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Seelen-Transfer

Seelen-Transfer

Titel: Seelen-Transfer
Autoren: Eric Frank Russell
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Pferde benutzt hätte oder Schafe geweidet worden wären, die man nirgends auf der Erde mehr fand. Niemand wußte, warum einige Arten überlebt hatten und andere endgültig verschwunden waren. Pferde waren ausgestorben, während es noch Wasserbüffel gab. Hunde hatten sich zu gefährlichen Rudeln zusammengetan und jagten ihre Beute, während Katzen nirgends mehr anzutreffen waren. Einige Kräuter, wenige Knollenpflanzen und ein paar Saatgemüse konnten, als man sie gefunden hatte, wieder kultiviert werden und trugen bedeutsam zur Ernährung bei. Aber Blumen für die Seelen der Menschen gab es nicht mehr. Die Menschheit hatte überlebt, mußte aber mit dem zurechtkommen, was ihr geblieben war.
    Am Ende dieses Jahres starb Greypate in unbekanntem Alter friedlich im Schlaf. Er wurde auf einem Friedhof hinter dem Gemeindehaus begraben, während Fander ihm ein Trauerlied auf der Harfe spielte und Wertvoller Edelstein, Speedys Frau, ihm das Grab mit duftenden Kräutern schmückte.
    Im darauffolgenden Frühling ließ Fander Speedy, Blacky und Redhead zu sich kommen. Er hatte sich auf einer Couch zusammengerollt und zitterte am ganzen Leib. Sie hielten ihm ihre Hände hin, damit er mit allein dreien zugleich sprechen konnte.
    „Ich fange an, mich meiner amafa zu unterziehen.“
    Er hatte große Schwierigkeiten, ihnen das in verständlichen Bildern zu vermitteln, denn es handelte sich dabei um etwas, was außerhalb aller irdischen Erfahrungen lag.
    „Dies ist eine unvermeidliche Phase des sich verändernden Alters, während der jeder Angehörige unserer Rasse ungestört schlafen muß.“ Sie reagierten auf „unsere Rasse“ ein wenig erstaunt, so, als würde ihnen seit langem wieder einmal bewußt, daß sie hier keinen Menschen vor sich hatten. „Ich muß allein sein, bis diese Art Winterschlaf ihren natürlichen Verlauf genommen hat.“
    „Wie lange dauert das, Teufel?“ fragte Speedy interessiert.
    „Es kann zwischen vier und zwölf Monaten eurer Erdzeit dauern, aber …“
    „Was – aber?“ Speedy wartete die Antwort nicht ab, denn er hatte irgendwie gespürt, was der Marsianer sagen wollte. „Aber es kann auch nie zu Ende gehen?“
    „Vielleicht hört es nie auf“, gab Fander zögernd zu. Er zitterte erneut, rollte sich in seine restlichen Tentakel ein. Die leuchtend blaue Farbe seines Körpers hatte deutlich nachgelassen. „Die Wahrscheinlichkeit ist gering, aber sie besteht.“
    Speedy bekam große Augen, als sein Verstand zu der Erkenntnis kam, daß Fander vielleicht etwas war, was nicht für alle Zeiten als gegeben angesehen werden konnte. Blacky und Redhead waren ähnlich entgeistert.
    „Wir Marsianer leben nicht ewig“, erklärte Fander leise. „Alle Geschöpfe sind sterblich. Und wer seine amafa überlebt, der hat noch viele schöne Jahre vor sich. Mancher aber überlebt es nicht. Dies ist eine Krise, der man sich stellen muß, wie allem, was zwischen Anfang und Ende geschieht.“
    „Aber …“
    „Unsere Bevölkerungszahl ist nicht groß“, fuhr Fander fort. „Wir vermehren uns nur langsam, und viele von uns sterben bereits nach der Hälfte der durchschnittlichen Lebensspanne. Nach kosmischen Maßstäben sind wir ein schwaches und armes Volk, das weitgehend auf die Unterstützung der Klugen und Starken angewiesen ist. Ihr seid klug und stark. Denkt immer daran. Und wann immer mein Volk diese Erde wieder besucht, oder wenn andere, noch stärkere Volker kommen, so begrüßt sie mit dem Selbstvertrauen der Klugen und Starken.“
    „Das werden wir tun“, versicherte Speedy ihm. Sein Blick wanderte in die Umgebung, sah über die vielen tausend Dächer hinüber zu dem kupfernen Turm und der Personifikation des Schönen. „Wir sind stark.“
    „Ich möchte jetzt nicht hier bleiben“, erklärte Fander. „Lieber ruhe ich in der Höhle, wo ich meine ersten Freunde fand, wo wir lernten, einander zu verstehen. Bitte, mauert sie zu und laßt eine Tür für mich darin offen. Verbietet es jedem, mich anzurühren oder auch nur das Tageslicht auf mich scheinen zu lassen, bis ich aus eigenem Antrieb wieder herauskomme.“ Fander schien von einer Art Schüttelfrost befallen zu sein; seine Tentakel bewegten sich nur noch unbeholfen und manchmal ziellos. „Es tut mir leid, euch bitten zu müssen, daß ihr mich tragt. Bitte, verzeiht. Ich habe nicht mehr viel Zeit und schaffe es nicht allein.“
    Die Männer liefen, um Stangen zu holen, dann bauten sie eine Tragbahre, mit der sie den Marsianer in die Höhle
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