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Seelen-Transfer

Seelen-Transfer

Titel: Seelen-Transfer
Autoren: Eric Frank Russell
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ich gebe Ihnen diese Chance. Sie können bei uns leben.“ Der Griff um seine Waffe wurde fester, seine Knöchel schimmerten weiß. „Eines aber ist klar: In dem Augenblick, wo Sie krank werden, verschwinden Sie auf Nimmerwiedersehen. Wenn nicht, werde ich Sie erschießen und fortschaffen.“
    Die Unterkünfte waren weitaus geräumiger als die Höhle. Insgesamt lebten achtzehn Kinder hier, alle durch ihre karge Ernährung recht dürr. Sie ernährten sich von Wurzeln, eßbaren Kräutern und gelegentlich einem Hasen. Die jüngsten und empfindlichsten unter ihnen akzeptierten Fander nach rund zehn Tagen. Nach vier Monaten war seine dahingleitende blaue Gestalt bereits ein normaler Bestandteil ihrer kleinen, begrenzten Welt geworden.
    Sechs der Kinder waren männlichen Geschlechts und älter als Speedy, eines sogar sehr viel älter, wenn es auch noch nicht erwachsen war. Fander bezauberte sie alle mit seiner Harfe, brachte ihnen bei, wie man sie spielte und hin und wieder gewährte er ihnen Zehn-Minuten-Flüge mit seinem Schlitten als etwas ganz Besonderes. Für die Mädchen bastelte er Puppen und seltsame, spitz zulaufende kleine Häuser für die Puppen. Auch kleine Möbel stellte er her. Keines dieser Spielzeuge war ein rein marsianisches oder irdisches Produkt. Sie alle stellten einen Kompromiß seiner Vorstellungskraft dar, die von beiden Planeten geprägt war. Sie waren eine marsianische Version irdischer Modelle, wenn es letztere hier noch gegeben hätte.
    Aber nach und nach, ohne die jüngeren Gruppenmitglieder zu vernachlässigen, richtete er seine Hauptanstrengungen auf die sechs älteren Jungen und Speedy. Nach seiner Meinung waren sie die Hoffnung für das, was von dieser Welt noch übriggeblieben war. Zu keinem Zeitpunkt kam er darauf, darüber nachzudenken, daß ein nicht-technisches Gehirn auch seine Tugenden besaß oder daß es auch einmal Zeiten geben konnte, in denen es wichtig war, kurzfristig das aus den Augen zu verlieren, was auf lange Sicht hin möglich war.
    Also konzentrierte er sich so gut er konnte auf die älteren sieben, unterrichtete sie in langen Monaten, regte ihr Gehirn an, förderte ihre Neugier und machte ihnen immer wieder klar, daß die Angst vor der Krankheit und vor dem Tod ein Dogma werden konnte, das die Menschen trennte, solange sie es nicht in ihren Seelen überwunden hatten.
    Er brachte ihnen bei, daß der Tod ein natürlicher Prozeß war, den man philosophisch akzeptieren und mit Würde begehen mußte – und manchmal gab es Zeiten, da hatte er den Verdacht, daß er ihnen gar nichts beibrachte, sondern daß er sie nur an etwas erinnerte, daß in ihren Gehirnen ganz tief unten irgendwo eine uralte Strömung vorhanden war, die bereits vor zehn oder zwanzigtausend Jahren einmal zu diesen Ergebnissen geführt hatte. Dennoch half er, die Furcht vor der Krankheit, die wie ein schwerer Block auf allem lastete, zu beseitigen. Die Kinder wurden immer mehr zu Erwachsenen, bekamen eine ganz andere Sicht der Dinge. In dieser Hinsicht war er zufrieden. Viel mehr konnte er sowieso nicht tun.
    Nach einer gewissen Zeit organisierten sie Gruppenkonzerte, summten oder machten anderen Geräusche als Begleitung zu der Harfe, diskutierten darüber, ob es sinnvoll sei, den Melodien ganz bestimmte Worte hinzuzugeben. Diesen Prozeß trieben sie so weit, daß es eines Tages richtige Texte zu diesen Liedern gab. Als sie immer mehr Lieder sammelten, und als sich der Gesang weit gebessert hatte, kam auch der alte Greypate immer öfter zu den kleinen Vorstellungen, bis man sich schließlich daran gewöhnt hatte, stets einen Zuhörer zu haben.
    Eines Tages kam der älteste Junge mit Namen Redhead zu Fander und ergriff einen Tentakel. „Teufel, kann ich mal deine Nahrungsmaschine in Betrieb setzen?“
    „Du meinst, ich soll dir zeigen, wie man sie bedient?“
    „Nein, Teufel, ich weiß, wie sie funktioniert.“ Der Junge hielt dem Blick aus den Bienenaugen ruhig stand.
    „Wie funktioniert sie denn?“
    „Diesen Container füllst du mit zarten Gräsern, achtest sorgfältig darauf, daß keine Wurzel mehr daran sind. Du paßt auch auf, daß nicht ein Schalter betätigt wird, bevor der Behälter voll und die Tür ganz geschlossen ist. Dann drehst du den roten Schalter bis auf Dreihundert, drehst den Behälter um, stellst den grünen Schalter auf sechzig. Dann drehst du beide Schalter zurück, gibst den weichen Inhalt des Behälters in kleinen Formen und preßt diese, bis die Kekse fest und trocken
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