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Schweig um dein Leben

Schweig um dein Leben

Titel: Schweig um dein Leben
Autoren: Lois Duncan
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sie ihr nächstes Buch nicht veröffentlichen darf. Wir haben nichts dagegen getan, weil wir es einfach nicht wahrhaben wollten …«
    Ich richtete mich wieder auf, rannte von Porky gefolgt auf unser Haus zu und die überfluteten Verandastufen hinauf, die unter meinen Schritten wie vollgesogene Schwämme nachgaben. Als ich nach dem Knauf griff, merkte ich, dass die Tür bereits offen war, so als hätte der Letzte, der hineingegangen war, es zu eilig gehabt, um sie hinter sich zu schließen.
    Mit angehaltenem Atem trat ich ein und machte das Licht an. Das Wohnzimmer sah noch genauso aus wie an dem Tag, als ich fortgegangen war. Die cremefarbenen Wände, die Mom erst kürzlich gestrichen hatte, standen in krassem Kontrast zu den schäbigen Möbeln und den von der Sonne ausgebleichten Vorhängen an den Fenstern. Auf dem Sofa lag die Sonntagszeitung und auf dem Couchtisch standen eine Coladose und ein halb leeres Glas Orangensaft. Porky blieb mitten im Raum stehen, um sich zu schütteln, aber ich rannte in den Flur weiter und knipste im Laufen in jedem Zimmer das Licht an, um die Dunkelheit zu verscheuchen. Sie waren alle leer, und das ordentlich gemachte Bett im Zimmer meiner Eltern sah noch unbenutzt aus. Das meines Bruders dagegen war komplett zerwühlt, was jedoch nichts zu bedeuten hatte, weil er sein Bett praktisch nie machte und Mom es nur dann für ihn übernahm, wenn sie einmal in der Woche die Betten frisch bezog. In der Küche stand die Schreibmaschine auf dem Tisch, umgeben von wie trockenes Herbstlaub wirkenden Manuskriptseiten.
    Mein Blick flog zur Kühlschranktür, wo wir immer Nachrichten füreinander hinterließen, aber daran haftete keine Notiz für mich. Dann sah ich neben dem Telefon einen Zettel liegen, auf dem in Moms vertrauter Schrift die Telefonnummer von Kim stand.
    Mir war sofort klar, was passiert sein musste. Irgendwie hatte Mom erfahren, dass ich nicht bei Kim war, und da Kim nicht in der Stadt war, um es ihr zu erzählen, blieb nur noch eine Person übrig, die mich verraten haben konnte: Larry. Jason hatte gesagt, er hätte am Donnerstag versucht, mich zu erreichen, und vermutlich hatte sein Ego wieder ziemlich darunter gelitten, dass ich nicht zurückgerufen hatte. Vielleicht hatte er am Sonntag noch mal angerufen und Mom hatte ihm gesagt, dass ich das Wochenende bei Kim verbrachte. Larry hatte ihr daraufhin vermutlich erzählt, dass seine Cousine mit ihrer Familie nach Miami gefahren war, und somit würde Mom gewusst haben, dass ich sie angelogen hatte.
    Ich sah förmlich vor mir, wie sie bei Kim zu Hause anrief und niemanden erreichte und sich anschließend in den Wagen setzte, um bei ihr vorbeizufahren. War sie allein gefahren oder waren Dad und Jason bei ihr gewesen? Und war jemand verletzt worden, als der Wagen außer Kontrolle geriet und im Graben landete? Gab es irgendjemanden in dieser Stadt, der wusste, was passiert war?
    Panisch und voller Schuldgefühle griff ich nach dem Telefon und wählte die einzige Nummer im Ort, die mir einfiel. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis endlich jemand abnahm und eine fremde Männerstimme ein schlaftrunkenes »Hallo?« murmelte.
    »Kann ich bitte mit Larry sprechen?«, fragte ich ohne Begrüßung.
    »Mit Larry?«, entgegnete der Mann gereizt. »Es ist ein Uhr morgens! Wer zum Teufel ist überhaupt dran?«
    »Hier ist Val Weber, eine Freundin von Larry«, antwortete ich. »Es tut mir leid, dass ich so spät noch anrufe, aber es ist wirklich wichtig.«
    »Weber?«, wiederholte der Mann. »Den Namen habe ich heute schon mal gehört. Irgend so ein Kerl hat vorhin angerufen und versucht, Larry über euch auszuquetschen.«
    »Es hat jemand bei Ihnen angerufen und nach uns gefragt?«, wiederholte ich entsetzt.
    »Larry meinte, der Typ hätte sich nach einer Familie namens Corrigan erkundigt. Er rief gegen Mitternacht an und hat die ganze Familie aufgeweckt. Ich hab gehört, wie Larry ihn fragte, ob diese Corrigans auch Weber heißen könnten und eine Tochter haben, die Tennis spielt, und einen Sohn, der zweifarbige Augen hat. Keine Ahnung, was das alles zu bedeuten hat. Vermutlich nichts Gutes, aber ich muss um sieben bei der Arbeit sein und schätze es gar nicht, wenn man mich zweimal in der Nacht aus dem Bett klingelt.«
    »Bitte, Mr Bushnell, lassen Sie mich mit Larry sprechen!«, flehte ich ihn an. »Ich muss wissen, was er diesem Mann gesagt hat. Hat er ihm erklärt, wie er zu unserem Haus kommt?«
    »Das kannst du ihn morgen früh alles selbst
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