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Sechselauten

Sechselauten

Titel: Sechselauten
Autoren: Michael Theurillat
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im Duty Free ein Parfum zu besorgen.
    Aus dem Lautsprecher erklang Eschenbachs Name. Es war Kathrin, die es als Erste realisierte. »Papa, das bist ja du.«
    Der Kommissar meldete sich beim Schalter. Zwei Beamte der Flughafenpolizei standen bereits dort. »Es wird nicht lange dauern«, sagte der Ältere der beiden.
    »Dann kommen wir aber auch mit«, sagte Corina, die mit skeptischem Blick neben Eschenbach stand und ihren Arm beschützend um Kathrins Schultern gelegt hatte.
    Sie wurden in ein kleines Büro geführt, das im hinteren Teil der Abflughalle lag. Ein quadratischer Tisch stand in der Mitte des Raums; in einer Ecke unterhielten sich stehend zwei Männer.
    »Da haben wir dich zum Glück gerade noch gefunden.«
    Eschenbach erkannte den großen, schlanken Mann im blauen Blazer sofort wieder. Es war Alfons Meier, der Leiter der Flughafenpolizei Zürich. »Geht’s wohl nach Kanada …«, meinte sein Kollege freundlich. »Hast dir’s ja auch wirklich verdient.«
    Den Mann neben Meier kannte Eschenbach ebenfalls, auch wenn der Kommissar bislang kaum mehr als drei Worte mit ihm gewechselt hatte.
    »Am besten ihr wartet draußen«, sagte Eschenbach zu seiner Frau. »Ist wohl etwas Geschäftliches.«
    Kathrin seufzte einmal laut und rollte die Augen, bevor sie Corina zur Tür folgte.
    Der Mann neben Meier trat einen Schritt auf Eschenbach zu und streckte ihm die Hand entgegen. »Wer hätte gedacht, dass wir uns nochmals sehen.«
    »Sie kennen sich ja«, sagte Meier. »Mr Paresh Singh  – Securityofficer von Goldmann Investments in London. Es geht nur um eine kurze Angelegenheit, die er mit dir besprechen möchte.«
    Eschenbach nickte, während er Paresh Singh ebenfalls die Hand reichte und ihm in die Augen sah. »Mein Beileid.«
    »Wir mussten noch einige Dinge klären, hier in Zürich«, sagte Mr Singh in zurückhaltendem, aber freundlichem Ton. »Unter anderem dies hier.« Er überreichte Eschenbach ein kleines, flaches Paket, kaum größer als der Bildband von Turner, den sich der Kommissar in London gekauft hatte. Es war mit braunem Packpapier umwickelt und einer hellen Kordel verschnürt. Der Kommissar nahm es an sich, wog es in den Händen und legte es neben sich auf den Tisch.
    »Lara wollte, dass ich Ihnen das persönlich überreiche, weiß auch nicht, warum. Jedenfalls hat sie das in ihrem Testament so festgehalten. Und dieser Brief, der gehört ebenfalls dazu.«
    Eschenbach nahm auch das Kuvert entgegen. Er blieb einen Moment stehen und wusste nicht, was er zu all dem sagen sollte. Und weil er dabei an Lara dachte, fiel ihm etwas ganz Merkwürdiges auf: Er konnte sich nicht mehr erinnern, wie sie ohne Gesichtsverband ausgesehen hatte, im Andachtsraum, kurz vor ihrem Tod. Es waren andere Bilder, die sich vor sein geistiges Auge drängten: Queen Mary’s Gardens und die Parkbank, auf der sie gesessen hatten, als sich Laras einbandagierter Kopf langsam auf seine Schulter gelegt hatte. Ihre Stimme und die Bewegungen ihrer Hände, wie sie im Kartoffelpüree herumgestochert hatte. Vielleicht sind Gesichter gar nicht so wichtig.
    »Es interessiert Sie vielleicht«, sagte Paresh Singh und riss Eschenbach aus seinen Gedanken. »Wir haben eine kleine Gruppe von Aktivisten ausfindig gemacht, die Alexander Kronenberger seit Jahren mitfinanziert hat. Wir verhören diese Leute derzeit. Wie es scheint, wurde über diese Verbindung auch der Anschlag auf Lara abgewickelt. Und was noch trauriger ist – den Grundstein zu dieser … nun, ich möchte es nicht gerade eine Geschäftsbeziehung nennen – den hat bereits Laras Vater, Sir Peter Bischoff, in den späten siebziger Jahren gelegt. Dieser Zusammenhang wurde sichtbar, nachdem wir die Bänder ausgewertet haben, die Lara in den Sachen ihres Vaters gefunden hatte.«
    Aus den Lautsprechern im Hintergrund hörte der Kommissar, wie sein Flug aufgerufen wurde. »Dann hatte Lara davon Kenntnis, nehme ich an.«
    »Spätestens, nachdem sie die Aufzeichnungen angehört hat. Richtig. Und wir müssen davon ausgehen, dass sie weitere Nachforschungen angestellt hat. Wir fanden Belege zu den Kontoverbindungen zwischen Kronenberger und dieser Gruppe in Laras Patientensuite im Princess Grace .«
    Eschenbach nickte. Er warf einen Blick auf die Uhr, dann nahm er das Paket vom Tisch. »Ich muss dann wohl.« Er reichte Paresh Singh die Hand.
    »Ich habe Ihnen nie vertraut, das war ein Fehler.«
    »So ging’s mir auch«, sagte Eschenbach. Er wandte sich zur Tür. Alfons Meier, der dort
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