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Schwarztee - Tatort-Salzkammergut Krimi

Titel: Schwarztee - Tatort-Salzkammergut Krimi
Autoren: Anni Buerkl
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prominent zu sein.«
    »Ja, das schon.«
    »Aber?«
    »Aber? Was?«
    »Sie haben ›das schon‹ gesagt, deshalb hab ich auf ein Aber
gewartet.«
    »Nein. Ähm. Naja. Er hat sich nicht sehr beliebt gemacht. Mit
den Sachen, die er in seinen Artikeln aufgedeckt hat. In Wien ist das
vielleicht anders, aber hier«, Kain schnupperte an dem Rest Tee in seiner
Tasse, »bei uns macht man sich so Feinde.« Gerbl nickte leicht, sagte aber
nichts. Konnte der Mann überhaupt reden?
    »Ja, als Journalist, das kann ich mir leicht vorstellen.
Schlechtes Karma.«
    »Wie bitte?«
    »Karma.« Berenike schloss kurz die Augen. Wer weiß, wer sie
einmal gewesen war. »Unsere früheren Leben wirken sich auf unsere jetzige
Existenz aus.« Ja, sagte sie sich, anders konnte sie sich ihr Pech nicht
erklären. »Wahrscheinlich war Rabenstein ein schlechter Mensch in einer vorigen
Inkarnation. Dafür hat er jetzt mit einem gewaltsamen Tod bezahlt.«
    »Aber, ähm«, Kain hüstelte, sogar das dröhnte Berenike in den
Ohren. Vielleicht hatte er sich verschluckt. Sie war versucht, ihm auf den
Rücken zu klopfen, wagte es aber nicht. »Ich muss seinen Tod in diesem Leben
aufklären und ich habe Hinweise …«
    »Sie wollen doch nicht sagen, dass mein Tee ihm geschadet
hat? Ich achte auf die besten Zutaten, alles wird frisch geliefert. Das wissen
Sie.«
    »Natürlich, Fräulein – Berenike.«
    »Es muss eine andere Ursache geben. Für seinen Tod …«
Jetzt stotterte sie schon vor lauter Aufregung!
    »Wieso glauben Sie das?« Kain klopfte mit Zeigefinger und
Daumen der linken Hand auf den Tisch. Eine unruhige Melodie. Er sah sie nicht
an. Der Stille beobachtete nur. Kein Wort von ihm. Wie unheimlich.
    »Meine Herren, Sie können meine Teeküche gern besichtigen.
Hier …«
    »Das ist bereits geschehen. Bitte erzählen Sie weiter, Sie
schenkten bei der Veranstaltung Tee aus und …?«
    »Nun, wir stellen meist zwei bis drei Teesorten
bereit …«
    »Wer ist ›wir‹?«
    »Ich und Ragnhild – meine Aushilfe.«
    »Ach, die norwegische Medusa.«
    Medusa war wohl kein passender Name für die rothaarige Hünin
mit jener gesunden Gesichtsfarbe, die sich nur durch viel Sport im Freien
einstellt.
    »Ragnhild hat die Oberaufsicht in der Küche gehabt, ich habe
mich persönlich um die Gäste gekümmert.«
    »Ja, ja, ich weiß. Der Verbenentee, war er …«
    »Warum befragen Sie mich dauernd zu meinem Tee?« Berenike
blickte in ihre Tasse, sah nur braune Tropfen, die langsam eintrockneten. Ihr
Körper fühlte sich kühl und blechern an.
    Inspektor Kains Blick glitt über das allgemein zugängliche
Bücherregal: ›Heil- und Giftpflanzen der Alpen‹ genoss meist weniger
Beliebtheit als ›Zen in der Kunst des Teeweges‹.
    »Erzählen Sie mir bitte, welche Teesorten Sie gestern
ausgeschenkt haben.«
    Berenike rieb sich die Hände. Wie kalt ihr war. Sie sah Kain
an, aber der hatte sein berufsmäßiges Pokerface aufgesetzt. Gerbl schrieb, ohne
aufzublicken. »Lassen Sie mich nachdenken. Verbenentee, Königsjasmin – das
ist ein Grüntee – und Roisboos mit Vanille. Aber der Verbenentee kam nicht
gut an. Das hat mich überrascht. Er wird auch ›Wohlriechendes Eisenkraut‹
genannt. Normalerweise lieben die Leute diese Sorte am Abend, weil er
entspannt, aber nicht müde macht. Er riecht leicht zitronig.«
    »Man könnte also einen anderen Geruch damit überdecken?«
    »Hm, wahrscheinlich.« Etwas Dunkles, Bedrohliches verengte
ihr die Brust. So wie damals. Als man ihre Katze tot aufgefunden hatte. Von
draußen presste jemand die Nase an die Fensterscheibe. Grüne Augen unter einer
Kappe. Berenike fuhr sich mit gespreizten Fingern über die im Nacken kurz
rasierten Haare und kratzte mit einem Fingernagel versehentlich über ein
Muttermal. Der plötzliche Schmerz zerriss alle Gedanken.
    »Was glauben Sie, Herr Inspektor?« Ihre Augen schmerzten, als
sie Kain ansah.
    »Wir ermitteln in alle Richtungen. Aber Rabenstein ist
halt … er hat – gefährlich gelebt. Berufsrisiko.«
    »Und die Finger, Herr Inspektor? Wie lange dauert das
Obduktionsergebnis?«
    »Es wird alles seiner Wege gehen, seien Sie unbesorgt.« Er
trank den letzten Schluck. »Ihr Tee ist wirklich gut. Aber ob Ihnen das jetzt
helfen wird …« Gerbl nickte. Kain sah sich in dem leeren Lokal um, zog
seine Hose zurecht.
    Wie männlich er wirkte. Rustikal und männlich. Neben dem
jungen, unscheinbaren Polizisten überhaupt. Früher hätte
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