Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwestern der Dunkelheit

Schwestern der Dunkelheit

Titel: Schwestern der Dunkelheit
Autoren: Lisa J. Smith
Vom Netzwerk:
er es ebenfalls gespürt hatte.
  Durchdringende Süße, schwindelerregender Jubel. Und - eine Verbindung. Als sei etwas Tiefergehendes als Worte übermittelt worden.
  Ich kenne dich. Ich sehe, was du siehst...
  Beinahe ohne zu wissen, was sie tat, hob Thea die Hand. Die Fingerspitzen leicht gespreizt, als wolle sie einen Spiegel oder einen Geist berühren. Auch Erik hob die Hand. Sie sahen einander an.
  Und dann, kurz bevor ihre Finger aufeinandertrafen, durchzuckte Thea ein Stich eiskalter Panik.
  Was tat sie da? Hatte sie den Verstand verloren?
  Plötzlich war alles klar - viel zu klar. Ihre Zukunft erstreckte sich vor ihr, und jedes Detail war scharf erkennbar: Tod, weil sie das Gesetz der Nachtwelt gebrochen hatte. Sie selbst in der Mitte des Inneren Kreises, wie sie zu erklären versuchte, dass sie nicht vorgehabt hatte, die Geheimnisse der Nachtwelt zu verraten, dass sie nicht vorgehabt hatte ... einem Menschen nahezukommen. Dass alles ein Irrtum gewesen sei, nur ein Augenblick der Torheit, weil sie ihn hatte heilen wollen. Und die anderen, wie sie ihr trotzdem den Kelch des Todes brachten.
  Diese Vision war so klar, dass sie wie eine Prophezeiung schien. Thea sprang auf, als habe der Boden sich unter ihr plötzlich bewegt, und sie tat das Einzige, was ihr einfiel.
  »Spinnst du? Oder ist dein Gehirn einfach überhitzt oder irgendsowas?«, fragte sie vernichtend.
  Wieder trat der erschütterte Ausdruck in seine Züge.
  Er ist ein Mensch. Einer von ihnen , rief Thea sich ins Gedächtnis. Sie legte noch mehr Verachtung in ihre Stimme. »Ich bin Teil von allem; ich habe etwas mit deinem Bein gemacht... yeah, sicher. Ich wette, du glaubst auch an den Nikolaus.«
  Jetzt wirkte er schockiert - und unsicher. Thea holte zum Gnadenstoß aus. »Oder hast du einfach gerade versucht, mich anzumachen?«
  »Hm? Nein. « Er blinzelte und schaute sich um. Die Wüste sah aus wie immer, graugrün, ausgedörrt und flach. Dann betrachtete er sein Bein. Er blinzelte erneut, als versuche er, die Realität neu zu erfassen. »Ich ... hör mal, es tut mir leid, wenn ich dich verärgert habe. Ich weiß nicht, was mit mir los ist.«
  Plötzlich lächelte er ein wenig schüchtern. »Vielleicht bin ich deshalb irgendwie komisch, weil ich Angst hatte. Schätze, ich bin nicht so mutig, wie ich dachte.«
  Erleichterung durchzuckte Thea. Er kaufte es ihr ab. Isis sei gedankt, dass Menschen dümmer waren als Hühner.
  »Und ich habe nicht versucht, dich anzumachen. Ich habe nur ...« Er brach ab. »Weißt du, ich kenne nicht mal deinen Namen .«
  »Thea Harman.«
  »Ich bin Erik Ross. Du bist neu hier, nicht wahr?«
  »Ja.« Hör auf zu reden und geh , befahl sie sich.
  »Wenn ich dich herumführen kann oder irgendetwas ... ich meine, ich würde dich gern Wiedersehen ...«
  »Nein«, lehnte Thea energisch ab. Sie hätte es gern bei dieser einen Silbe belassen, aber sie wollte seine neue Idee unbedingt bereits im Keim ersticken. »Denn ich will dich nicht Wiedersehen«, fuhr sie fort, zu aufgewühlt, um sich etwas verblümter auszudrücken.
  Und dann drehte sie sich um und ging davon. Was hätte sie auch sonst tun sollen? Sie konnte unmöglich noch länger mit ihm reden. Auch wenn sie sich immer fragen würde, warum er verrückt genug gewesen war, sich um die Schlange zu sorgen, konnte sie diese Frage einfach nicht aussprechen. Von jetzt an musste sie sich so weit wie möglich von ihm fernhalten.
  Sie eilte zur Schule zurück - und begriff sofort, dass sie zu spät kam. Auf dem Parkplatz war alles still. Niemand hielt sich außerhalb der Lehmziegelgebäude auf.
  Und das an meinem ersten Tag, dachte Thea. Ihr Rucksack lag immer noch auf dem Boden, wo sie ihn fallen gelassen hatte, und neben ihm lag ein Notizbuch auf dem Asphalt. Sie schnappte sich beides und rannte praktisch zum Sekretariat.
  Erst in der Physikstunde, nachdem sie dem Lehrer ihre Aufnahmebestätigung gegeben hatte und an den neugierigen Augen vorbei zu einem freien Platz im hinteren Teil des Klassenzimmers gegangen war, bemerkte sie, dass das Notizbuch gar nicht ihr gehörte.
  Sie schlug eine Seite auf, auf der mit blauer Tinte in geschwungener, fließender Schrift die Worte Einführung: Plattwürmer geschrieben waren. Darunter befanden sich einige Bilder, unter denen Klasse Turbellaria und Klasse Trematoda stand. Die Würmer waren wunderschön gezeichnet, ihr Nervensystem und ihre Fortpflanzungsorgane in verschiedenen Farben mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher