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Seelen-Transfer

Seelen-Transfer

Titel: Seelen-Transfer
Autoren: Eric Frank Russell
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bis an die Zähne bewaffnet, einer ernsten und unruhigen Menschenmenge gegenübersahen.
    „In dem isolierten Abschnitt befinden sich fast einhundert Menschen“, sagte Greypate den Leuten gerade. „Nicht alle sind von der Krankheit befallen, vielleicht bekommen sie sie gar nicht. Wenn nicht, so ist es unwahrscheinlich, daß ihr davon auch befallen werdet. Wir sollten abwarten und sehen, was geschieht. Bleibt noch eine Weile ruhig.“
    „Hört, wer uns das sagt!“ rief eine Stimme. „Wenn Sie nicht immun wären, hätte man Sie schon vor fünfzig Jahren begraben.“
    „Das gilt für die meisten hier“, konterte Greypate.
    Mit blitzenden Augen sah er sich um, seine Waffe im Arm. „Ich bin kein großer Volksredner, und ich sage euch allen jetzt nur, daß niemand hier fortgehen wird, bevor wir nicht wissen, ob das wirklich die alte Plage ist.“ Er brachte seine Waffe in Anschlag. „Ist irgend jemand scharf auf eine Kugel?“
    Der Sprecher von eben drängte sich durch die Menge nach vorn. Er war ein muskulöser Mann, und herausfordernd sah er zu Greypate herauf. „Solange wir noch leben, besteht Hoffnung. Wenn wir von hier verschwinden, werden wir überleben und können zurückkehren, wenn es sicher ist, daß man zurückkehren kann. Im übrigen glaube ich, daß Sie uns nur bluffen. Ich gehe jedenfalls.“ Er drehte sich um und ging langsam davon.
    Greypate senkte seine Waffe bereits ein Stück weiter, als er Fanders Tentakel auf seinem Arm spürte. Ein paar Augenblicke stand er steif da, als lausche er auf etwas. Dann senkte er die Waffe ganz und rief den Davongehenden an.
    „Ich werde mich in den isolierten Abschnitt begeben, und Teufel hier wird mich begleiten. Wir gehen die Probleme jedenfalls an und laufen nicht vor ihnen davon. Wir werden nie etwas schaffen, wenn wir nur davor weglaufen.“ Ein Teil der Zuhörer wurde unruhig, murmelte Zustimmung. „Wir werden also selbst feststellen, was los ist. Vielleicht sind wir nicht in der Lage, etwas auszurichten, aber zumindest werden wir feststellen, wo das Problem liegt.“
    Mit diesen Worten stieg er von seinem Podest und ging schnurstracks auf das abgesperrte Wohngebiet zu. Fander glitt neben ihm dahin. Der Muskelmann, der eigentlich vorgehabt hatte zu fliehen, blieb wie angewurzelt stehen und sah ihnen nach. Die übrigen Menschen unterhielten sich aufgeregt, schienen sich nicht einigen zu können, ob sie bleiben und die Situation akzeptieren sollten, oder ob sie Fander und Greypate an ihrem Vorhaben hindern sollten. Speedy und Blacky wollten den beiden anderen folgen, wurden aber daran gehindert.
    Kein Erwachsener erkrankte, niemand starb. Die Kinder in der befallenen Sektion bekamen nacheinander die Symptome der Krankheit – Fieber, eine gelbe Hautfarbe und Flecken. Dann war die Masern-Epidemie vorüber. Erst als auch der letzte Krankheitsfall aus eigener Kraft des Patienten überwunden worden war, kehrten Greypate und Fander zurück.
    Der recht harmlose Verlauf und das schließliche Verschwinden dieser Krankheit ließen das Pendel des Vertrauens der Menschen weit ausschlagen. Die Selbstsicherheit der Menschen wurde manchmal sogar zu einer leichten Arroganz. Sie stellten immer mehr Schlitten her, bildeten Mechaniker und Piloten aus, immer mehr Einzelpersonen und ganze Familien wurden herangeflogen. Immer mehr Bruchstücke eines bisher verschütteten Wissens kamen so hier zusammen. Jeder trug durch seine Kenntnisse und Erfahrungen, und mochten sie noch so gering sein, dazu bei, einiges von dem wieder aufzubauen, was einst im atomaren Feuer verglüht war.
    Im zwanzigsten Jahr der neuen Zeitrechnung standen bereits achttausend Steinhäuser um den kleinen Hügel herum. Über den östlichen Ausläufern der Siedlung erhob sich ein riesiges Gemeindehaus, das aufgrund eines kupfernen Turmes meilenweit zu sehen war. Im Norden wurde ein See durch einen Damm gestaut, im Westen baute man ein Krankenhaus. Die unterschiedlichen Erfahrungen, Talente und Energien von über fünfzig menschlichen Rassen hatten diese Stadt erbaut und erweiterten sie immer noch. Unter ihnen waren zehn Polynesier, vier Isländer und ein hageres, dunkles Kind, das der letzte Angehörige der Seminole-Indianer war.
    Rings um die Stadt breiteten sich Farmen aus. Eintausend Köpfe Mais, die man aus einem Tal in den Anden gerettet hatte, hatten sich auf über zehntausend Hektar ausgebreitet. Wasserbüffel und Ziegen hatte man von weit her herangeschafft, um sie dort einzusetzen, wo man normalerweise
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