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Schwesternkuss - Roman

Schwesternkuss - Roman

Titel: Schwesternkuss - Roman
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Kiste.
    Bin ich in einer Kiste?
    Das kann doch nicht sein! Sie tastete ihren Körper vom Kopf bis zu den Füßen ab. Ihr Rock schien zerrissen, die Knie taten weh. Sie waren feucht. Blut? Bloß nicht in Panik geraten. Die Luft war stickig. Sie riss die Augen auf, aber alles, was sie sehen konnte, war Dunkelheit.
    Der Deckel der Kiste war abgeschlossen. In ihr gab es nichts. Kein Essen, kein Wasser, keine frische Luft. Nicht das kleinste Loch. Trotzdem, Ruhe bewahren. Hatte man sie tatsächlich in eine Kiste eingesperrt? Würde Alice sie da rausholen? Oder jemand anderes?
    Große Angst beschlich sie. Sie hatte niemandem in der Kanzlei gesagt, wohin sie fuhr. Es war Freitagabend, und ihre Kollegen hatten sich in alle Winde zerstreut. Mary DiNunzio war mit Judy Carrier bei ihren Eltern zum Abendessen. Anne Murphy war wie Lou Jacobs, ihr Hausdetektiv, auf dem Land. Bennies bester Freund, Sam Freminet, war in Maui – und sonst hatte sie keine Freunde. Niemand würde sie bis Montagmorgen vermissen.
    Sie schrie und schlug mit beiden Händen gegen den Deckel. Es war zwecklos. Sie trat mit den Füßen dagegen. Nichts bewegte sich. Aber sie machte weiter. Schweißgebadet hörte sie sich rufen: »Bitte, Alice, hilf mir!«
    3
    Alice trocknete die gläserne Auflaufform ab und verstaute sie wieder in dem Schrank, in dem sie sie gefunden hatte. Sie faltete das Geschirrtuch zusammen und hängte es wieder über den Griff des Herdes. Den Stapel bezahlter Rechnungen platzierte sie wieder auf dem Tisch. Alles musste so sein, wie es vorher war.
    Denn Ms Sally Cavanaugh sollte nie erfahren, dass während ihres Urlaubs in Poconos eine Frau durch ein unverschlossenes Fenster in ihr Haus eingedrungen war, um in der Küche einen sehr speziellen Wein zu servieren. Einen Wein, der versetzt war mit einem Sedativum. Warum hatte sie ihre Reisepläne auch so hinausposaunt! Alice war mit dem Zug aus Philadelphia in die Kleinstadt gekommen. Sie hatte sich gründlich umgesehen. Schließlich hatte sie das leere Haus entdeckt.
    Sie zog ein Handy aus ihren Shorts, klappte es auf und klickte bis zu dem Foto, das sie vom Wohnzimmer gemacht hatte. Ms Cavanaughs Sachen hatte sie inzwischen wieder vom Keller ins Wohnzimmer geschleppt und brachte sie mit Hilfe ihres Anschlussfotos wieder in die richtige Position. Die Familien- und Katzenfotos gehörten auf den Beistelltisch, das Strickzeug in den verschlissenen braunen Sessel und der Stapel mit Schmökern auf das Buffet.
    Sie nahm ihre Stoff- und Bennies Kuriertasche mit, schloss die Vordertür, schob den Riegel vor und zog die Blende am Fenster hoch. Dann kletterte sie auf die Veranda und schloss das Fenster hinter sich. Es war schon dunkel. Lange hatte sie gebraucht, um Bennie loszuwerden. Die gelbe Glühbirne zur Abwehr von Ungeziefer brannte neben der Tür. Ein dichter Wald schirmte das Haus, das von Pferdeweiden umgeben war, nach hinten hin ab. Die Luft war feucht, es roch nach Pferdemist. Sie hastete die Treppe zur Veranda hinunter. Bald würde sie dieses Land verlassen, ohne ein Anzeichen von Bedauern.
    Aus der Kuriertasche fischte sie die Schlüssel für Bennies weinroten Lexus, der in der Einfahrt auf sie wartete. Sie sprang hinein, drehte den Zündschlüssel um und fuhr los. Staub wirbelte auf. Vorbei ging es an verbeulten Briefkästen die Hauptstraße entlang bis auf den Highway. Die Klimaanlage blies kalte Luft in den Wagen, so konnte ihr Top endlich trocknen. Es hatte eine Menge Schweiß gekostet, Bennie auf den Rücksitz zu wuchten. Sie trat aufs Gas und entspannte sich. Alles lief nach Plan.
    Tagsüber hatte Alice bei der Rechtshilfe gearbeitet. Seit einiger Zeit gab es da aber noch einen Nebenerwerb. Sie versorgte zwei Mädels mit Antidepressiva, die das Zeug an Hausfrauen in Fitness-Studios oder Edelboutiquen weiterverkauften. Ihr Lover, der sich mit Q anreden ließ, hatte sie auf die Idee gebracht. Q machte den ganzen Nordosten der Vereinigten Staaten mit seinen Drogen glücklich. Wenn er gewusst hätte, wie viel Alice für das Zeug tatsächlich verlangte, hätte er auf einer höheren Gewinnbeteiligung bestanden. Letzte Woche hatte sie allerdings zu viel riskiert.
    Männer.
    Böse Jungs waren schon immer Alices Schwäche gewesen, und obwohl mit Q alles gut lief – auch der Obermacker verliert einmal seinen Reiz. So bandelte sie mit Jimmy, einem Hiwi von Q, an. Die beiden hatten ein paar Wochen Spaß miteinander, ohne dass jemand etwas davon merkte. Aber als Jimmy vor zwei Tagen bei ihr
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