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Schweig um dein Leben

Schweig um dein Leben

Titel: Schweig um dein Leben
Autoren: Lois Duncan
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du schüttest noch Zucker über die schon vorgesüßten Cornflakes!«
    »Nur ein bisschen.« Hastig drückte Bram den Zuckerberg mit dem Löffel nach unten, sodass er in der Milch verschwand.
    »Du brauchst überhaupt keinen«, sagte Mom. »Erst recht nicht bei den schlechten Zähnen, die du hast! Das letzte Mal hat der Zahnarzt drei Löcher gefunden.«
    Wie immer, wenn er Ärger bekam, wechselte Bram schnell das Thema.
    »Kann ich am Samstag bei Chris übernachten?«
    »Ich dachte, er schläft am Freitag bei uns?«
    »Tut er auch«, sagte Bram, »aber am Samstag hat Video Plus eine Aktion, bei der man sich zwei DVD s zum Preis von einer ausleihen kann. Wir wollen uns alle Harry-Potter-Filme holen.«
    »Was wird bloß aus euch, wenn ihr mal groß seid?«, fragte ich. »Ziehen du und Chris dann jeweils in eine Doppelhaushälfte?«
    »Wir werden Schwestern heiraten«, informierte Bram mich. »Und dann leben wir zusammen und wechseln uns mit dem Kochen ab.«
    »Setz dich und iss was, April«, sagte Mom. »Ein Glas Orangensaft ist bis zur Mittagspause definitiv zu wenig.«
    »Keine Zeit«, entgegnete ich. »Steve holt mich gleich ab.«
    Prompt ertönte von draußen ein Hupen.
    »Siehst du?« Ich trank hastig den Saft aus und stellte das leere Glas auf den Tisch. »Bei mir wird es heute später. Ich hab nach der Schule noch Training.«
    Ein paar Sekunden später war ich schon zur Tür hinaus und lief die Einfahrt hinunter. Steves Honda stand mit laufendem Motor am Straßenrand. Ich warf meine Tasche durch das offene Beifahrerfenster und machte die Tür auf. Kaum saß ich neben ihm, zog Steve mich für einen Kuss an sich. Er verrutschte und landete auf meiner Nasenspitze.
    »Rapunzel, Rapunzel, lass dein Haar herunter!« Er zog spielerisch an meinem Zopf. Dann küsste er mich noch einmal und diesmal traf er das richtige Ziel. »Mhmmm. Zahnpasta und Orangensaft, meine beiden Lieblingsgeschmäcker.«
    »Wärst du drei Minuten später gekommen, hätte ich nach Cornflakes geschmeckt«, lachte ich.
    »Hat deine Mom neuerdings die Parole für gesundes Frühstück ausgerufen?«
    »Keine Ahnung, was im Moment mit ihr los ist«, antwortete ich. »Sonst ist sie nie so angespannt, wenn Dad nicht zu Hause ist, aber dieses Mal benimmt sie sich echt wie eine Glucke.«
    »Wie lange ist er eigentlich schon weg? Zwei Wochen?«, fragte Steve.
    »Dreieinhalb.«
    »Dann sei nicht so streng mit ihr. Kein Wunder, dass sie angespannt ist. Stell dir vor, wir wären so lange voneinander getrennt!«
    Während er mit der linken Hand lenkte, zog er mich mit der rechten an sich. Zufrieden seufzend lehnte ich den Kopf an seine Schulter.
    »Du hast recht«, sagte ich. »Ich würde sterben, wenn ich drei Wochen von dir getrennt wäre. Ich hoffe, wir müssen uns niemals auch nur für drei Tage trennen.«
    Steve und ich waren seit Weihnachten zusammen. Wir hatten uns bei Sherrys alljährlicher Adventsparty gefunden. Ich sage deswegen »gefunden«, weil wir uns nicht erst da kennengelernt haben. Wir kennen uns schon seit der Middle School, weil wir in unseren jeweiligen Klassen Klassensprecher und deshalb beide in der Schülermitverwaltung gewesen waren.
    Trotzdem hatten wir uns nie wirklich näher kennengelernt. Unsere Wege in der Highschool schienen wie zwei parallele Geraden zu verlaufen – immer im gleichen Abstand zueinander und ohne Schnittpunkt. Wenn wir uns zufällig auf dem Flur begegneten, grüßten wir uns, aber wir hatten nie irgendwelche Kurse zusammen oder saßen in der Cafeteria am gleichen Tisch. Auch nach dem Unterricht hatten wir unterschiedliche Aktivitäten: Ich spielte Tennis und war bei den Cheerleadern, Steve war im Debattierclub und in der Schülervertretung. Wenn ich mit Jungs ausging, was ziemlich oft vorkam, dann in der Regel mit den Sportskanonen, Steve dagegen traf sich mit Einser-Schülerinnen aus dem Debattierclub.
    Er war damals mit einem Mädchen namens Valerie auf Sherrys Party gekommen und ich war mit meinem Teamkollegen Bobby Charo da. Zwischen Bobby und mir herrschte an dem Abend dicke Luft, weil er mich zu spät abgeholt und ich ihm dafür auf dem Weg zur Party die kalte Schulter gezeigt hatte. Er revanchierte sich, indem er sich an Valerie ranmachte. Sie nutzte die Gelegenheit, um Steve eifersüchtig zu machen, und so kam es, dass die beiden irgendwann eng umschlungen in einer schummrigen Ecke im Wohnzimmer von Sherrys Eltern tanzten, während Steve und ich vor dem Kamin saßen und heiße Schokolade tranken.
    »Tja,
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