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Schwarzes Blut

Schwarzes Blut

Titel: Schwarzes Blut
Autoren: Christopher Pike
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Parkplatz. Plötzlich trifft mich ein greller Scheinwerfer. Verdammt: ein Streifenwagen! Er hält neben mir an, und ein Bulle, der so aussieht, als hätte er seit zwanzig Jahren nichts als Donuts in sich hineingestopft, steckt den Kopf aus dem Beifahrerfenster.
»Was treiben Sie denn hier mitten in der Nacht, Fräulein?« fragt er.
Ich mache auf ängstlich. »Ich suche mein Auto. Es ist stehengeblieben, vor über eine Stunde schon, und ich wollte Hilfe holen, da sind diese Kerle erschienen und auf mich losgegangen. Sie haben Wasserbeutel auf mich geworfen und mich bedroht.« Ich schaudere am ganzen Körper, ziehe voll die Show ab für ihn und drücke auf seine Tränendrüsen. »Aber irgendwie konnte ich abhauen.«
Der Bulle schaut mich von oben bis unten an. Die Blutflecken auf meiner Kleidung dürfte er kaum bemerken. Praktisch unmöglich, sie im Dunkeln und auf schwarzen Kleidern zu erkennen. Außerdem hat mein magischer Blick schon seinen Willen geschwächt. Er ist hin und weg – knallhübsch, jung und blond, wie ich mich darstelle. Meine Haare trage ich mittlerweile wieder offen. Er wirft seinem Kollegen hinter dem Steuer einen Blick zu, dreht sich dann wieder mir zu und schmunzelt.
»Da hast du ja noch ganz schön Schwein gehabt, daß sie nur mit Wasserbeuteln auf dich geworfen haben«, meint er. »Die Gegend hier ist nichts, um nachts allein rumzulaufen. Spring auf den Rücksitz, und wir bringen dich zu deinem Wagen zurück.«
Es wäre verdächtig, dieses Angebot abzulehnen. »Vielen Dank«, sage ich und öffne die Tür. Ich klettere hinten in den Streifenwagen. Sein Kollege, ein jüngerer Mann, schaut mich an.
»Warst du gerade im Kolosseum?« fragt er.
Ich spiele auch ihm was vor. »Nein«, sage ich bestimmt. »Wie sollte ich denn? Der Zaun ist doch vier Meter hoch!«
Er nickt wie eine Marionettenfigur. »Es gab bloß gerade Ärger da drin.«
»Ach so«, sage ich.
Ein Mann ruft sie über Funk. Der dicke Beamte erklärt ihm, wie sie auf mich gestoßen sind. Der Typ am anderen Ende ist von meiner Geschichte nicht sonderlich beeindruckt. Er befiehlt ihnen, mich festzuhalten, bis er da ist. In seiner Stimme liegt Stärke, das läßt sich sogar über die Funkverbindung heraushören. Ich frage mich, ob ich ihn wohl auch so einfach um den Finger wickeln kann wie die beiden anderen. Wir sitzen da und warten, daß sich der Chef einfindet; die Beamten entschuldigen sich für die Verzögerung. Ich überlege, ob ich das Blut der beiden trinken und sie benommen und verwirrt zurücklassen soll. Aber für Bullen habe ich eigentlich schon immer etwas übrig gehabt. Der Dicke bietet mir einen Donut an, der meinen Heißhunger jedoch auch nicht gerade stillt.
Der Mann, der schließlich auftaucht, gehört nicht zur Stadtpolizei, sondern zum FBI. Er fährt in einem Zivilfahrzeug vor, und ich werde aufgefordert, vorne bei ihm einzusteigen. Ich leiste keinerlei Widerstand. Er stellt sich als Kommissar Joel Drake vor. Er strahlt Autorität aus. Ein junger Mann mit blonden Haaren, beinah so hell wie meinen, und wie ich mit blauen Augen, obwohl seine dunkler sind als meine. Er trägt einen marineblauen Sportmantel und eine teure weiße Hose. Er sieht bemerkenswert gut aus. Als ich mich neben ihn setze, komme ich mir vor wie ein Schauspieler in einer Fernsehserie. Der VampirAgent – so was in der Richtung müßte es doch geben. Sein Gesicht ist sonnengebräunt, seine Züge sind scharf und intelligent. Bevor er die Wagentür schließt, mustert er mein Gesicht im Dämmerlicht. Daß ich klatschnaß bin, fällt ihm auf, aber meine Blutflecken sind nach wie vor so gut wie unsichtbar. Die anderen Polizisten fahren weg.
»Wie heißt du?« fragt er mich.
»Alisa Perne.«
»Wo steht dein Auto?«
»Genau weiß ich es nicht. Ich bin schon seit einer Stunde unterwegs. Hab’ mich verlaufen.«
»Du hast erzählt, ein paar Kerle hätten mit Wasserbeuteln nach dir geworfen. Und die Geschichte soll ich dir abnehmen?«
»Ja«, sage ich und fixiere dabei seine Augen. Wunderschöne Augen. Allzu stark will ich seinen Willen nicht abstumpfen, weil ich Angst habe, er könnte dabei verletzt werden. Doch er ist stark; ohne große Kraftanstrengung kann ich ihn wohl nicht beeinflussen. Wie dem auch sei, ich kann es nicht zulassen, daß er mich zum Verhör mitnimmt. Ich senke die Stimme und spreche jetzt in einem solchen Tonfall zu ihm, daß es ihm erscheint, als lausche er nicht mir, sondern seinen eigenen Gedanken.
»Ich habe nichts Böses getan«, sage ich
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