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Schwarzes Blut

Schwarzes Blut

Titel: Schwarzes Blut
Autoren: Christopher Pike
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Akne während der Pubertät mit Rasierklingen zu behandeln versucht hat. Das Experiment ist eindeutig fehlgeschlagen. Seine Augen sind aber das, was am meisten Furcht einflößt. Die glanzlosen Pupillen sehen aus wie billige Emeralde, in Schwefelsäure getränkt und dann zum Trocknen nach draußen in radioaktiven Niederschlag gehängt. Das Weiße ist mehr rot als weiß; Eddies Augen sind nicht bloß blutunterlaufen, sondern regelrecht blutig. Vielleicht leidet er ja unter einer Pollenallergie. Vielleicht ist es auch die Sonne, der er ausgesetzt war. Er lacht uns an und zeigt dabei seine Zahnlücken. Mama sagt gar nichts, jedenfalls nichts, solange ich ihr meine Fingernägel an die Kehle drücke, aber sie scheint doch erleichtert, daß ihr kleiner Liebling hier aufgetaucht ist.
»Hi, Mama«, sagt Eddie. »Hi, Sita.« Mit einem Fußtritt schließt er die Tür hinter sich.
»Schön, daß du es rechtzeitig geschafft hast«, sage ich. »Aber das Warten war auch ganz nett. Ich habe ein bißchen mit deiner Mutter geplaudert und ein wenig über Edward Fender als jungen Mann, der in schweren Zeiten groß geworden ist, herausgefunden.«
Eddies Mine verdunkelt sich. »Du Miststück. Ich bin bloß nett hier in einer schwierigen Situation, und du beleidigst mich auch noch.«
»Meinen Freund und mich umlegen zu wollen betrachte ich nicht unbedingt als Nettigkeit«, sage ich.
»Du hast als erste Blut vergossen«, sagt Eddie.
»Nur weil ich schneller war als deine Freunde. Laß die Scheiße, Eddie, bitte. Wir sind beide nicht hier, um eine Schau abzuziehen.«
»Und warum sind wir dann hier?« fragt Eddie. »Um uns wieder Patt zu setzen? Dabei hast du aber beim letztenmal nicht so gut ausgesehen.«
»Weiß ich gar nicht. Immerhin habe ich dir deine alberne Truppe kaputtgemacht.«
Eddie kichert. »Wie kannst du dir da so sicher sein?«
Ich lächele. »Jetzt bin ich es. Ich merke nämlich, wenn jemand lügt. Das ist eine der großen Gaben, die ich besitze, und du nicht. Von euch allen bist allein du noch übrig, und wir beide wissen das.«
»Und wenn schon. Ich kann mehr erschaffen, wann immer ich es will.«
»Warum solltest du es denn wollen? Um immer ein paar bei dir zu haben, die du herumkommandieren kannst? Und da wir gerade dabei sind: Was für ein Ziel verfolgst du eigentlich bei der ganzen Sache? Vampire an die Stelle der Menschen zu setzen? Wenn du dir die Sache näher betrachtest, kann das gar nicht funktionieren. Du kannst nicht aus jedem einen Jäger werden lassen. Dann gibt es keinen mehr, den man jagen kann.«
Einen Moment lang scheint Eddie verwirrt. Intelligent ist er zwar, aber nicht weise. Sein Blick ist scharf und doch kurzsichtig; was in einer Woche geschieht, entzieht sich seiner Vorstellung. Dann, wie auf Knopfdruck, ist er wieder wütend. Seine Reaktionen zeigen kein System. Er verhält sich kein bißchen logisch.
»Du willst mich doch bloß mit deiner Hexenstimme durcheinanderbringen«, sagte er. »Ich habe Spaß, und das ist alles, was mich interessiert.«
Ich schnaube. »Wenigstens weiß ich jetzt, was dir am wichtigsten ist.«
Er wird ungeduldig. Er zieht Joel noch dichter an sich heran und gräbt ihm seine Fingernägel in den Hals. Dabei reißt er ihm beinahe die Haut auf. »Laß meine Mutter gehen!« befiehlt er.
Ich vergrabe die Nägel im Nacken seiner Mutter und bleibe dabei ruhig und gelassen. »Du hast hier ein Problem, Eddie. Ich kenne den Kerl kaum. Du kannst ihn umlegen, und ich zucke nicht mal mit der Wimper. Du bist gar nicht in der Position, mir Befehle zu erteilen.«
Er starrt mich an, will, daß ich seinem Blick ausweiche. In seinem Blick liegt Macht, aber keine Kontrolle. »Ich glaube nicht, daß du eine unschuldige Frau einfach so umbringst«, meint er schließlich.
»Sie hat dich zur Welt gebracht«, halte ich ihm entgegen. »Sie ist nicht unschuldig.«
Statt einer Antwort sticht Eddie Joel den Hals auf. Der Eismann hat einen guten Blick für kräftige Venen. Das Blut fließt rasch und heftig. Joel bewegt sich unbehaglich hin und her, versucht jedoch nicht, sich loszureißen. Er weiß, daß dies keinen Sinn hat. Bis jetzt hat er mich mein Spiel spielen lassen, wohl darauf hoffend, daß ich noch eine Karte im Ärmel habe. Doch alles, was ich habe, ist Krishnas abstraktes Märchen. Als Joel nun das verhängnisvolle Rot und damit sein Leben auf seinem weißen Hemd dahinfließen sieht, will er noch etwas sagen. Er setzt jetzt selbst alles auf die letzte Karte und hat dabei keine Angst vor dem
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