    Beide drehten sich um und starrten. In Beaulieus Fall war es ein richtiges Schauspiel, wie sie ihre Masse auf dem viel zu kleinen Stuhl verdrehte und Lichtreflexe über ihren glänzenden Metallkörper huschten.
    »Na wunderbar! Geht es nicht noch auffälliger?«
    Die Frau an der Theke bedachte die drei Raumfahrer mit einem zurückhaltenden Blick.
    »Bist du sicher?« fragte Dahybi.
    »Ich denke schon. Auf jeden Fall stimmt mit ihr irgend etwas nicht.«
    Dahybi sagte nichts; er kannte Joshuas unfehlbare Intuition aus eigener Erfahrung.
    »Wir könnten es leicht herausfinden«, sagte Beaulieu. »Wir gehen rüber und sehen, ob unsere Prozessorblocks fehlerhaft arbeiten.«
    »Nein.« Joshuas Blicke glitten vorsichtig über die restlichen Gäste in der vor Menschen wimmelnden Bar. Es war ein großer Raum, der direkt in den Felsen von Kilifis Wohnsektion geschnitten war, mit einer gemischten Schar von Gästen, die hauptsächlich aus Schiffsbesatzungen und Angestellten der Industriestationen zusammengesetzt war. Joshua war anonym, jedenfalls so weit das möglich war (fünf Leute hatten ihn bisher als ›Lagrange‹ Calvert erkannt). Und Kilifi war eine gute Tarnung; hier wurde die Art von Komponenten hergestellt, die er angeblich zur Verteidigung von Tranquility kaufen sollte. Sarha und Ashly führten die Scheinverhandlungen mit den Gesellschaften, und bisher hatte niemand nachgefragt, warum sie den ganzen weiten Weg bis ins Narok-System geflogen waren, anstatt ein näher gelegenes System anzusteuern.
    Joshua entdeckte zwei weitere Verdächtige, die allein vor sich hin tranken, und drei standen mit mürrisch-verschlagenen Gesichtern zusammengedrängt an einem Stehtisch. Ich werde allmählich paranoid.
    »Wir sollten uns auf unsere Mission konzentrieren«, sagte er. »Wenn Kilifi die Überprüfung der ankommenden Schiffe nicht ernst genug durchsetzt, dann ist das ihr Problem. Wir dürfen keine Konfrontation riskieren. Außerdem, wenn die Besessenen schon so frei und ungehemmt herumlaufen, dann muß die Infiltration ziemlich weit fortgeschritten sein.«
    Dahybi zog die Schultern ein und spielte mit seinem Glas, während er sich bemühte, seine Besorgnis nicht zu zeigen. »Aber hier liegen Navy-Schiffe angedockt, und die meisten unabhängigen Händler sind kampftauglich. Wenn der Asteroid in die Hände der Besessenen fällt, dann kriegen sie auch die Schiffe!«
    »Ich weiß.« Joshua begegnete dem ängstlichen Blick seines Knotenspezialisten ohne jede Spur von Schwäche. »Wir können uns nicht leisten aufzufallen.«
    »Sicher, du hast gesagt: Zieht keine Aufmerksamkeit auf euch, redet nicht mit den Einheimischen, furzt nicht laut. Was zur Hölle tun wir eigentlich hier, Joshua? Warum bist du so hinter Meyer her?«
    »Ich muß mit ihm reden.«
    »Vertraust du uns nicht?«
    »Selbstverständlich vertraue ich euch. Versuch nicht, mich auf diese billige Art reinzulegen. Für den Augenblick ist es wirklich besser, wenn ihr nichts wißt. Ihr vertraut mir doch auch, oder?«
    Dahybi grinste müde. »Das war auch ein billiger Trick, Joshua.«
    »Ja.«
    Die Bedienung brachte eine weitere Runde Getränke an ihren Tisch. Joshua starrte auf ihre Beine, als sie sich durch die Menge wand. Ein wenig zu jung für ihn, vielleicht sechzehn oder siebzehn. Louises Alter. Der Gedanke wärmte ihn kurz, doch dann bemerkte er das rote Taschentuch um ihren Knöchel. Mein Gott, ich weiß nicht, was schlimmer ist – der Horror der Possession oder die armseligen Träume dieser jungen Spinner.
    Er hatte einen gewaltigen Schock erlebt, als er zum ersten Mal die Botschaft Kiera Salters von Valisk betrachtet hatte. Marie Skibbow eine Besessene, die unschuldige Kinder ins Verderben lockte. Sie war ein hübsches Ding gewesen, attraktiv und schlau, mit einem Willen so hart wie Carbotanium-Komposit. Wenn eine Frau wie Marie von den Besessenen überwältigt werden konnte, dann konnte es jedem passieren. Lalonde brachte viel zu viele Saiten zum Schwingen.
    »Kommandant!« warnte Beaulieu.
    Joshua sah, wie Buna Makabi sich ihrem Tisch näherte. Er setzte sich und grinste, und ihm war nicht das geringste Anzeichen von Nervosität anzumerken. Allerdings hatte Joshua durch Unterhaltungen mit seinen Kollegen rasch herausgefunden, daß
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