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Schwesternkuss - Roman

Schwesternkuss - Roman

Titel: Schwesternkuss - Roman
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Und Verbindlichkeiten? Schulden? Alice sah nach.
    Keine. Nada. Nichts.
    Bennie hatte weder eine Hypothek auf ihr Haus oder ihr Bürogebäude, noch hatte sie irgendwelche Kredite oder Darlehen aufgenommen. Bennie spielte keine Finanzspielchen. Alles, was sie kaufte, bezahlte sie sofort. Und außerdem war sie eine emsige Sparerin – was man ihrer Garderobe ansah.
    Alle drei Konten von Bennie bei der USA Bank waren per Onlinebanking zugänglich. Man konnte also Gelder intern zwischen den Konten hin- und herschieben oder auf ein Konto außerhalb überweisen. Alice hätte nie im Traum daran gedacht, dass sie ein so riesiges Vermögen gemütlich von einem Laptop aus auf die Seite schaffen könnte. Gleich morgen würde sie loslegen. Ihr Plan war, ein Offshore-Konto anzulegen und darauf alle Gelder zu überweisen. In zwei, drei Tagen wäre das erledigt, und so lange könnte sie sich problemlos für ihre Schwester ausgeben. Bevor der Schwindel aufflöge, wäre sie schon außer Landes.
    Alice dachte kurz nach. Vielleicht besaß Bennie auch Aktien, Investmentpapiere, Pfandbriefe oder Staatsanleihen? Diese Papiere konnte man sicher nicht so schnell zu Bargeld machen.
    Dennoch öffnete sie Bennies Mail-Programm und sah ihre Post durch. Da war eine Mail von einem gewissen Sam Freminet, eine Urlaubsbekanntschaft aus Maui, und eine von Bill Pontius von Plexico Plastics, ein Mandant, der einen neuen Termin mit ihr ausmachen wollte. Nach den ersten zwanzig E-Mails wusste Alice eine Menge über Bennies reiches Arbeits- und eher dürftiges Privatleben. Aber bisher leider kein Mail-Verkehr mit einem Börsenmakler oder einem Investmenthaus.
    Doch sie suchte fleißig weiter.
    10
    Mary wäre am liebsten gestorben, als Fiorella verkündete, sie würde nun Judy von ihrem Fluch befreien. Aber dann war sie sich sicher, dass ihre Freundschaft auch eine kleine Exorzismusveranstaltung im familiären Kreis überleben würde.
    »Es tut mir leid.« Fiorella blickte um sich. »Aber alle außer Judy müssen sofort den Raum verlassen.«
    »Warum?«, wollte Mary wissen. Wenn ihre Mutter böse Geister vertrieb, durften immer alle dabei sein.
    »Ihr müsst tun, was ich sage, oder ich kann deiner Freundin nicht helfen.«
    »Vielleicht vergessen wir das Ganze«, meinte Judy. »Ich habe nur ein bisschen Kopfweh. Sonst geht’s mir gut.«
    »Nein, dir geht es nicht gut.« Fiorella schüttelte den Kopf. »Ich weiß es besser. Verlasst jetzt bitte alle den Raum.«
    »Mary muss bleiben.« Judy umklammerte Marys Arm. »Ich will sie bei mir haben.«
    »Das geht nicht.« Fiorella verzog das Gesicht. »Nur du und ich. Sonst niemand.«
    »Ich bleibe, die anderen können im Wohnzimmer warten«, sagte Mary.
    »Kein Problem. Gehen wir ins Wohnzimmer.« Anthony stand auf, doch Marys Vater blickte sehnsüchtig zu seiner Frau oder, genauer gesagt, zum Herd.
    »Vita, gib mir eine Frikadelle!«
    »Nein, nein, Matty, wir gehen jetzt.« Marys Mutter stellte die Flammen auf dem Herd klein und wischte sich hastig die Hände an der Schürze ab. Drei Stunden hatte sie für die hausgemachten Gnocchi gebraucht, und jetzt würden sie wie Tapetenkleister schmecken.
    Fiorella hob die Hand. »Vita, bevor du gehst, bring mir, was ich brauche.«
    » Si, si .« Vita holte eine Schale aus dem Schrank, füllte sie mit Wasser und stellte sie auf den Tisch. Fiorella schnupperte daran.
    »Vita, als Erstes hätte ich das Olivenöl gebraucht. Bring es mir bitte sofort.«
    Judy warf Mary einen verunsicherten Blick zu. Was hatte die Zauberin aus den Abruzzen bloß vor?
    » Mi dispiace. Entschuldigung.« Und schon hatte Vita eine große Dose Olivenöl vor Fiorella platziert.
    Die aber verzog die Stirn. »Nur das beste Olivenöl ist gut genug.«
    »Wir haben kein anderes.« Vita schlug sich mit den Händen auf die Brust.
    »Dann geh.« Fiorella seufzte erleichtert, als Vita die Küche verlassen hatte. »Judy, leg beide Hände auf den Tisch und schließe die Augen. Mary, du auch.«
    Judy gehorchte, doch Mary beobachtete mit gesenktem Kopf, wie Fiorella Olivenöl in die Wasserschale goss. Das Öl verteilte sich auf dem Wasser in der Form des italienischen Stiefels. Zumindest in Marys Vorstellung.
    »Judy, ich bin bereit, dir zu helfen. Aber zuerst musst du deinen Kopf frei machen.«
    »Mein Kopf …«
    »Und sprich nur, wenn ich dir das Wort erteile. Das ist äußerst wichtig. Gehorche mir, und mach deinen Kopf frei.«
    Judy sagte kein Wort mehr. Fiorella rührte mit dem furchterregenden Nagel ihres
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