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Seegrund

Seegrund

Titel: Seegrund
Autoren: Kobr Michael Kluepfel Volker
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erspart.«
    »Gesichert sind dagegen die Erkenntnisse, die sich auf die gefundenen Waffenpläne beziehen«, fuhr die Reporterin fort. »Auch wenn die Historiker sich noch bedeckt halten und weitere Auswertungen abwarten wollen, gibt es schon untrügliche Anzeichen, die auf die Brisanz des Fundes verweisen. Ich habe hier neben mir Frau Doktor Anna Schmidt von der Humboldt-Universität Berlin, die uns einige der Fragen beantworten kann.«
    Kluftinger hob den Kopf ein paar Zentimeter, ließ ihn aber gleich wieder ins Kissen fallen, weil schon die kleine Bewegung ein heftiges Hämmern in seinen Schläfen auslöste. Er erinnerte sich an die Schmidt und er erinnerte sich vor allem daran, dass sie bei ihren bisherigen Zusammentreffen so gut wie überhaupt nicht gesprochen hatte. Und nun gleich im Fernsehen? Er war gespannt.
    »Frau Schmidt«, fuhr die Reporterin fort, »was können Sie uns zu den neuesten Ergebnissen sagen?«
    »Was zweifellos feststeht, ist, dass die Waffe, vermutlich eine spezielle, verfeinerte Art von Torpedo, die hier getestet wurde, nicht mehr zur Serienreife kam. Zudem wurden Hohlkörper, wahrscheinlich Flugzeuge, getestet, die wegen Materialknappheit und um Gewicht zu sparen praktisch völlig aus Holz …«
    »Jetzt reicht’s!«
    Die Bildröhre wurde schwarz.
    »Heut ist Weihnachten, wir wollen jetzt nix mehr von Waffen und so einem Zeug hören.« Erika stand hinter ihm, die Fernbedienung in der Hand. Er hatte nicht einmal bemerkt, wie sie sie ihm weggenommen hatte.
    Seufzend nickte der Kommissar. Sie hatte ja Recht, für heute war es wirklich genug.
    »Schau mal, das Geschenk hat der Martin vorher dagelassen, als du geschlafen hast. Da hab ich ihm unseres gleich mitgegeben.« Erika legte ihm ein Päckchen auf die Decke.
    »Wie ›unseres‹? Schenken wir denen jetzt neuerdings auch was?«
    »Schon immer«, antwortete seine Frau kurz. »Übrigens ist unser Geschenk nicht nur was für sie. Ich habe uns alle zu einem Tanzkurs hier in Altusried angemeldet.«
    Kluftingers Schläfen hämmerten wieder, doch er war zu schwach, um zu protestieren. Das würde er zu verhindern wissen. »Leg mal das Ding da unter den Baum«, keuchte er mit einem verächtlichen Blick auf das Geschenk. Mehr brachte er nicht heraus.
    »Ich hoffe, es schmeckt euch«, sagte Kluftinger demonstrativ röchelnd, als die anderen am Esstisch Platz genommen hatten. Er klang nicht, als meine er es ernst. Es machte ihm schwer zu schaffen, dass er heute keinen Bissen des traditionellen Weihnachtsessens herunterbrachte, obwohl Erika ihm eine klein geschnittene Portion ans Krankenlager gestellt hatte. Eigentlich war er sonst ganz heiß darauf. Ganz im Gegensatz zu Yumiko, die bei dem Anblick der Würste zusammengezuckt war und geflüstert hatte, dass sie keine »Angeschwollenen« möge. Auch die Erklärung, es handele sich lediglich um Bratwürste aus Kalbsbrät ohne Haut, konnte sie nicht umstimmen.
    »Lasst’s mich nur krank hier liegen und unterhaltet euch recht nett. Ich krieg nicht einmal was mit!«
    »Hier, nimm das mal, dann bist du auch beschäftigt und lässt uns in Ruhe essen«, sagte sein Sohn und legte ihm ein braunes Päckchen auf den Tisch.
    »Von wem ist das?«, fragte Kluftinger zögerlich.
    »Keine Ahnung«, sagte Markus. »Kam mit der Post. War kein Absender drauf.«
    Kluftinger nahm das Paket und versuchte, am Poststempel den Herkunftsort zu identifizieren. Doch die Schrift war zu verwischt und der Versuch, sie zu entziffern, strengte ihn zu sehr an. Also packte er es aus. Es war schwer und er konnte sich nicht vorstellen, was es wohl sein würde.
    Mit zittrigen Fingern riss er die Verpackung auf und starrte in die Augen von König Ludwig, den er in Form einer Büste in Händen hielt. Sie hatte eine zarte, ins Rosa gehende Farbe. Es war eine kleine Wetterstation. Dieselbe, die er für Yumiko gekauft hatte, als er das erste Mal in Appels Souvenirladen gewesen war und er die gierigen Blicke gesehen hatte, die ein Japaner der Büste zuwarf.
    Er fragte sich noch, von wem das Geschenk wohl sein könnte, da rief Markus vom Esstisch herüber: »Was ist es denn?«
    »Ach, nix«, brummte Kluftinger, der nicht wollte, dass Yumiko die Büste sah, bevor sie sein Geschenk aufmachen würde.
    »Jetzt zeig halt«, forderte Markus ihn auf.
    »Ja, zeig her«, schloss sich Erika an.
    Da hielt er die Büste hoch und sagte: »Die verändert die Farbe, je nach Wetter.«
    Ein paar Sekunden war es still, dann prusteten die drei am Tisch los.
    »Da
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