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Schwesternkuss - Roman

Schwesternkuss - Roman

Titel: Schwesternkuss - Roman
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Rechtshilfe.« Kopfschmerzen waren im Anzug, Bennie spürte es. Sie hatte heute Morgen bei Gericht einen Antrag nicht durchgebracht. Das hing ihr immer noch nach.
    »Also, was hat das alte Klatschweib genau gesagt?«
    »Rede nicht so.« Bennie trank einen Schluck Wein. »Sie hat mir erzählt, wie alle von deiner Arbeitsmoral angetan sind.«
    »Schnee von gestern.«
    »Wie bitte?« Das war eine unangenehme Überraschung. »Du hast bei der Rechtshilfe aufgehört? Wann?«
    »Vor Kurzem. Der Job war nichts für mich, und nur wegen des Geldes …«
    »Aber das war ein Anfang.« Bennie konnte ihre Enttäuschung nicht verbergen. Sie hatte für Alice ihren Kopf hingehalten, und ihre Freunde bei der Rechtshilfe standen jetzt im Regen. »Du hättest Karriere machen können.«
    »Wann, in zehn Jahren?« Alice verdrehte die Augen. »Die Arbeit war langweilig, und die Leute gingen mir auf den Keks. Ich würde lieber mit dir bei Rosato & Partner arbeiten.«
    Bennies Mund wurde trocken. Alice in ihrer Kanzlei, das konnte sie sich nicht vorstellen. »Ich brauche keine Anwaltsgehilfin.«
    »Ich kann auch Telefondienst machen.«
    »Ich habe schon eine Empfangsdame.«
    »Dann wirf sie raus.«
    Bennies Laune sank rapide. Lag es am Kopfweh, das heftiger wurde? »Ich schätze sie. Das würde ich ihr nie antun.«
    »Nicht mal für mich? Deine allernächste Blutsverwandte.«
    »Nein.« Bennie versuchte, höflich zu bleiben. Kein leichter Job, Alices Kindermädchen zu spielen. »Ich werde ihr nicht kündigen. Ausgeschlossen.«
    »Okay, ich habe verstanden. Und wenn ich dir den Laden schmeiße?«
    »Das mach’ ich schon selber.«
    Alice schnaubte. »Aber du brauchst jemand, der sich um dein Personal kümmert. Vor allem die kleine Mary ist noch nicht trocken hinter den Ohren.«
    Ach wäre sie doch zu Hause geblieben. Bennie hatte keinen Appetit mehr, ihr war übel. Sie legte die Gabel beiseite. »Mary DiNunzio ist eine gute Anwältin.«
    »Egal, dann engagierst du mich als deine Assistentin. Neunzigtausend Anfangsgehalt.«
    »Hör gut zu. Ich kann nicht ständig die Lösung für deine Probleme sein. Ich habe dir einen Job besorgt, und du hast ihn hingeworfen. Wenn du einen neuen willst, such dir einen.«
    »Danke, Ma.« Alices Lächeln wurde boshaft. »Wie soll das gehen, bei der Wirtschaftslage?«
    »Daran hättest du früher denken müssen. Aber du findest was, wenn du dich anstrengst. Du warst auf dem College, und du kannst … so viel. O Gott, mein Kopf …« Plötzlich drehte sich alles. Bennie brach zusammen. Ihr Kopf fiel auf einen schmutzigen Teller. Mit der Hand stieß sie ein Wasserglas um.
    »Hast du Kopfweh? Das tut mir aber leid.« Alice kicherte.
    Bennie wusste nicht, wie ihr geschah. Sie fühlte sich sturzbetrunken. Sie konnte die Augen nicht mehr offen halten.
    »Du Dummkopf. Hast du wirklich geglaubt, ich will für dich arbeiten?«
    Bennie versuchte vergeblich ihren Kopf zu heben. Sie hatte keine Kraft mehr. Farben und Geräusche vermischten sich unentwirrbar miteinander.
    »Nun gib schon auf. Es ist vorbei.«
    Hilflos musste Bennie erdulden, wie die Dunkelheit über sie hereinbrach.
    2
    Erschöpft wachte sie auf. Um sie herum war es stockfinster. Wo war sie? Lag sie auf dem Boden? Wo war die Küche, das Haus? Wo war Alice? Bennie konnte nichts sehen. Sie wollte aufstehen – und fiel wieder um.
    »Au!«, hörte sie sich sagen. Sie hatte sich den Hinterkopf angeschlagen. Aber woran? Wo war sie? Träumte sie, oder war sie wach? Eine Frage jagte die nächste. Und es war so dunkel. Zeit zum Aufwachen, falls sie noch schlief.
    Sie hob eine Hand hoch und berührte etwas Hartes über ihr. Das Abendessen mit Alice fiel ihr wieder ein. Wie sie mit dem Gesicht auf den Tisch geknallt war.
    Nun gib schon auf. Es ist vorbei.
    Hatte Alice das tatsächlich zu ihr gesagt? Was zum Teufel hatte sie damit gemeint? Und wo war sie? Ihr Atem war das Einzige, was sie hörte. Vorsichtig hob sie die Arme und betastete mit den Fingerspitzen das Ding über ihr. Es fühlte sich fest und rau an. Sie drückte dagegen, aber nichts tat sich. Sie klopfte, und es klang wie Holz.
    Ein Deckel.
    Wie bitte? Bennie verstand nicht. Das Holz befand sich weniger als einen halben Meter über ihrem Gesicht. Sie streckte die Arme nach rechts und links aus. Noch mehr Holz. Sie verlagerte ihr Gewicht nach unten. Da bemerkte sie, dass sie barfuß war. Wo, verdammt, waren ihre Schuhe? Mit den Zehen berührte sie etwas, das sich wie ein Boden anfühlte. Wie der Boden einer
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