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Schwerter und Eiszauber

Schwerter und Eiszauber

Titel: Schwerter und Eiszauber
Autoren: Fritz Leiber
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war ihnen die Geographie Nehwons bestens bekannt.
    Unterdessen hatte der Tod in seinem geduckten Schloß im Herzen des Schattenlandes ein schwaches Lächeln aufgesetzt, war er doch überzeugt, die beiden unzugänglichen Helden endlich in seinem knochigen Griff zu haben. Vor Jahren hatten sie die Frechheit besessen, in sein Reich einzudringen, um die Geliebten ihrer Jugend zu besuchen, Ivrian und Vlana; dabei hatten sie aus diesem Schloß sogar die Lieblingsmaske des Todes gestohlen. Diese Kühnheit sollte ihnen jetzt leid tun.
    Der Tod sah aus wie ein großer, hübscher junger Mann, der allerdings etwas mager wirkte und einen durchscheinenden Teint besaß. In diesem Augenblick starrte er auf eine große Karte des Schattenlandes und der umliegenden Gebiete, die in eine dunkle Mauer seines Schlosses eingelassen war. Auf dieser Karte waren Fafhrd und der Mausling als ein schimmernder Punkt dargestellt, gleich einem wandernden Stern oder einem Glühwürmchen; sie befanden sich südlich des Schattenlandes.
    Der Tod kräuselte die dünnen lächelnden Lippen und bewegte die Fingerspitzen in unmerklichen kabbalistischen Kurven, zur Unterstützung eines kleinen, aber schwierigen Zaubers.
    Dann verfolgte er zufrieden, wie sich auf der Karte eine südliche Spitze des Schattenlandes sichtlich erweiterte und den schimmernden Fleck, der seine Opfer darstellte, zu verfolgen begann.
    Fafhrd und der Mausling setzten ihren Weg nach Süden fort, sie hatten zu torkeln begonnen, Füße und Köpfe schienen in Flammen zu stehen, kostbarer Schweiß rann ihnen über das Gesicht. Nahe der Stadt der Geister am See der Ungeheuer hatten sie ihre neuesten Freundinnen gesucht, der Mausling seine Reetha und Fafhrd seine Kreeshka, die selbst ein Gespenst war, mit unsichtbarem Blut und Fleisch, was ihre hübschen rosa Knochen um so deutlicher hervortreten ließ, während Reetha am liebsten nackt durchs Leben ging und kahlrasiert vom Schädel bis zur Zehe, eine Vorliebe, die die beiden Mädchen ähnlich und einander sympathisch machte.
    Der Mausling und Fafhrd waren aber lediglich auf eine Horde wilder männlicher Ghuls gestoßen, von denen sie auf nicht minder skeletthaften Pferden nach Südosten gejagt worden waren, in der Absicht, sie entweder zu töten oder verdursten zu lassen oder sie in die Arme des Königs der Könige zu treiben, in dessen Verliesen sie elend verkommen wären.
    Die Mittagsstunde war herangerückt, und die Sonne brannte am heißesten. Fafhrds linke Hand berührte in der trockenen Hitze einen kühlen Zaun, der etwa zwei Fuß hoch war, zuerst unsichtbar, aber doch bald dem Auge klar erkennbar.
    »Flieh in die feuchte Kühle«, sagte er mit brechender Stimme.
    Eifrig kletterten sie über den Zaun und warfen sich in das angenehm dichte dunkle Gras, über dem ein feiner Dunst niederging. Sie schliefen etwa zehn Stunden lang.
    Als die nach Süden kriechende Zunge des Schattenlandes das Diamantfunkeln berührte und dämpfte, gestattete sich der Tod ein dünnes Lächeln und wandte sich von der Landkarte ab.
    Erfrischt von dem langen Schlaf erwachten die beiden Abenteurer wieder; am östlichen Himmel stieg Astorian auf, der größte Stern von Nehwon; obwohl sich der Dunst verzogen hatte, war nur er als einziger Stern sichtbar.
    Erregt sprang der Mausling auf; er trug seine graue Kapuze, Tunika und Rattenlederschuhe. »Wir müssen zurück in die heiße Trockenheit fliehen«, sagte er, »denn dies ist das Schattenland, die Heimat des Todes.«
    »Ein sehr gemütlicher Ort«, erwiderte Fafhrd und streckte auf dem dichten Gras genießerisch die mächtigen Muskeln. »Wir sollen in das salzige, körnige, rauhe, lodernde Sandmeer zurückkehren? Ohne mich!«
    »Aber wenn wir bleiben«, wandte der Mausling ein, »werden uns teuflische, irreführende Erscheinungen willenlos in das niedrige Schloß des Todes locken. Ihn haben wir einst erzürnt, indem wir ihm eine Maske stahlen und sie zur Hälfte unseren Zauberern Sheelba und Ningauble gaben, eine Tat, wegen der uns der Tod nicht gerade ins Herz geschlossen haben wird. Außerdem könnten wir dort auf unsere beiden einstigen Mädchen stoßen, Ivrian und Vlana, die heute Konkubinen des Todes sind, und das wäre kein angenehmes Erlebnis.«
    Fafhrd zuckte unwillkürlich zusammen, gab aber nicht so schnell auf. »Es ist trotzdem gemütlich hier.« Ein wenig verlegen bewegte er die mächtigen Schultern und streckte seine sieben Fuß auf dem angenehm feuchten Gras aus. (Mit den »sieben Fuß« ist
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