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Schwesternkuss - Roman

Schwesternkuss - Roman

Titel: Schwesternkuss - Roman
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Sie war kein altes Hexenweib, nein, sie musste geradewegs aus dem gleichen Stall wie Sophia Loren stammen.
    »Wow«, entfuhr es Judy, Anthonys Mund stand offen.
    »Willkommen, Fiorella«, rief ihr Marys Vater zu.
    » Per favore , Donna Fiorella, setzen Sie sich doch, per favore. Ti piace?«
    »Danke.« Fiorella nahm das Angebot von Marys Mutter an, geziert stolzierte sie zu dem Stuhl, auf dem sie sich wie auf einem Thron niederließ. Goldene Armreifen klapperten an ihren zarten Handgelenken, sie hatte sensationelle Beine, die in schwarzen Slingbacks ihr würdiges Ende fanden.
    »Donna Fiorella, darf ich Sie … Ecco mia sposa Mariano e mia figlia Maria .«
    »Rede Englisch mit mir«, entgegnete sie Marys Mutter. Keine Spur von einem italienischen Akzent, Fiorella klang fast wie die BBC oder Königin Elizabeth.
    »Es ist mir eine Ehre.« Pa streckte ihr die Hand entgegen, und Fiorellas Hand mit derart rot lackierten Fingernägeln, dass sie an die Krallen eines Raubvogels erinnerten, schloss sich um seine.
    »Ich wusste gar nicht, dass du so ein gutaussehender Mann bist.«
    Pa errötete und dachte an seine vielen Leberflecken. »Noch mal, herzlich willkommen. Es ist immer schön, wenn Verwandte zu Besuch kommen.«
    »Und es ist schön, dich endlich kennenzulernen.« Fiorella setzte ihr verführerisches Lächeln auf, wurde aber von Mary gestört.
    »Fiorella, das ist mein Freund Anthony und das meine Freundin Judy. Wir arbeiten zusammen.«
    »Bitte, setzt euch alle hin.« Pa wies allen ihre Plätze zu. »Fiorella, schlimm, was deinem Mann passiert ist.«
    »Danke für dein Mitgefühl, Mariano. Das ist eine schwere Zeit für mich.«
    Marys Vater setzte seine Mitleidsmiene auf und ließ wie ein alter Gaul die Schultern fallen. Ma eilte in einer Art Übersprungshandlung zum Herd, um die hausgemachten Gnocchi ins kochende Wasser zu werfen. Dann plötzliches Schweigen. Alle dachten wohl an Mike, Marys früheren Ehemann, ein Grundschullehrer, der getötet worden war und dessen Tod Marys Eltern sehr zugesetzt hatte. Jeden Tag dachte Mary noch an ihn, obwohl das Verbrechen schon mehrere Jahre zurücklag.
    »Fiorella, wie lange seid ihr verheiratet gewesen?«
    »Drei Monate. Kannst du dir vorstellen, wie schrecklich es war, als junge Braut den geliebten Ehemann zu verlieren?« Fiorella fasste Mariano am Arm, was seiner Tochter aber zu lang dauerte. Also störte Mary sie wieder.
    »Bist du vorher schon mal verheiratet gewesen?«, fragte sie.
    »Enzo war mein fünfter Mann.«
    Marys Vater zeigte sich keineswegs schockiert. Er sagte aber: »Vita und ich haben mehr Meilen auf dem Buckel als der älteste Chevy.«
    Alle lachten, und Fiorella meinte: »Mariano, dein Humor ist köstlich. Hätte ich dich geheiratet, wäre es bei einer Ehe geblieben.«
    Beschwingt ging Marys Vater zum Herd. »Ich kümmere mich mal um den Kaffee.«
    »Ein schönes Kleid«, bemerkte Judy. Fiorella zog die Augenbrauen hoch.
    »Danke. Von Armani. Interessieren Sie sich für Mode?«
    »Nur ein bisschen.«
    »Das sieht man.«
    Fiorella musterte Judy und ihre Kleidung. Judy war direkt von der Arbeit hierhergekommen, also trug sie noch ihr gelbes Schlabber-T-Shirt, ihren Jeans-Minirock und ihre roten Cloggs. Ihr Haar war heute knallgelb gefärbt. Obwohl Mary an Judys exzentrische Garderobe gewohnt war, konnte sie sich am Morgen die Bemerkung nicht verkneifen, dass sie heute wie eine Filialleiterin von McDonald’s herumlief.
    »Ziehen Sie sich immer so an?«
    »Immer.« Judy nickte selbstbewusst, während Mary sich auf die Zunge biss. Sie fragte sich, ob Fiorella wohl mit Anna Wintour verwandt war.
    »Hier kommt der Kaffee!« Marys Vater versorgte zuerst Fiorella, bevor er sich um die anderen kümmerte. »Milch und Zucker stehen auf dem Tisch.«
    Fiorella starrte Judy immer noch an. »Verzeihen Sie mir, aber Ihr Aussehen erschreckt mich.«
    »Entschuldigung, aber Judy ist meine beste Freundin«, fuhr Mary dazwischen, »und wenn überhaupt jemand ihre Kleidung kritisieren darf, dann ich.«
    Fiorella wirkte indigniert, Marys Eltern und ihrem Freund war die Situation peinlich, also versuchte sie es noch einmal.
    »Was ich sagen wollte: Judy kann anziehen, was ihr gefällt. Sie ist eine großartige Anwältin, und in der Kanzlei schätzen wir sie vor allem deshalb.«
    »Es geht mir nicht um ihre Kleidung. Es geht mir um ihre Gesundheit.« Fiorella sah Judy ruhig in die Augen. »Sie haben heftige Kopfschmerzen, oder?«
    »Ja, das stimmt.«
    »Jemand denkt schlecht von
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