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Seegrund

Seegrund

Titel: Seegrund
Autoren: Kobr Michael Kluepfel Volker
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wir erst einmal unser Leben wieder auf die Reihe bekommen nach dem Krieg. Dann kamen die verdammten Amis, da hatten wir keine Chance.
    Meinen Sie, die hätten nicht auch gerne was gefunden? Die waren Jahre hier oben – nichts. Und die hatten Tauchgeräte, Lampen und weiß Gott was alles. Wir nicht. Für uns hieß es also: warten. Und wir wurden sehr geduldig im Laufe der Jahre. Als wir dann selbst die Möglichkeit hatten zu tauchen, haben wir es natürlich versucht. Aber der See ist tückisch, das haben Sie ja selbst festgestellt. Was er einmal auf seinen Grund gezogen hat, gibt er nicht gern wieder her. Oh, wir haben diesen See hassen gelernt. Aber gleichzeitig war er wie eine Art Tresor. Was wir nicht kriegen konnten, bekam auch kein anderer. So vergingen die Jahre. Zu viele Jahre. Immer wieder haben wir es versucht. Auch andere. Manche haben dabei ihr Leben gelassen. Bis das Tauchen verboten wurde. Und dann kamen diese Roboter. So einen mussten wir haben – und das Schicksal wollte es, dass dieses Forschungsteam …«
    »Halt endlich dein Maul, Tassilo!« Mit schneidender Schärfe zischte Röck den Befehl und Wagner verstummte.
    »Die Suche hat ihnen den Verstand geraubt«, sagte Ackerman abschätzig. »Sie hat …«
    »Geschafft!«
    Ihre Blicke richteten sich wieder auf den Feuerwehrmann, der sich erhob und unschlüssig in die Runde schaute. Es war totenstill geworde. Alle hielten den Atem an. Sogar der Sturm schien innezuhalten, doch niemandem fiel das auf.
    Kluftinger trat einen Schritt vor und sagte mit heiserer Stimme:
    »Machen Sie’s auf.«
    Wieder kniete sich der Feuerwehmann hin und rüttelte an der Kiste. Doch die aufgeschweißte Platte klemmte noch in ihrer Verankerung. Hilfe suchend blickte er sich um. Da hatte Kluftinger eine Idee. Er ging zu Friedel Marx, flüsterte ihr etwas ins Ohr, worauf sie zum Boot lief und mit dem Montiereisen zurückkam, das Kluftinger ihr am Auto gegeben hatte. Damit trat der Kommissar zu dem Feuerwehrmann und sagte: »Lassen Sie mich mal.«
    Als er das Eisen ansetzte, fiel sein Blick auf die Prägung. Es war eine Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet das Werkzeug, das sie vor mehr als einer Woche als Erstes dem Grund entrissen hatten und das eigentlich mit einem ganz anderen, vielleicht noch größeren Geheimnis des Sees zu tun hatte, nun die Kiste vor ihnen öffnen sollte. Er setzte das Brecheisen an, hebelte an der Truhe herum, es knackte ein paar Mal, dann flog der Deckel mit einem Krachen auf.
    Keiner rührte sich. Kluftinger zögerte noch einen Moment. Er wusste nicht, was die Kiste beherbergte und er war sich nicht sicher, welchen Inhalt er sich eigentlich erhoffte. Als er hineinspähte, versuchten alle, an seinem Blick etwas über den Inhalt abzulesen, doch der Kommissar verzog keine Miene. Er kniete sich vor die Kiste, was wie ein stilles Gebet vor einem bizarren Altar anmutete.
    Dann entspannten sich seine Züge und er lächelte. Ein Raunen ging durch die Reihen, als Kluftinger mit beiden Händen in die Truhe griff. Als er sich wieder erhob, sahen die anderen ein Bündel Papiere in seinen Händen.
    Plötzlich durchbrach ein schrilles Lachen die Stille. Es kam von Tassilo Wagner.
    Kluftinger kniete etwas hilflos mit den Papieren in seinen Händen da und blickte sich um. Als sein Blick den des Historikers traf, sagte er: »Können Sie sich das mal anschauen?«
    Das ließ der sich nicht zweimal sagen. Im Laufschritt eilten er und seine Kollegin zum Kommissar und rissen ihm die Papiere geradezu aus der Hand. Ein paar Sekunden blätterten die beiden sie aufgeregt durch, hielten sie immer wieder in den Lichtschein eines der großen Suchscheinwerfer, tuschelten miteinander und sahen dann den Kommissar an. In ihren Augen lag der glasige Blick seliger Verzückung.
    Wagners Lachen war inzwischen in ein ersticktes Schluchzen übergegangen. »Das soll der verdammte Schatz sein? Dieser … Müll?«, presste er hervor.
    Wie von der Tarantel gestochen drehte sich Professor Timm zu ihm um und fauchte ihn an: »Sie haben ja keine Ahnung! Und ob das ein Schatz ist!« Etwas weniger zornig, aber genauso aufgeregt sagte er an den Kommissar gewandt: »Das sind aller Voraussicht nach die verschollenen Papiere zum Bau der Superwaffe, von der die Nazis immer geredet haben. Verstehen Sie: alles! Sehr, sehr detaillierte Bau- und Funktionspläne, soweit ich das sehen kann. Das wird ein Erdbeben auslösen, so viel ist sicher. Wissen Sie …«, Timm senkte seinen Kopf etwas und
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