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Seelen-Transfer

Seelen-Transfer

Titel: Seelen-Transfer
Autoren: Eric Frank Russell
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Funke zu sehen. Aus dem Dunkel der Nacht scholl ihm ein schwerer Husten, begleitet von brechendem Holz und peitschenden Blättern entgegen.
    Dann, wie in einem Alptraum, wurde Mallet bewußt, daß Symes neben ihm stand und eine Fackel aus brennenden Zweigen hochhielt. In dem flackernden Licht sahen sie monströse, vier Fuß dicke Fangarme, die sich windend in die Dunkelheit des Waldes zurückzogen. Die Arme schlängelten sich mit schrecklicher Geschmeidigkeit davon, wobei sie in ihrem Zentrum einen großen, augenlosen Kopf, der entfernt einem Kürbis ähnelte, davontrugen. Aus Löchern und Spalten in dem Kopf lief eine milchartige Flüssigkeit heraus.
    Ein paar Schritte vor den beiden Männern hockte Kessler fluchend am Boden, beugte sich über den reglosen Paton. Dann ergriff er den Körper an der Schulter, Mallet faßte an den Beinen an, und sie trugen ihn zurück zur Feuerstelle.
    „Dieser Teufel schlich sich heran und ergriff mich“, sagte Kessler und wedelte nervös mit seiner Waffe herum. „Ich schrie und feuerte auf diesen häßlichen Kopf, als er versuchte, mich fortzutragen. Hanny sprang über das Feuer und die anderen hinweg und ging auf das Ding wie von Sinnen los. Er versuchte, ihm den Kopf abzuhacken. Daraufhin ließ es mich los, warf ihn zwanzig Yards weit von sich und zog sich schnell zurück. Ich schickte ihm noch zwei Schüsse in das nach, was man wohl kaum als Gesicht bezeichnen kann, aber das schien ihm nicht viel auszumachen.“ Er wischte sich die Stirn, und prompt schoß neuer Schweiß heraus. „Inzwischen wäre ich eine Meile von hier weg und fünfzig Yards tief in seinen Eingeweiden drin, wenn Hanny nicht so eingegriffen hätte, wie er’s getan hat.“
    Mrs. Mihailowitsch begann damit, einen tiefen Schnitt in Patons rechtem Arm zu verbinden. Wo sie den Stoff dafür aufgetrieben hatte, war ein Geheimnis. Er stammte nicht aus einer Erste-Hilfe-Packung – wahrscheinlich hatte sie ihn von ihrem Unterkleid abgerissen. Schluchzend schwankte sie vor- und rückwärts, während sie die Arbeit ausführte, die ihr niemand aufgetragen hatte.
    Während er sie sanft beiseiteschob, sagte Symes: „Es tut mir schrecklich leid, aber Sie verschwenden Ihre Zeit. Er ist tot. Ich glaube, sein Genick ist gebrochen.“
    Langsam erhob sich die Frau, sah erst zu Symes, dann zu dem Toten. In ihren Augen hinter den dicken Brillengläsern stand Unglaube, bis dann plötzlich Tränen hervorschossen. Sie versuchte, sich unter Kontrolle zu halten, aber es gelang ihr nicht. Sie setzte die Brille ab, wischte sich mehrmals die Augen und schwieg. Symes nahm sie am Arm und brachte sie an ihren Platz am Feuer zurück. Mallet sah ihnen nach, wandte sich dann an Kessler.
    „Glück gehabt, wie?“
    „Glück hatte damit nichts zu tun“, antwortete Kessler. Er griff nach dem Spaten und begann, unter einem kleinen Baum ein Loch zu graben.
    Sie durchsuchten Hannibal Paton nach persönlichen Habseligkeiten und legten ihn dann zu seiner letzten Ruhe. Kessler schnitt ein rauhes hölzernes Kreuz zurecht und befestigte es auf dem Grab. Symes stand mit seiner Mütze in der Hand da und bat den Himmel, eines seiner Kinder aufzunehmen.
    „Amen“, brummte Mallet.
    Little Koo sprach es ihm nach.
    Ebenso die übrigen.
    Mrs. Mihailowitsch schneuzte sich erneut.
    Am nächsten Tag lief der Pfad immer mehr in Richtung Westen davon. Gezwungenermaßen wandten sie sich einer anderen Spur zu, die mehr in nördliche Richtung verlief. Nach kurzer Zeit wurde diese Spur etwas breiter, und sie kamen besser voran. Schweigsamer geworden durch die Ereignisse der letzten Nacht, blieben sie enger beieinander, marschierten aber in der gleichen Folge weiter wie am Abend zuvor, abgesehen davon, daß Symes jetzt Feeny an einer Leine an der Spitze der Gruppe mitführte.
    Der Boden stieg langsam aber beständig an. Der Dschungel blieb genauso undurchdringlich und bedrohlich wie bisher, aber der Anteil an weit ausladenden Bäumen wurde geringer. Lücken im Laub über ihnen wurden zahlreicher, ließen die Sonne hindurch, die sengend auf sie herunterbrannte. Schweiß klebte ihnen die Haare an den Kopf und die Hemden an den Rücken. Die Luft wurde immer dicker, anstatt dünner, wie man es bei ansteigendem Boden erwarten sollte.
    Kurz vor Mittag gab Mrs. Mihailowitsch auf. Sie ließ sich auf einen umgestürzten Baum nieder, ihre Brille war beschlagen, ihr Gesicht zeigte nur noch Resignation.
    „Meine Füße.“
    „Deine Füße tun weh, Mutter?“ fragte Grigor,
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