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Schwarztee - Tatort-Salzkammergut Krimi

Titel: Schwarztee - Tatort-Salzkammergut Krimi
Autoren: Anni Buerkl
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ohne.
    »Geht schon.«
    Wie sich wohl seine Bartstoppeln auf der Haut …
Berenike trat von einem Bein auf das andere. »Herr Inspektor, was kann ich
Ihnen anbieten? Trinken Sie Assam-Tee mit mir? Sie auch, Inspektor Gerbl? Das
ist ein idealer Frühstückstee. Ich habe mir grad einen gemacht.« Sie deutete
auf die Teekanne, die auf dem schwarzen Holz der Theke stand. Daneben thronte
ein Samowar, ›der irdischen Dinge Anfang und Ende‹, wie diesem Gerät ein
russischer Fürst gehuldigt hatte.
    »Frühstück?« Kain lachte schnaubend, der andere lächelte nur
leicht. »Unser Dienst beginnt um 7 Uhr früh. Ich bin bereits das erste Mal
müde. Außerdem bin ich nicht wegen Ihres Tees gekommen. So gut er sein mag.«
    Er legte konzentriert seine Fingerspitzen aneinander. Auf das
Fensterbrett klopften erste Regentropfen. »Aber einen Schluck könnt ich
vertragen.« Er sah sie intensiv an.
    Rasch ging Berenike zur Theke. Sie wischte sich den Schweiß
vom Nacken, dann trug sie die Kanne und drei weiße Teeschalen zu dem Tischchen.
Die Tassen waren breit und flach, sodass der Tee schnell auskühlen konnte.
    »Sie haben Glück, meine Herren, bei mir bekommen Sie den Tee
nicht mit Öl und Knoblauch als Suppe, wie es ursprünglich in Assam Brauch war.
Die Pflückerinnen dort trinken ihren Tee angeblich heute noch gern mit Salz.«
    Kain blickte zu ihr auf und schüttelte ungläubig den Kopf.
Der Inspektor wurde langsam mollig. Locker streckte er die Beine aus, während
er mit der Zuckerdose hantierte und Milch in den dunklen Tee goss. Berenike bot
neben Zucker auch Honig an, schließlich hatte sie gelernt, dass dieser dem
Körper Energie spendete. Gosh, die vielen Erkenntnisse der letzten Zeit, sie
mussten sich irgendwann auf ihr Leben, ihren Erfolg auswirken!
    »Mmh, wirklich gut!«, lobte Kain nach einem Schluck. »Allein
wie das duftet!«
    Berenike setzte sich. »Eine Prise Ingwer, das ist gut gegen
Viren.«
    »Raffiniert!« Kain lächelte sie an, mit einer Hand öffnete er
den obersten Uniformknopf. »Was Sie alles wissen, Berenike. Mein, äh, meine
frühere Freundin kennt sich da nicht so gut aus.« Sein Gesicht nahm mit einem
Schlag einen ernsten Ausdruck an, ernst und streng. »Weswegen wir hier sind,
ist der gestrige Abend.« Seine Stimme wirkte distanziert und irgendwie
lehrerhaft. »Sie haben alles unangetastet gelassen? Wie wir gebeten haben?«
    »Natürlich.« Da war es wieder. Die Explosion im Kopf. Die
Hitze. Die Bilder von gestern Nacht verschwammen. Sie wollte, musste einen
guten Eindruck auf Inspektor Kain machen. Damit er nicht glaubte, sie habe sich
etwas zuschulden kommen lassen. Sie spürte es säuerlich von ihrem Magen
aufsteigen. Hatte sie den Tee nicht lange genug ziehen lassen? Nach vier
Minuten wirkte er eher entspannend, da sich dann die Gerbstoffe lösten.
    Sie setzte ihre Tasse ab und legte eine Hand auf ihren Bauch.
Sie konnte sich einfach nicht konzentrieren, dazu dieser Blick von Kain …
und Gerbl, der alles beobachtete, unangenehm war das.
    Ein Neustart war ihr vorgeschwebt. Sie hatte genug, mehr als
genug von der hektischen Eventbranche gehabt. Sie war der Star der besten
Agentur des Landes gewesen. Und was hatte sie davon? Geld, jede Menge Geld.
Aber sonst? Sie hatte sich immer weniger mit ihrer Tätigkeit identifiziert.
Energydrinks, die ihr die Energie raubten, genauso wie gemeingefährliche
Politiker. Und dann war sowieso alles anders gekommen. Völlig unvorhersehbar.
Obwohl man sie gewarnt hatte. Immer wieder.
    »Fräulein Berenike«, Inspektor Kain drehte die Teetasse
zwischen seinen dicklichen Fingern. Seine Hände, sie sahen aus, als ob sie
zupacken konnten. Jedes Detail nahm Berenike wahr. Die kleinen Falten an seinen
Fingergelenken, die Härchen dazwischen. Seine braune Haut. »Ich muss Sie ein
paar Sachen fragen zum Tod von Rabenstein, reine Routine. Fräulein Berenike?«
    »Entschuldigen Sie, ich war in Gedanken.« Sie überlegte, was
der Polizist noch von ihr wollte. Gestern Nacht war so viel besprochen worden.
Gestern Nacht … Wie sinnlich sie sich gefühlt hatte. Und dann …
    »Fräulein Berenike, ich – wie gesagt, beruhigen Sie
sich, das ist alles Routine. Was hat Herr Rabenstein gestern Abend getrunken?«
    »Verbenentee, nehme ich an. Zumindest hat er mich danach
gefragt. War es – Gift?«
    »Das wird sich herausstellen. Kannten Sie den Mann zuvor?«
    Berenike zögerte kurz. »Nein, nur dem Namen nach. Er scheint
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