Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzes Blut

Schwarzes Blut

Titel: Schwarzes Blut
Autoren: Christopher Pike
Vom Netzwerk:
aufgewachsen ist. Er ist ganz offensichtlich der Anführer. Als er bemerkt, daß ich ihm und seinen Kumpels aus dem Weg gehen will, lächelt er nur und läßt seinen kräftigen Bizeps spielen, als ob der seine eigenen Gesetze schriebe. Ich sehe, daß er unter seinem schmutziggrünen Mantel einen Revolver trägt. Die anderen sind unbewaffnet. Alle drei traben sie auf mich zu, und ich überlege, was ich tun soll. Natürlich könnte ich mich einfach umdrehen und abhauen. Selbst wenn sie für die Olympischen Spiele trainierten, hätten sie keine Chance, mich je einzuholen. Aber ich kneife vor keinem Kampf, und auf einmal regt sich auch Durst in mir. Das Lächeln wird dem Anführer schon vergehen, wenn er erst einmal mitkriegt, wie sein Blut mir in den Mund fließt. Also erwarte ich sie. Lange dauert es nicht.
»Hallo, Schätzchen«, sagt der Anführer, als sie sich im Halbkreis vor mir aufstellen. »Was machste hier ganz alleine? Verlaufen oder was?«
Ich wirke gelassen. »Nee, bin bloß auf Spaziergang. Und was habt ihr Burschen so vor?«
Sie grinsen einander an. Gute Taten haben sie jedenfalls nicht im Sinn. »Wie heißt du?« fragt der Anführer.
»Alisa. Und selbst?«
Er lächelt wie ein Schneekönig. Wahrscheinlich glaubt er auch, einer zu sein. »Paul. Hey, du bist mir ja mal ‘n hübsches Ding, ey. Weißte das, Alisa? Und hübsche Dinger hab’ ich gerne um mich rum.«
»Na klaro, Paul. Hast du gefährliche Dinger auch gerne um dich rum?«
Sie prusten los. Was für ein lustiges Mädel, denken sie. Paul klopft sich auf die Schenkel. »Wülste mir sagen, du bist gefährlich, Alisa?« fragt er. »Für mich biste ‘ne Partymieze. Wir gehen gerade auf ‘ne Party, ich und meine Kollegen hier. Wülste mit? Wird sicher ‘ne heiße Nummer.«
Ich überlege. »Und ihr drei seid die einzigen auf der Party, oder wie?«
Paul findet’s klasse, daß ich so auf Draht bin. »Kann schon sein. Kann auch sein, daß du gar nicht mehr brauchst.« Er tritt näher an mich heran. Er hat eine Fahne und trägt eine Schachtel Marlboro in der Manteltasche, gleich neben seinem Revolver. Der tapfere Junge legt mir die rechte Hand auf die Schulter, und sein Grinsen wird ziemlich anzüglich. »Kann sogar gut sein, ich bin alles, was du brauchst. Was meinste? Auf zur Party?«
Ich schaue ihm in die Augen. »Nee.«
Mit einemmal muß er die Augen zukneifen. Wenn ich meinem Blick freien Lauf lasse, verbrennt er die Pupillen von Menschen. Aber für Paul habe ich ihn ein wenig in Zaum gehalten, und deshalb wird er bloß neugierig und noch nicht ängstlich. Er hält mich noch immer an der Schulter.
»Einem wie mir sagste nich einfach nein, Schätzchen. Das Wort hör’ ich nämlich nicht gern.«
»Tatsächlich?«
Er schaut kurz seine Freunde an und nickt dann schwerfällig zu mir hin. »Siehst nich aus, als wennste von hier wärst. Aber hier gibt’s bloß zwei Arten von Party. Du bist mit ‘nem Lächeln dabei oder mit ‘nem Schreien. Haste kapiert, Alisa?«
Jetzt bin ich es, die lächelt. »Willst du mich vergewaltigen, Paul?«
Er zuckt mit den Schultern. »Liegt ganz an dir, Turteltäubchen.« Er holte seinen Colt aus dem Mantel, einen 45er Smith & Wesson, den er wahrscheinlich zu seinem letzten Geburtstag bekommen hat. Er drückt mir die Mündung unters Kinn. »Und an Colleen.«
»Du nennst deine Knarre Colleen?«
Er nickte ganz ernst. »Is ne Frau, ja. Läßt mich nie hängen.«
Mein Lächeln wird breiter. »Paul, du bist ja ein dermaßener Knallkopf. Du kannst mich nicht vergewaltigen. Schlag dir das aus dem Kopf, wenn du Weihnachten noch am Leben sein willst. Es wird einfach nicht passieren.«
Meine Kühnheit überrascht und verärgert ihn. Weil aber seine Freunde zuschauen, zieht er rasch wieder ein Lächeln auf, denn er muß ja cool sein und alles im Griff haben. Er drückt mir den Revolver noch fester an den Hals und versucht, mir den Kopf nach hinten zu biegen. Natürlich bewege ich mich keinen Millimeter, und das bringt ihn genauso durcheinander wie mein beiläufiger Tonfall.
»Dann sag mir doch mal, wieso ich dich nicht hier und jetzt haben können soll, ey? Sag mir das mal, Alisa. Hä? Bevor ich dir deinen verdammten Kopf wegpuste.«
»Weil ich auch ‘ne Waffe habe, Paul.«
Erneut kneift er die Augen zusammen. Mein Blick macht ihm schwer zu schaffen. »Was für eine denn?«
»Ein Messer. Tierisch scharfes Teil. Möchtest du es mal angucken?«
Er tritt ein wenig zurück, läßt mich los und richtet den Revolver auf meinen Bauch. »Laß
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher