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Seelen-Transfer

Seelen-Transfer

Titel: Seelen-Transfer
Autoren: Eric Frank Russell
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handhaben waren. Auch entstanden jetzt die ersten Bauten auf der Erdoberfläche, die sich trotzig dem meist grauen Himmel entgegenreckten und davon zeugten, daß der Mensch noch nicht auf die Stufe von Ratten und Kaninchen herabgesunken war. Die Gemeinde schenkte das erste Haus Blacky und Sweetvoice, die angekündigt hatten, daß sie sich zusammentun wollten. Ein Erwachsener, der von sich behauptete, das alte Ritual noch zu kennen, sprach vor dem glücklichen Paar und vielen Zeugen einige feierliche Worte; Fander spielte beim Bräutigam den Brautführer.
    Gegen Ende des Sommers kehrte Speedy von einer langen Reise zurück und brachte auf seinem Schlitten einen alten Mann, einen Jungen und vier Mädchen mit zurück, die alle von irgendwoher aus dem Abendland stammen mußten. Sie hatten eine gelbe Hautfarbe, schwarzes Haar und mandelförmige Augen und unterhielten sich in einer Sprache, die keiner verstehen konnte. Bis diese Neuankömmlinge die hiesige Sprache erlernt hatten, mußte Fander als Übersetzer fungieren, denn seine und ihre Gedankenbilder waren unabhängig von gesprochenen Lauten. Die vier Mädchen waren sehr still, höflich und sehr hübsch. Innerhalb eines Monats hatte Speedy eine von ihnen geheiratet, deren Name, der unaussprechlich war, soviel bedeutete wie Wertvoller Edelstein Ling.
    Nach der Hochzeit suchte Fander Greypate auf, legte eine Tentakelspitze in seine rechte Hand. „Zwischen dem Mann und dem Mädchen gibt es Unterschiede, Merkmale, die deutlicher verschieden sind als wir es auf dem Mars kennen. Waren es diese Unterschiede, die den Krieg verursachten?“
    „Ich weiß es nicht. Habe noch nie zuvor einen von diesen gelben Leuten gesehen. Sie müssen sehr weit entfernt von hier leben.“ Er rieb sich am Kinn. „Ich weiß nur, was mein alter Herr mir und was sein alter Herr ihm erzählt hat. Es gab zu viele Menschen von verschiedener Art.“
    „Sie können aber nicht so unterschiedlich sein, wenn sie sich ineinander verlieben können.“
    „Vielleicht nicht“, gestand Greypate zu.
    „Angenommen, alle Menschen, die noch auf dieser Welt leben, könnten sich hier versammeln, könnten sich hier vermehren und würde weniger unterschiedliche Kinder zur Welt bringen, und diese Kinder erzeugen wieder Kinder, die noch weniger Unterschiede aufweisen – würden sie nicht schließlich alle gleich aussehen, einfach nur noch Erdbewohner sein?“
    „Vielleicht.“
    „Alle würden die gleiche Sprache sprechen, die gleiche Kultur besitzen? Wenn sie sich dann von diesem Zentrum aus wieder ausbreiteten, stets in Verbindung miteinander durch die Lastschlitten blieben? Wenn sie alle neuen Erfahrungen untereinander verbreiten würden, wenn alle mit der gleichen Geschwindigkeit Fortschritte erzielten – gäbe es dann noch Raum für neu entstehende Unterschiede?“
    „Ich weiß es nicht“, sagte Greypate ausweichend. „Ich bin nicht mehr so jung, wie ich es einmal war, und ich kann auch nicht mehr so weit vorausträumen, wie ich es einst tat.“
    „Das ist unbedeutend, solange es die Jungen träumen können“, sann Fander für einen Augenblick. „Wenn Sie langsam anfangen, sich etwas abseits zu fühlen, dann sind Sie in guter Gesellschaft. Auch mir gleiten die Dinge langsam aus der Hand. Der Zuschauer sieht vom ganzen Spiel am meisten, und vielleicht bin ich deshalb für ein ganz bestimmtes Gefühl empfänglicher, das sich hier ausbreitet.“
    „Für welches Gefühl?“ fragte Greypate zurück.
    „Daß dieser Planet sich wieder entwickelt. Wir finden jetzt viele Menschen, wo vorher nur wenige waren. Ein Haus ist gebaut worden, weitere sollen errichtet werden. Man spricht von insgesamt sechs. Dann werden sie von sechzig sprechen, dann von sechshundert und sechstausend. Andere planen, alte Leitungen wieder auszugraben und Wasser vom See im Norden herüberzuleiten. Bald wird man Premastikatoren bauen, Schutzschirme errichten. Die Kinder werden unterrichtet. Immer weniger hört man von der gefürchteten Plage, und bisher ist noch keiner hier daran gestorben. Ich spüre eine dynamische Welle der Energie und der Unternehmungslust, die sich noch mit großer Geschwindigkeit steigern wird, bis sie zu einer Flutwelle angewachsen ist. Auch ich spüre, daß ich überflüssig werde.“
    „Quatsch!“ sagte Greypate und spie auf den Boden. „Wenn man viel träumt, ist hin und wieder auch mal ein Alptraum dabei.“
    „Vielleicht liegt es daran, daß man vieles jetzt besser und effektiver tun kann, als ich es
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