Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzes Blut

Schwarzes Blut

Titel: Schwarzes Blut
Autoren: Christopher Pike
Vom Netzwerk:
bedeute ihm, hier anzuhalten.
»Hier ist es«, sage ich und öffne die Tür. »Ganz herzlichen Dank.«
»Meinst du, er springt wieder an?« will er wissen.
»Vielleicht setzen Sie gerade ein Stückchen vor und warten noch eben, ob ich ihn ankriege«, hauche ich ihm in einem Schlafzimmerton zu. »Ob Sie das für mich tun könnten?«
»Kein Problem. Alisa, hast du einen Ausweis bei dir?«
Ich setze ein dümmliches Gesicht auf. »Ich wußte, daß Sie danach fragen würden. Tut mir leid, aber ich habe keinen dabei. Ich kann Ihnen aber eine Nummer geben, unter der Sie mich morgen erreichen können. 310-5554141. Das ist ein Ortsanschluß hier aus Los Angeles, der die Anrufe in mein Haus in Oregon durchstellt. Darunter erreichen Sie mich innerhalb der nächsten drei Tage jederzeit. Soll ich Ihnen die Nummer aufschreiben?«
Er zögert einen Moment. Sicher glaubt er, mich auch über das Nummernschild aufspüren zu können. »Nicht nötig, die Nummer kann ich mir merken.« Er mustert die feuchten Stellen auf meinem Top. Durch Angucken allein kann er sie auf keinen Fall als Blutflecken entlarven, nur frage ich mich, ob er nicht vielleicht ihren Geruch wahrnimmt, selbst nach meiner gründlichen Dusche. Wenn er das Blut erkennt, läßt er mich nie laufen, selbst wenn er ein klein wenig unter meinem Einfluß steht. Und auf freiem Fuß bin ich noch lange nicht. »Gibst du mir auch deine Adresse?« bittet er.
»Joel«, sage ich auf die mir besondere Art und Weise. »Sie glauben doch nicht wirklich, daß ich jemanden umgebracht habe, oder?«
Er lehnt sich ein wenig zurück. »Nein.«
»Na bitte. Warum dann all diese Fragen?«
Er zögert. Schließlich zuckt er mit den Schultern. »Wenn du eine Adresse hast, gib sie mir. Sonst reicht mir für den Moment auch deine Telefonnummer.« Er fügt hinzu: »Ich denke, wir reden morgen noch mal miteinander.«
»Gut. War nett, Sie kennenzulernen.« Ich steige aus seinem Wagen. »Jetzt hoffe ich bloß noch, daß das verdammte Ding hier auch anspringt.«
Wie ich es vorgeschlagen habe, setzt Joel seinen Wagen vor und wartet. Die Tür des Honda ist verschlossen. Mit einem kräftigen Ruck reiße ich sie auf und lasse mich hinter das Steuer gleiten. Das Zündschloß knacke ich mit zwei Fingern. Dabei entgeht mir nicht, wie Joel im Rückspiegel auf mein Kennzeichen schaut. Er schreibt es auf, während ich noch dabei bin, die Zünddrähte aneinanderzuhalten, bis der Motor anspringt. Ich winke ihm zu und mache, daß ich davonkomme. Die Anwohner müssen ja nicht gerade mit ansehen, wie sich jemand in eines ihrer Autos klemmt und damit abzischt. Ich fahre einmal um den Block herum, bis ich meinen eigenen Wagen erreiche, und noch nicht mal eine Stunde später bin ich in der Luft und düse in meinem privaten Learjet nach Oregon. Doch mir ist klar, daß ich schon bald wieder nach Los Angeles zurückkehren werde, um den Krieg der Vampire zu beenden.
Auf Gedeih oder Verderb.
    2.
KAPITEL
    Ray ist nicht da, als ich nach Hause komme. Wir wohnen in einer neuen Wohnung, denn die andere ist ja mit Yaksha in die Luft geflogen. Jetzt leben wir in einer modernen Villa am Waldrand, nicht weit von der alten Wohnung entfernt. Sie ist sehr komfortabel, mit allem elektronischen Drum und Dran, hat einen wunderschönen Blick aufs Meer und schwere Gardinen, um die Mittagssonne abzuhalten. Ray ist schrecklich empfindlich gegenüber Sonnenstrahlen, mehr als jeder andere Vampir, den ich kannte. Er ist der typische Bram-Stoker-Vampir aus den alten Geschichten. Vieles an seiner neuen Existenz bereitet ihm Sorgen. Er vermißt seine Schulfreunde, seine frühere Freundin und vor allem seinen Vater. Und ich kann ihm nichts von alledem zurückgeben, ganz sicher nicht seinen Vater, denn ich war es ja, der den Mann umgebracht hat. Ich kann ihm nur meine Liebe geben und hoffen, daß diese genügt. Nach nur zwei Minuten im Haus bin ich wieder im Wagen und mache mich auf die Suche nach Ray. In einer Stunde geht die Sonne auf.
    Ich finde ihn auf der Veranda seiner früheren Freundin. Pat McQueen ahnt jedoch nicht, daß er bei ihr in der Nähe ist. Sie schläft drinnen, bei ihren Eltern. Sie glaubt, daß Ray und ich bei der Explosion ums Leben gekommen sind. Er hat sich vorgebeugt, den Kopf zwischen den Knien vergraben und macht sich noch nicht einmal die Mühe, aufzuschauen, als ich auf ihn zugehe. Ich stoße einen Seufzer aus.
    »Was, wenn ich jetzt ein Bulle wäre?« frage ich ihn.
    Jetzt schaut er auf. Traurig schaut er aus, so daß seine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher