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Schwerter und Eiszauber

Schwerter und Eiszauber

Titel: Schwerter und Eiszauber
Autoren: Fritz Leiber
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geschafft, das leckere Geschöpf in die Wohnung zu schmuggeln? Nun ja, es ging ihn nichts an. Mit einem höflichen »Verzeihung, macht bitte weiter« schloß er die Tür hinter sich und widmete sich der Aufgabe, den toten Berserker loszuwerden. Dies erreichte er ohne Umschweife, indem er den Toten hochstemmte, und drei Stockwerke tief auf den Abfallhaufen fallen ließ, der die Gespenstergasse beinahe völlig versperrte. Als nächstes nahm Fafhrd den Krummsäbel an sich, Löste die verkrampfte Hand davon und warf sie ebenfalls vom Dach. Dann blickte er stirnrunzelnd auf die rote Waffe, die er als Souvenir zu behalten gedachte, und fragte sich nutzlos: »Wessen Blut mag das sein?«
    (Eesafem loszuwerden war ein Problem, das sich keiner ebenso schnellen Lösung zuführen ließ. Jedenfalls verlor sie mit der Zeit viel von ihrer Wildheit und ein wenig von ihrem Haß auf die Menschen. Sie beherrschte das Lankhmarische bald fließend und wurde schließlich einigermaßen glücklich mit einem eigenen kleinen Schmuckladen im Kupferhof hinter der Silberstraße; dort fertigte sie wunderschöne Schmuckstücke und verkaufte unter der Hand Kuriositäten wie die besten Giftnadelringe in ganz Nehwon.)
    Unterdessen erkannte der Tod, für den die Zeit doch etwas anders verläuft als für die Menschen, daß ihm nur noch zwei Herzschläge blieben, das ihm zugeteilte Soll zu erfüllen. Das denkbar schwache Aufflackern der Erregung, das ihn durchrieselt hatte, als die beiden erwählten Helden seine brillanten Improvisationen über den Haufen warfen und er sich klarmachte, daß es vielleicht tatsächlich Kräfte im Universum gab, die er nicht kannte und die noch subtiler wirkten als er selbst – wich ironischem Widerwillen bei der Erkenntnis, daß er keine Zeit mehr hatte für Kunstfertigkeit und indirektes Vorgehen, sondern daß er sich nun persönlich einschalten mußte – etwas, das er verabscheute, da ihm der Deus ex Machina stets als schwächstes Requisit des Lebens – oder der Literatur – vorgekommen war.
    Sollte er Fafhrd und den Mausling direkt töten? Nein, sie hatte ihn irgendwie überlistet, was ihnen für eine gewisse Zeit Immunität eintragen sollte, wenn es auf der Welt irgendwie gerecht zuging. Außerdem hätte ein solches Vorgehen nach Zorn ausgesehen oder gar nach Entrüstung. Auf seine Weise sah der Tod sein Geschäft durchaus sportlich, auch wenn er sich gelegentlich und beinahe unvermeidlich über die Regeln hinwegsetzen mußte.
    Mit einem leisen, unwilligen Seufzen versetzte sich der Tod in den königlichen Garderaum des Großen Goldenen Palasts von Horborixen, wo er mit beinahe unsichtbar schnellen und rücksichtsvoll-schmerzlosen Stichen zwei ehrenwerten und schuldlosen Helden das Leben nahm, die er dort bisher nur nebenbei wahrgenommen hatte, nicht ohne zu versäumen, sie in seinem umfassenden und unfehlbaren Gedächtnis zu verankern, zwei Brüder, die sich verpflichtet hatten, im ewigen Zölibat zu leben und mindestens einmal im Monat ein Mädchen aus großer Gefahr zu erretten. So wurden sie nun aus ihrem schweren Leben erlöst, und der Tod kehrte auf seinen niedrigen Thron in dem bescheidenen Schloß im Schattenreich zurück, um dort seinen düsteren Gedanken nachzuhängen und den nächsten Auftrag zu erwarten.
    Der zwanzigste Herzschlag dröhnte.

II. Schönheit und Ungeheuer
Beauty and the Beasts (1974)
    Ohne Zweifel war sie das schönste Mädchen Lankhmars oder ganz Nehwons oder aller anderen Welten. Kein Wunder, daß Fafhrd, der rothaarige Nordmann, und der Graue Mausling, der dunkelhäutige und katzengesichtige Mann aus dem Süden, sich an ihre Fersen hefteten.
    Sie hatte einen höchst absonderlichen Namen – Slenya Akkiba Magus, die bezauberndste Brünette auf allen Welten und zugleich auf seltsame Weise auch die verwirrendste Blondine. Unsere beiden Freunde wußten, daß sie so hieß, weil jemand sie mit diesem Namen angerufen hatte, als sie vor ihnen durch die Pinchbeckgasse glitt, die parallel zur Goldstraße verläuft; sie hatte einen Augenblick lang gezögert und sich dann sichtlich zusammengenommen, wie es geschieht, wenn man überraschend beim Namen genannt wird, und war dann weitergegangen, ohne sich umzudrehen.
    Die beiden sollten nie erfahren, wer da gerufen hatte. Vielleicht jemand, der sich auf einem Dach befand. Im Vorbeigehen schauten sie in den Sequinhof hinein, der aber leer war. Ebenso der Narrengoldhof.
    Slenya war zwei Zoll größer als der Graue Mausling und zehn kleiner als Fafhrd
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