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Schwerter und Eiszauber

Schwerter und Eiszauber

Titel: Schwerter und Eiszauber
Autoren: Fritz Leiber
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– für ein Mädchen die richtige Größe.
    »Sie gehört mir«, flüsterte der Graue Mausling mit großer Bestimmtheit.
    »Nein, mir!« gab Fafhrd mit einer Beiläufigkeit zurück, die keinen Widerspruch duldete.
    »Natürlich könnten wir sie uns teilen«, meinte der Mausling einsichtsvoll.
    In diesem Vorschlag lag eine verrückte Logik, denn erstaunlicherweise war das Mädchen auf der rechten Seite völlig schwarz und auf der linken ausgesprochen blond. Die Trennlinie war auf ihrem Rücken deutlich auszumachen, durch das ungewöhnlich dünne beigefarbene Seidenkleid. Die beiden Farben stießen genau in der Mitte der Kehrseite aufeinander.
    Auf der hellen Seite war ihr Haar blond, auf der dunklen Seite brünett.
    In diesem Augenblick erschien ein ebenholzschwarzer Krieger aus dem Nichts und attackierte Fafhrd mit einem Krummsäbel aus hellem Metall.
    Fafhrd zog hastig ›Graywand‹ und parierte. Der Krummsäbel wurde zerschmettert, und Metallstücke flogen herum. Fafhrd zog Graywand in einem Kreis herum und schlug seinem Gegner den Kopf ab.
    Unterdessen sah sich der Mausling urplötzlich einem elfenbeinweißen Krieger gegenüber, der einem anderen Nichts entsprungen war, bewaffnet mit einem versilberten Stahlrapier. Der Mausling führte mit zuckender Bewegung ›Skalpell‹ in den Kampf, blockierte die Klinge des anderen und bohrte ihm seine Klinge ins Herz.
    Die beiden Freunde beglückwünschten sich zu ihrem Sieg.
    Dann sahen sie sich um. Abgesehen von den Toten war die Pinchbeckgasse leer.
    Slenya Akkiba Magus war verschwunden.
    Die Freunde grübelten fünf Herzschläge und zwei Atemzüge lang darüber nach. Dann glättete sich Fafhrds Stirn, seine Augen weiteten sich.
    »Mausling«, sagte er, »das Mädchen hat sich in die beiden Bösewichter geteilt! Das erklärt alles! Sie stammten aus demselben Nirgendwo.«
    »Aus demselben Irgendwo, meinst du wohl«, gab der Mausling zurück. »Eine höchst exotische Methode der Vermehrung. Oder vielmehr Verschmelzung.«
    »Dazu begleitet von einer Geschlechtsumwandlung«, fügte Fafhrd hinzu. »Wenn wir die Toten untersuchen, können wir vielleicht ...«
    Sie sahen sich um und mußten feststellen, daß die Pinchbeckgasse noch leerer geworden war. Die beiden Angreifer lagen nicht mehr auf den Pflastersteinen. Sogar der abgeschlagene Kopf ruhte nicht mehr vor der Mauer, gegen die er gerollt war.
    »Eine ausgezeichnete Methode, Leichen loszuwerden«, meinte Fafhrd anerkennend. Seine Ohren hatten die Schritte und das bronzene Klirren einer näher kommenden Wache aufgefangen.
    »Sie hätten wenigstens noch so lange bleiben können, bis wir ihnen die Taschen nach Edelsteinen und anderen Wertsachen abgesucht hätten«, beklagte sich der Mausling.
    »Aber was sollte das Ganze?« rätselte Fafhrd. »Ein schwarz-weißer Zauberer ...?«
    »Ziegel ohne Stroh zu machen ist sinnlos«, unterbrach ihn der Mausling. »Begeben wir uns in den Goldenen Lampion, um dort auf das Mädchen zu trinken, das wirklich eine Augenweide war.«
    »In der Tat. Und zwar auf passende Weise mit dem schwärzesten Bier und dem hellsten perlenden Wein aus Ilthmar!«

III. Gefangene im Schattenland
Trapped in the Shadowland (1973)
    Fafhrd und der Graue Mausling waren dem Verdursten nahe. Ihre Pferde waren bereits am letzten Wasserloch verendet, das sich als ausgetrocknet erwiesen hatte. Der letzte Inhalt ihrer Wasserflaschen, ergänzt durch Wasser aus ihren Körpern, hatte nicht genügt, die lieben dummen Reittiere am Leben zu erhalten. Wie allgemein bekannt, sind nur Kamele in der Lage, einen Menschen länger als einen oder zwei Tage durch die beinahe übernatürlich heißen und trockenen Wüsten Nehwons zu tragen.
    Die Freunde bewegten sich in südwestlicher Richtung im Schein der grellen Sonne, ihre Füße schleppten sich durch den brennenden Sand. Obwohl sie sich in einer Notlage befanden und ihre Körper und Gedanken vom Fieber angegriffen waren, verfolgten sie mit dieser Richtung eine Absicht. Gerieten sie zu weit nach Süden, fielen sie dem grausamen Herrscher der Länder des Ostens in die Hände, der sich einen Spaß daraus machen würde, seine Opfer vor dem Töten ausgiebig zu foltern. Kamen sie aber zu weit nach Osten, drohte ihnen eine Begegnung mit den gnadenlosen Mingols der Steppen und anderen Schrecknissen. Im Westen und Nordwesten befanden sich die Wesen, von denen sie im Augenblick verfolgt wurden, während im Norden und Nordosten das Schattenland lag, die Heimat des Todes persönlich. Soweit
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