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Schwester Lise

Schwester Lise

Titel: Schwester Lise
Autoren: Berte Bratt
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vorstellen und wünschen konnte.
    Für Stoffer Gard bot sich die Chance, an dieser Klinik Assistenzarzt zu werden. Sein Vater war ein guter Freund von Brattholm, so daß der Oberarzt stets ein wachsames Auge auf die Entwicklung des kleinen Stoff er hatte und ihn förderte. Sein Interesse am Werdegang des jungen Kollegen wurde belohnt, denn Stoffer war ein tüchtiger junger Arzt geworden. Auch Brattholms Freund und Kollege, Dr. Randers, wußte nur Gutes über ihn zu berichten.
    Als Stoffer mit Brattholm durch die ganze Klinik gegangen war und alles besichtigt und bewundert hatte, kehrten sie in den Operationssaal zurück.
    „Nun hast du alles gesehen“, sagte Brattholm. „Wirst du dich hier wohl fühlen?“
    „Was für eine Frage!“ Stoff er Gards offenes Jungengesicht strahlte. Aber Brattholm hatte scharfe, erfahrene Augen, und die sahen den aufstrebenden Arzt und verantwortungsbewußten Menschen hinter dem heiteren Knabengesicht.
    „Jetzt hätte ich bloß noch einen Wunsch“, sagte Brattholm nachdenklich. „Glaubst du, daß mein Freund Randers eine Operationsschwester für mich hat? Eine erstklassige, tüchtige Person mit guten Nerven - du weißt, mir kann es einfallen, ihr die Arterienklammern an den Kopf zu werfen, wenn sie Fehler macht.“
    „Auf meiner Weide läuft das Ideal für dich herum, Onkel Brattholm!“ rief Stoffer aus. „Sie ist in einer Woche fertig und ist für einen Operationssaal wie geschaffen. Sie hat einen sechsten Sinn, kann ich dir sagen. Ehe du noch darüber nachgedacht hast, was du brauchst, hat sie dir schon das Instrument in die Hand gedrückt.“
    Brattholm schmunzelte.
    „Wenn nur die Hälfte von dem stimmt, was du sagst, will ich sie haben. Ich werde mit Randers sprechen. Wie heißt das Wunder?“
    „Schwester Lise - mit Nachnamen Johnsen.“
    In Stoffer Gards Stimme war ein so warmer Klang, als er ihren Namen aussprach, daß Brattholm ihm einen raschen Blick zuwarf; der alte Menschenkenner nickte. Da lag also der Hund begraben!
    Doch schien es nicht nur Schwester Lises persönlicher Charme zu sein, der Stoffer veranlaßte, sich so für sie einzusetzen. Denn auch Randers empfahl sie auf das wärmste. Als Brattholm sie dann kennenlernte, gefiel ihm das schlanke, ruhige Mädchen auf den ersten Blick.
    So kam es, daß Schwester Lise als Operationsschwester in der Privatklinik von Dr. Brattholm angestellt wurde.

21
    Einen Monat später war die Klinik voll belegt.
    Eirin merkte sofort den Unterschied zwischen der Arbeitsweise im Krankenhaus und in der Klinik. Hier kannte man jeden einzelnen Patienten genau und stellte sich auf ihn ein. Die Zahl der angestellten Schwestern war so klein, daß sie alle miteinander eine große Familie bildeten, und der Chefarzt lebte mit ihnen wie ein Familienvater. Trotz eiserner Disziplin, auf die Brattholm sehr sah, herrschten hier ein kameradschaftlicher Geist und ein netter Ton.
    Eirin fühlte sich wohl. Täglich wurde operiert. Sie tat gewissenhaft und mit wachen Sinnen ihren Dienst. In ihrer weißen Tracht und mit sterilen Gummihandschuhen angetan, handhabte sie geschickt die Instrumente.
    Sie trug allein die Verantwortung dafür, daß der Operationssaal in Ordnung war, und wehe ihr, wenn auch nur eine kleine Pinzette fehlte oder auch nur eine Klammer nicht an ihrem Platze lag!
    Brattholm war mit ihr zufrieden. Er brummelte manchmal etwas vor sich hin, das sich so anhörte, wie: Randers habe ihm doch eine brauchbare Person geschickt, die wirklich Verstand im Schädel hätte. Sie arbeiteten gut zusammen - Brattholm, Stoffer Gard und Eirin.
    Sie war überzeugt, daß ihr Leben jetzt ins rechte Gleis gekommen sei und daß sie ihren Platz gefunden habe. Hier wollte sie bleiben.
    Frau Lindberg wußte nicht, daß sie umgezogen war. Eirin war entschlossen, unter die Vergangenheit einen dicken Strich zu ziehen. Sie brauchte Frau Lindberg jetzt nicht mehr. Auch Tante Bertha nicht! Nicht einmal - nein -, auch Halfdan nicht!
    Sie schuftete und rackerte und fühlte sich wohl dabei. An ihren freien Tagen machte sie Spaziergänge oder saß in ihrem behaglichen Zimmer und las. Ab und zu ging sie mit Stoffer aus.
    Da läutete eines Tages das Telefon. Es war für Schwester Lise.
    „Lise, mein Kind!“
    „Du bist da, Fredrik?“
    „Ich bin heute nach Hause gekommen, Lise. Wann kann ich dich sehen?“
    „Ich bin heute nachmittag frei - “
    „Großartig, mein Herz. Ich hole dich um vier Uhr ab. Ist das recht?“
    „Famos. Wie geht es
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