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Ein Sommer mit Danica

Ein Sommer mit Danica

Titel: Ein Sommer mit Danica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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    Er war nach Istrien gekommen, um zu sterben.
    Wie und wo das geschehen sollte, wußte er noch nicht, und er war auch nicht krank und schwach, kein Schmerz quälte ihn, kein Wissen um einen schleichenden Tod, dem er zuvorkommen wollte … er wollte einfach nicht mehr leben, er war das, was man Leben nannte, satt, ertrank förmlich in seinem Abscheu, weiter atmen zu müssen, weil sein Körper so gesund, sein Herz so stark, sein Hirn so klar waren.
    Das einzige, was er sich für diesen großen Augenblick vorgenommen hatte, war die Rückkehr an jene Stelle gewesen, an der er einmal so unbeschreiblich glücklich war. Noch einmal dort stehen, wo ich erkannt habe wie grenzenlos man einen Menschen lieben kann, hatte er gedacht. Und dann Schluß machen, dieses mistige Leben abschließen, sich noch einmal so herrlich besaufen, wie man es seit Jahren Abend für Abend tat, und dann den letzten Schritt gründlich tun, mit jener Gründlichkeit, die man als Arzt gelernt hatte, mit der man die Leiber der Menschen durchforschte und Krankheiten aufspürte.
    Aber wie, das wußte er noch nicht. Nur schnell sollte es gehen, sehr schnell – und wenn möglich schmerzlos. Ich gönne diesem Leben nicht einmal mehr ein Stöhnen, hatte er gedacht. Nicht einen Japser von Schrei, nicht einmal ein Zucken des Gesichtes. Aber mir wird schon etwas einfallen. Wozu ist man Arzt – man kennt den Tod in vielen Masken.
    Jetzt aber war plötzlich alles anders geworden. Er war mit seinem Wagen über Klagenfurt und Ljubljana die gut ausgebaute Straße heruntergekommen, hatte Postojna mit seiner berühmten Höhle schnell durchfahren und wollte an die Küste, nach Köper. Noch einmal übernachten, hatte er sich ausgerechnet, dann längs durch Istrien nach Pula … und dort war dann das Ende der Fahrt erreicht. Er würde den Wagen irgendwo auf einem Parkplatz abstellen, einen Zettel an die Windschutzscheibe klemmen: ›Diesen Wagen schenke ich dem Finder‹, sich in die Ruinen der römischen Arena setzen, an Hilde, Christian und Monika denken und damit einen Strich unter sein Leben ziehen.
    Hinter der Straßenkreuzung bei Kozina, auf der Höhenstraße zwischen kahlem Karstgestein, niedrigen Bergbäumen und Heidekraut, Korkeichen und Zedern war es ihm, als fahre er in einen luftleeren Raum hinein. In Ljubljana hatte noch die Sommersonne das Auto wie zwischen glühende Zangen genommen, er hatte alle Fenster heruntergekurbelt, und trotzdem lief ihm der Schweiß unaufhaltsam über den Körper … dann plötzlich verdunkelte sich der Himmel, als ziehe jemand einen dichten Vorhang über die Sonne, dicke Regentropfen klatschten auf den staubigen Wagen, die Straße wurde schlüpfrig, wie mit Schmierseife eingerieben, und er mußte die Geschwindigkeit drosseln.
    Der Regen blieb … aber der Wind schlief völlig ein. Es rauschte aus dem Himmel in eine Lautlosigkeit, in eine Einsamkeit, die geradezu bedrückend war. Er war mit seinem Wagen allein auf der Straße, die kahlen Hügel um ihn herum färbten sich grau, und er dachte einen Augenblick: So muß es aussehen, wenn die Welt untergeht. Alles farblos, alles ohne Ton, eine vollkommene Auflösung …
    Er hielt an, stieg aus, stellte sich in den Regen und erlebte diese völlige Windstille. Die Bäume standen unbeweglich, und das Wasser rann aus dem farblosen Himmel, als sei er millionenfach durchlöchert. Das Atmen wurde merkwürdig schwer, ein Druck auf den Lungen und gegen den Brustkorb ließ ihn wieder in den Wagen steigen, und gerade hatte er die Tür geschlossen, schien der Himmel herabzustürzen und als eine einzige große Faust zuzuschlagen.
    Ein mörderischer Windstoß traf das Auto, der Regen wurde zu einer massiven Wand, der Wagen schwankte in den Federn, und instinktiv ließ er den Motor wieder an, gab vorsichtig Gas und versuchte, wenigstens von diesem Hochplateau wegzukommen und in den Schutz der weiter unten näher an die Straße rückenden Felsen zu flüchten.
    Es war zu spät.
    Die Faust des Windes hieb wieder auf ihn ein, er spürte, wie der Wagen ihm nicht mehr gehorchte, wie alles Lenken, alles Gegensteuern, alle Mechanik versagten vor diesem Sturm, der über das Land heulte und sich auf das Meer stürzte. Wie ein kreiselnder Stein wurde der Wagen weggerissen, tanzte über die glatte Straße, hob sich vom Boden ab, krachte wieder in die Federn und trieb dem Abhang zu.
    Er sah durch den Wasservorhang die Tiefe auf sich zukommen, noch einmal drehte er verzweifelt am Steuer, gab sinnlos Gas, wurde

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