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Schwarzes Blut

Schwarzes Blut

Titel: Schwarzes Blut
Autoren: Christopher Pike
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Leichtathletikausrüstung. Der Zeugwart muß vergessen haben, sie wegzuräumen. Ein Speer ist auch darunter. Während der Anführer mich noch mustert, bewege ich mich unauffällig auf die Sachen zu. Aber er ist schlau, dieser kalte, häßliche Mann, und er kriegt mit, was ich vorhabe. Mit einem Handzeichen bedeutet er seinen Gefährten, auf mich loszugehen.
Rasch gleiten die drei dunklen Gestalten die Treppen hinunter. In wenigen Sekunden haben sie die Tribünen hinter sich gelassen und die Laufbahn erreicht, die um den Sportplatz herumführt. Doch in dieser Zeit bin ich schon bei der Leichtathletikausrüstung angelangt und habe den Speer in die rechte Hand genommen. Schade, daß es nur einen davon gibt. Ich hebe meine Linke dem Anführer entgegen, der noch immer weit oben auf der Zuschauertribüne steht.
»Laß uns reden!« rufe ich ihm zu. »Wenn nicht, weiß ich aber auch, was ich zu tun habe.«
Das Lächeln auf dem Gesicht des Anführers vertieft sich. Er ist knapp zweihundert Meter von mir entfernt. Auch seine Schlägertypen grinsen, allerdings nicht mit der gleichen Zuversicht. Sie wissen, daß ich ein Vampir bin. Sie sehen auch den Speer und fragen sich, was ich damit wohl im Sinn habe. Alberne junge Unsterbliche. Ich behalte sie alle drei im Augenwinkel, obwohl ich weiterhin ihren Anführer fixiere.
»Es ist immer verkehrt, sich für einen schnellen Tod zu entscheiden!« rufe ich.
Der Anführer greift hinter sich und holt ein Messer aus der Gesäßtasche. An der Spitze klebt frisches Blut. Daß er mich auf eine solche Entfernung damit treffen könnte, brauche ich nicht zu befürchten, denn ich habe mehrere Jahrhunderte gebraucht, um so geschickt wie jetzt mit Messern umgehen zu können. Doch auch er hantiert die Waffe kundig, balanciert sie auf der offenen Hand. Der junge Mann, den ich ins Kolosseum gejagt habe, steht nun vor mir, genau zwischen mir und dem Anführer. Momentan steht es vier gegen einen. Ich werde das Verhältnis mal ein wenig zu meinen Gunsten verändern. Mit einer für menschliche Augen unmerklichen Bewegung schleudere ich den Speer auf den jungen Mann zu. Als er erkennt, welche Kraft ich in den Wurf hineingelegt habe, ist es schon zu spät für ihn. Zwar versucht er noch auszuweichen, doch trifft ihn die Spitze mitten in die Brust, dringt ihm durch die Rippen und tritt an seinem Rücken wieder aus. Ich höre, wie das Blut aus seinem durchbohrten Herzen spritzt. Ein letztes Seufzen kommt ihm noch über die Lippen, als er regelrecht aufgespießt zu Boden sinkt.
Plötzlich höre ich eine Klinge heransausen.
Spät erst erkenne ich, welches Geschick und welche Wucht der Anführer aufbringt. Zu spät.
Ich weiche nach links aus, gerade rechtzeitig, um mein Herz zu retten. Aber nicht rechtzeitig genug, denn das Messer dringt mir bis zum Heft ins rechte Schultergelenk ein. Der Schmerz ist ungeheuer, und Schwäche überfällt meine Glieder. Gegen meinen Willen sinke ich auf die Knie, versuche, mir die Klinge herauszuziehen. Die beiden anderen rennen rasch auf mich zu; gleich werden sie bei mir sein. Der Anführer jedoch läßt sich Zeit, während er die Stufen der Zuschauertribüne hinuntergeht. Ich bemerke, daß das Messer, das in mir steckt, mein eigenes ist. Offensichtlich hat der Anführer meine kleine Auseinandersetzung mit Paul verfolgt und danach auch noch Zeit gefunden, das Messer aus ihm herauszuziehen und mich damit hier im Kolosseum zu erwarten. Wie mächtig ist er? Kann ich es mit ihm aufnehmen, verwundet wie ich bin?
Jedenfalls dürfte Paul mittlerweile wohl keinen Schmerz mehr im Bein verspüren.
Mein vordringliches Anliegen sind jetzt aber die beiden anderen Vampire, nicht ihr Anführer. Es gelingt mir, das Messer herauszuziehen, gerade als der erste den Kopf senkt, um mich zu rammen. Mit einem Ruck lasse ich die Klinge losfliegen und schaue zu, wie sie ihm tief in die Schädeldecke dringt. Doch ich bin zu schwach, um mich zur Seite zu rollen, und so stürzt der Tote auf mich und zieht mich nieder. Hart schlage ich auf dem Boden auf, begraben unter hundert Kilo Menschenfleisch. Aus einer offenen Arterie strömt mir Blut über die Seite, und einen Moment lang befürchte ich, das Bewußtsein zu verlieren. Aber so leicht gebe ich nicht auf, nicht wenn noch ein Feind auf mich wartet. Ich befreie mich von dem toten Vampir, gerade als der dritte den Fuß hebt, um mir das Gesicht zu zertreten. Er ist jedoch nicht so schnell, und ich kann dem Tritt ausweichen. Ich rolle im eigenen Blut herum,
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