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Schwarzes Blut

Schwarzes Blut

Titel: Schwarzes Blut
Autoren: Christopher Pike
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gesehen?«
»Nein.«
Auch das eine ehrliche Antwort. Merkwürdig. Ich setze ein grimmiges Lächeln auf. »Was hat Eddie als Kind getan, wenn er Spaß haben wollte? Fröschen Knaller in den Mund gesteckt und ihnen den Kopf weggepustet? Katzen mit Benzin übergossen und sie angesteckt? Haben sie ihm das Benzin dafür gekauft? Haben Sie ihm die Katzen besorgt? Echt, ich möchte mal wissen, was für ‘ne Mutter man sein muß, um so einen Jungen großzuziehen.«
»Meine Eddie ist ein guter Junge. Er weiß, was er mit Mädchen wie Ihnen tun muß.«
»Ein Mädchen wie mich hat Ihr Junge noch nie getroffen.« Ich lasse sie in den Stuhl plumpsen. »Hinsetzen und Klappe halten!« Ich ziehe einen Stuhl zu mir hin und setze mich ebenfalls. »Wir werden jetzt auf Eddie warten.«
»Was haben Sie mit ihm vor?«
Ich hole meinen Revolver heraus. »Ihn umlegen.«
Sie zuckt mit keiner Wimper. Alles in allem macht sie sogar einen fast gelassenen Eindruck, was meine außergewöhnliche Stärke angeht. Ihr Junge muß ihr schon einiges berichtet haben über die neue Art Kids in der Stadt. Angst hat sie noch immer, aber es geht auch eine gewisse Arroganz von ihr aus. Sie nickt wie zu sich selbst, dabei knackt ihr arthritischer Hals wie ein von Termiten befallenes Brett.
»Mein Junge ist schlauer als du. Ich glaube, du bist diejenige, die umgelegt wird.«
Mit der Fernbedienung schalte ich den Fernseher aus und schlage die Beine übereinander. »Wenn er so schlau ist, warum ist er dann nicht sofort von zu Hause weg an dem Tag, an dem er laufen gelernt hat?«
Das schmeckt ihr gar nicht. »Was du da gesagt hast, wird dir noch leid tun.«
Meine Geduld mit ihr neigt sich dem Ende zu. »Das werden wir sehen.«
Eine Stunde später läutet das Telefon. Ich will Eddie erschrecken und so schnell wie möglich nach Hause kommen lassen. Also wäre es unsinnig, seine Mutter ans Telefon gehen und ihm vorerzählen zu lassen, daß ich nicht hier sei. Ganz so einfach wird sich Eddie nicht an der Nase herumführen lassen. Ich gehe selbst ans Telefon.
»Hallo?« sage ich.
»Sita.«
Es ist Joel, und er steckt ernsthaft in der Klemme. Sofort wird mir klar, daß er hier ins Haus gekommen ist, sobald ich weg von ihm war, und daß Eddie ihn von hier entführt hat. Eddie war die ganze Zeit über hier, während ich Yaksha befreit habe. Wahrscheinlich hat er sich irgendwo draußen versteckt, überzeugt davon, daß ich bei nächster Gelegenheit zurückfahren werde. Als ich dann doch nicht mehr auftauchte, schnappte er sich den Mann, der mich aus den Flammen befreit hat. Zweifellos ging er davon aus, daß er über ihn mich finden würde. Blitzartig begreife ich, daß Joels Überlebenschancen heute abend gering sind.
»Er ist bei dir«, sage ich.
Joel hat Angst, kann sich aber noch beherrschen. »Ja.«
»Was dich angeht, hat er seine Argumente auf den Tisch gelegt. Gib ihn mir.«
»Ich bin entbehrlich«, sagt Joel. »Verstehst du, was ich sage?«
»Wir sind beide entbehrlich«, antworte ich.
Kurz danach ist Eddie an der Leitung. Seine Stimme ist schmierig. Gleichzeitig klingt er äußerst zuversichtlich.
»Hallo, Sita. Wie geht’s meiner Mutter?«
»Gut. Sie gibt mächtig an mit ihrem Sohn.«
»Hast du ihr weh getan?«
»Ich denke gerade drüber nach. Hast du Joel weh getan?«
»Och, bloß die Ärmchen gebrochen, mehr nicht. Ist das dein neuer Freund? Der alte hat sich ja verdrückt.«
Ich bemühe mich, gelassen zu wirken. »Ach, weißt du, die einen kommen, die anderen gehen. Wenn man so alt ist wie ich, ist einer so gut wie der andere.«
Eddie kichert. »Das kann ich nicht beurteilen. Im Moment jedenfalls bist du nicht so gut dran wie ich.«
Ich will, daß er wütend auf mich wird, daß er die Beherrschung verliert. »Ist das hier deine Art, dich an mich ranzupirschen, Eddie? Ist es das, was du willst? Willst du die Welt beherrschen, damit du Freitagabend ‘n Rendezvous kriegst? Ich hab’ mit deinem früheren Arbeitgeber gesprochen und dabei gehört, was du in deiner Freizeit so für Späßchen treibst. Bei deinen Umgangsformen würde ich mich weiß Gott nicht wundern, wenn du noch immer Jungfrau bist.«
Das sitzt. Gut, vor unserem Kampf eine Schwachstelle bei ihm entdeckt zu haben. Denn so intelligent Eddie auch sein mag, scheint er doch, was den Umgang mit Menschen betrifft, reichlich unreif zu sein. Ich will damit nicht einfach sagen, daß er ein Psychopath ist. Ich kannte eine Menge Psychopathen, die bemerkenswerte Umgangsformen pflegten – wenn sie nicht gerade
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