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Scream

Scream

Titel: Scream
Autoren: Chris Mooney
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Der 4. Juli war eine der wenigen Ausnahmen von dieser Regel, wenn irgendwo verbotenerweise Feuerwerksraketen gezündet wurden, Teenager im Haus ihrer Eltern den ganzen Tag Partys feierten und über die Stränge schlugen oder sich Betrunkene ans Steuer setzten. Darum war es an diesem Tag nicht ungewöhnlich, eine Zivilstreife mit Blaulicht vorbeirasen zu sehen.
    Jack Casey fuhr die Suffox Avenue entlang, die parallel zum Preston Way verlief, aus der der Notruf gekommen war. Da, wo die Straße in einer Rechtskurve auf den Strand zuführte, steuerte er den Toyota Land Cruiser in eine mit Schotter bestreute Ausweichbucht und hielt an. Die blauen und weißen Lichtblitze auf dem Wagendach ließen alle, die am Strand waren, aufmerken. Familien, junge Paare, ältere Leute und viele Kinder, die sich für das große Feuerwerk versammelt hatten, starrten nun auf die Polizisten, die auf das Strandhaus an der Ecke zueilten.
    Jack trommelte mit den Fingern aufs Lenkrad und warf einen Blick durch das Beifahrerfenster auf eine rechtwinklig angelegte Baumgruppe, ein Rasenstück und einen kleinen Spielplatz zwischen den beiden Straßen. Zwischen den Bäumen schimmerte das Haus hindurch. Hinter den zugezogenen Jalousien der Fenster war es dunkel. Er glaubte nicht, dass sich der Eindringling noch im Haus befand, und zweifelte daran, ob überhaupt geschossen worden war, denn es hatte sonst niemand 911 angerufen.
    Jack war in der Station gewesen und hatte an der Akte zu einem Raubüberfall gearbeitet, als der Einsatzleiter gekommen war und ihn gebeten hatte, sich diesen Anruf anzuhören. Was Jack zu denken gegeben hatte, war die ruhige, emotionslose Stimme des Anrufers und jene seltsam mechanischen Resonanzen, die auf einen Stimmenverzerrer schließen ließen. Seine Intuition, auf die er sich als lang gedienter FBI-Profiler verlassen konnte, hatte wie eine Stimmgabel zu schwingen begonnen.
    Irgendetwas wartete auf ihn in diesem Haus. Dessen war er sich sicher.
    Er stieg aus, verschloss die Tür und ging auf den Strand zu, um die Vorderseite des Hauses in Augenschein zu nehmen. Die große zweigeschossige Villa war mit Schindeln aus Zedernholz gedeckt. Am Ende der langen, aber schmalen Zufahrt, die über eine gepflegte Rasenfläche führte, standen drei Fahrzeuge: ein Jeep Wagoneer und zwei brandneue Mercedes. Die Fenster im Parterre waren geöffnet, aber wie alle anderen von Jalousien verhängt. Nur die beiden Fenster über dem Vordach des Eingangs waren geschlossen – und unverblendet. Es brannte nirgends Licht; auch die Außenbeleuchtung war ausgeschaltet.
    Jack bahnte sich einen Weg durch ein Heer von Beamten und Streifenwagen und entdeckte Alex Ronayne, einen der Detectives der Polizei von Marblehead, der rücklings an einer Limousine lehnte, die Arme zu beiden Seiten am Rand des Daches ausgestreckt, als hinge er an einem Kreuz. Er gähnte.
    Jack trat auf ihn zu. Durch die schwüle, nach moderndem Tang und Salz riechende Luft drang von ringsumher das nervöse Knistern und Krächzen zahlloser Sprechfunkgeräte.
    »Von dem Schützen schon irgendein Zeichen gesehen?«
    Ronayne kaute an einem Streichholz, das ihm im Mundwinkel steckte. »Nein, jedenfalls nicht hier draußen. Vielleicht ist er im Haus, aber Sie wollten ja nicht, dass wir reingehen. Also stehen wir uns die Beine in den Bauch und warten auf Sie.«
    »Haben Sie den Notruf gehört?«, fragte Jack.
    »Na klar.«
    »Und was sagen Sie dazu?«
    »Irgendein Punk treibt sich in der Gegend herum und versucht, Geld für Stoff aufzutreiben. Vielleicht will er uns nur ablenken und räumt jetzt irgendwo ein Haus drüben am Neck aus, während wir hier Räuber und Gendarm spielen.«
    Ronayne hatte lange Zeit in Boston für die Sitte gearbeitet und war dann bei einer verpfuschten Razzia von vier Schüssen lebensgefährlich verletzt worden. Danach hatte er über mehrere Jahre von der Invalidenrente gelebt und nebenher als Nachtwächter gearbeitet beziehungsweise Fenster eingebaut, bis in Marblehead eine Stelle als Detective frei geworden und mit ihm neu besetzt worden war.
    »Kann sein«, sagte Jack.
    »Ich bin mir sicher.«
    »Aber mein Bauch sagt mir, dass Sie aus einem anderen Grund hierher gerufen worden sind«, erwiderte Jack, dem die Gleichgültigkeit des Kollegen nicht gefiel.
    Ronayne gähnte wieder und blinzelte mit den Augen, als wäre er gerade aus einem unschönen Traum aufgewacht. »Sie sind jetzt wie lange hier, drei Jahre? Bei mir sind’s acht, und in der ganzen Zeit gab’s
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