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Schwarztee - Tatort-Salzkammergut Krimi

Titel: Schwarztee - Tatort-Salzkammergut Krimi
Autoren: Anni Buerkl
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ihr das nicht
gefallen.
    »Möchten Sie noch eine Tasse?«
    »Ja, gern.«
    Berenike ließ den Tee in die Tassen rinnen. Der vertraute
Ingwergeruch wirkte beruhigend. Eine Windbö peitschte die Äste der Linde gegen
ein Fenster. Das Ticken der Uhr hörte sich zu laut an. Irgendwo schepperte die
Takelage eines Segelbootes.
    »Keine Angst, dass ich etwas hineinmische?« Smile, Berenike!
    »Ach, woher denn!« Kain lehnte sich entspannt zurück. »Gerbl,
wo ist denn die Liste mit den Namen der gestern Anwesenden? Achja, hier«, er
blätterte in Gerbls Block, »könnten Sie bitte einen Blick darauf werfen?
Vielleicht fehlt jemand, der früher gegangen ist.«
    »Gut, aber es waren eine Menge Leute im Publikum, die ich nicht
kenne. Lahn zieht das Volk an, auch wenn er provoziert.«
    »Davon habe ich gehört. Die Tochter meiner Cousine findet
Lahn auch geil. Naja. Solang die Kinder überhaupt was lesen …«
    Berenike sah sich die blauen Druckbuchstaben auf leicht
vergilbtem Papier an, sehr akkurat. Mit der Kugelschreibermine hatte Gerbl das
Papier fast durchstoßen.
    Berenike stützte die Ellbogen auf und beugte sich über die
Seiten. Sie zählte 45 Namen. Und jeder stand für einen Menschen. War der Mörder
darunter? »Die Zahl könnte hinkommen, Herr Inspektor.« Niemand war ihr unter
den aufgelisteten Namen abgegangen, doch in ihrer Aufregung hatte sie kaum auf
die anwesenden Gäste geachtet.
    »Danke, das wars fürs Erste, Fräulein Berenike!« Kain lüftete
grüßend seine blaue Kappe, die er gerade aufgesetzt hatte. Das Ding saß ihm
fremd auf dem Kopf. Sie überlegte, ob ihm das Gendarmengrau besser gestanden
hatte, das kürzlich mit der Zusammenlegung von Polizei und Gendarmerie
abgeschafft worden war. Schnell war auch Gerbl aufgesprungen.
    Kain stöhnte.
    »Viel zu tun, Herr Inspektor?«
    »Was glauben Sie?«
    »Probieren Sie das einmal mit Meditation! Sie auch«, wandte
sie sich an den Jüngeren, »wir haben noch Plätze frei.« Berenike nahm einen
orange umrandeten Zettel vom Pult neben dem Eingang. Kain war schon mit einem
Fuß draußen, sein Kollege stolperte ihm hinterher. »Oder für Ihre Freundin?«
    »Wiederschaun.« Die Tür fiel sacht klingelnd ins Schloss.
Lindenblütenduft, gemischt mit dem Geruch regennasser Erde, wehte in den Raum.
Berenike blieb mit dem Zettel in der Hand stehen. Sie ließ sich auf einen
Sessel fallen, dann sprang sie auf. Die Tassen lagen ihr rund und glatt in den
Händen. Sie trug sie in die Küche und dachte an Ragnhild. Hoffentlich war ihr
nichts passiert. Berenike stieß mit einer der filigranen Porzellanschalen an
ein Regal. Es roch verwest, als sie die Spülmaschine öffnete. Mit zittrigen
Händen zog sie den Korb heraus. Vorsichtig wagte sie einen Blick zwischen die
Gitterkörbe. Nein, alles leer. Seufzend richtete sie sich auf. Sie musste zu
Madame Montego, brauchte dringend ihren Rat.
    Schnell räumte sie das Teegeschirr in den oberen Korb. Ein
Löffel rutschte ihr aus der Hand und verschwand in der Ritze zur Wand. Sie
schloss das Gerät und warf einen Blick in den leeren Teesalon. Dann zog sie sich
um, schnappte sich Rucksack und Helm und drehte das Schild an der Tür um.
›Sorry, we’re closed – back at 3pm‹, war nun von außen zu lesen.
    Sie trat zu ihrem Motorrad. Madame Montego musste für sie in
die Vergangenheit schauen. Sie sollte den Moment von Rabensteins Tod wieder
auferstehen lassen. Manchmal zweifelte Berenike schon an den Fähigkeiten der
alten Dame. Kürzlich hatte sie von einem neuen Guru gehört, der beim Toplitzsee
praktizieren sollte. Doch sie kannte bis jetzt nicht einmal seinen Namen. Er
agierte wohl im Verborgenen, wie alle echten Leader. Madame Montego wurde alt,
neulich hatte sie Berenike mit einem falschen Namen angesprochen. Man musste
für die Zukunft vorsorgen. Für dieses Mal würde es die alte Meisterin tun. Und
nach dem Besuch wollte sie Ragnhild aufsuchen.

4
    Magischer Kräutertee
    Etwas in Berenike wehrte sich heute gegen den
Aufstieg. Immer wieder blieb sie mit einem Schuh im feuchten Erdreich stecken
oder rutschte aus. Beinahe hätte sie geflucht. But not here! Wollte sie doch die
Geister nicht vertreiben. Auch Madame Montego hätte sich das verbeten.
    Die weise Frau wollte Berenike zuerst nicht vorlassen,
unangekündigt, wie sie daherkam. Doch die Not musste ihr ins Gesicht
geschrieben stehen. Schließlich winkte die gebückte Frau mit ihren
verwuschelten weißen Haaren sie hinter
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